Von Carsten Lappe und Andreas Schirmer
Düsseldorf. Benjamin Hübner fühlte sich nicht als Täter, sondern als Opfer. Entsprechend wütend war der Hoffenheimer Abwehrspieler: "Mein Arm ist an meinem Körper, er zieht meinen Arm nach oben in sein Gesicht", schimpfte Hübner nach Spiel über seinen Platzverweis.
Bereits nach neun Minuten musste der 30-Jährige den Rasen verlassen, weil er Gegenspieler Kaan Ayhan im Gerangel im Gesicht traf. "Das ist eine ganz große Schande, was Ayhan macht. Das nimmt mir den Spaß am Fußball", sagte Hübner erbost. Es war sein erstes Spiel nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre.
Die besten Bilder vom Hoffenheimer Unentschieden in DüsseldorfIn der Tat war die Entscheidung des unglücklich agierenden Referees Sören Storks hart, auch wenn die Aktion klar erkennbar war. "Natürlich war das ein Fehler", räumte Hübner ein. Video-Schiedsrichter Christian Dingert überprüfte die Szene, schritt aber nicht ein. Unglücklich war auch Ayhans Verhalten, der sich entlarvend äußerte: "Ich habe eine Faust gespürt im Gesicht, das auch relativ deutlich. Dann habe ich gemerkt, dass es nicht ganz so weh tut."
Die TV-Zeitlupe entlarvte, dass er den Arm, den Hübner in Erwartung eines Eckballs nach hinten raushielt, um den Gegenspieler zu spüren, nach oben drückte und Hübners Hand damit in sein eigenes Gesicht. Dann ließ es sich fallen.
"Die Rote Karte hat das Spiel geändert", sagte Hoffenheim-Coach Alfred Schreuder. "80 Minuten in Unterzahl zu spielen, war hart", meinte Munas Dabbur. Der Israeli schoss in der 16. Minute den Ausgleich, nachdem für die Fortuna Rouven Hennings (5.) die Führung markierte hatte. Henning traf per Foulelfmeter (76.) auch zum Endstand. Zuvor hatte Steve Zuber (61.) trotz Unterzahl sogar das zwischenzeitliche 2:1 für die Gäste erzielt. Dabei waren die dezimierten Hoffenheimer fast nur zur Verteidigung verdonnert und konnten von Glück sagen, einen Punkt mitnehmen zu können.
"Mit dem 2:2 können wir schon gut leben", lautete das Fazit von Schreuder. "Wir wussten, dass es ein sehr hartes Spiel wird gegen eine taktisch sehr gute Mannschaft. Das war schwer für uns. Mit Ball waren wir nicht so gut. Die Rote Karte hat das Spiel auch geändert. Fortuna steht viel schlechter in der Tabelle, als sie angesichts ihres Spiels stehen müsste. Wir nehmen den Punkt mit. Ich bin stolz auf die Mentalität der Spieler."
Zu den Schiedsrichter-Entscheidungen sagte er: "Den Elfmeter kann man geben. Ich glaube aber, dass es keine Rote Kate war. Aber das ist natürlich klar, dass ich das so sage, weil es gegen meine Mannschaft ging." Trotzdem konnte er dem Spiel noch etwas Gutes abgewinnen: "Immerhin schießen wir noch zwei Tore in Unterzahl." Dieser Einsatz und Wille soll auch im Kampf um einen Europacup-Platz der Schlüssel zu einem Erfolg im Heimspiel am Freitag gegen RB Leipzig sein. "Wir sind bereit und haben das Selbstvertrauen, ein großes Spiel zu machen", kündigte Dabbur an.
Update: Sonntag, 7. Juni 2020, 15.40 Uhr
Düsseldorf. (pami/dpa) Fortuna Düsseldorf hat im Kampf gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga einen Befreiungsschlag verpasst. Auch 80 Minuten in Überzahl und ein Doppelpack von Torjäger Rouwen Hennings (5. Minute/77./Foulelfmeter) reichten am Samstag nur zu einem 2:2 (1:1) gegen 1899 Hoffenheim. Zwischendurch mussten die Rheinländer gar die dritte Niederlage unter Trainer Uwe Rösler befürchten. Munas Dabbur (16.) mit seinem ersten Saisontor und Steven Zuber (61.) hatten das Spiel für zehn Hoffenheimer vorübergehend gedreht. Benjamin Hübner hatte in seinem ersten Spiel nach Gelb-Rot-Sperre in der neunten Minute die Rote Karte wegen einer Tätlichkeit gesehen.
Bereits zum achten Mal unter Trainer Rösler ging Düsseldorf in Front, gewann aber wieder einmal nicht. Nur ein Sieg aus diesen Spielen konnten die Fortunen einfahren, die nicht vom Relegationsplatz 16 wegkommen. Bei noch vier ausstehenden Spielen müssen die Rheinländer nun gegen die Champions-League-Aspiranten Borussia Dortmund und RB Leipzig ran. Gegen den BVB fehlt Mittelfeldspieler Adam Bodzek nach seiner zehnten Gelben Karte. Hoffenheim bleibt als Sechster mit 43 Punkten aus 30 Spielen im Rennen um die Europapokal-Teilnahme.
Für Wirbel sorgten insbesondere zu Beginn Schiedsrichter Sören Storks und Video-Schiedsrichter Christian Dingert in Köln. Die Entscheidungen zur Roten Karte gegen Hübner und zu einem nicht gegebenen weiteren Tor von Hennings (18.) waren zumindest diskutabel. Keine zehn Minuten waren gespielt, da war die Partie für Hübner bereits wieder vorbei. Vor einer Ecke geriet Hübners Hand im Gerangel ins Gesicht von Fortunas Abwehrchef Kaan Ayhan. Storks zückte sofort Rot - hart, aber wohl vertretbar.
Zu diesem Zeitpunkt führte die Fortuna bereits 1:0. Hennings, der beim 0:5 bei Bayern München nicht gespielt hatte, rechtfertigte seine Rückkehr in die Startelf mit seinem 13. Saisontor. Der Torjäger stand nach einer Flanke von Kevin Stöger zu frei und konnte ungehindert einköpfen. Trotz Unterzahl kamen die Gäste schnell zum Ausgleich, da auch die Fortuna bei einer Standardsituation ungeordnet war. Nach einem Freistoß von Robert Skov rettet Fortuna-Schlussmann Florian Kastenmeier noch gegen Stefan Posch, den Abpraller drückte Dabbur dann über die Linie. Für den israelischen Nationalspieler war es nach seinem Wechsel vom FC Sevilla im Winter das erste Tor für Hoffenheim.
Wo landet die TSG Hoffenheim am Ende der Saison 2019/2020?
Unmittelbar danach köpfte erneut Hennings zu vermeintlichen Düsseldorfer Führung ein. Storks gab das Tor zunächst, wurde aber von Dingert in Köln aufgefordert, sich die Szene noch einmal anzusehen. Zuvor hatte es einen Luftkampf zwischen Düsseldorfs Kenan Karaman und Posch gegeben, den Storks nicht als Foul gesehen hatte. Da dies eher keine klare Fehlentscheidung war, verwunderte das Einschreiten Dingerts. Tatsächlich nahm Storks das Tor dann zurück.
Fortuna machte geduldig das Spiel und startete Angriff um Angriff. Dies glich fortan einem Handball-Offensivspiel. Immer wieder spielten die Düsseldorfer den Ball am Strafraum entlang auf der Suche nach einer Lücke in der emsigen Hoffenheimer Abwehr, die sich freilich nicht auftat. Fortuna spielte gefällig und war nach dem Platzverweis im Dauer-Ballbesitz. Daraus machten die Rheinländer jedoch zu wenig.
Hoffenheim verteidigte und konterte geschickt. Eine der wenigen Befreiungsaktionen nutzte Zuber schließlich zur schmeichelhaften Führung. Rösler reagierte mit einem Vierfach-Wechsel und seine Spieler mit weiteren wütenden Angriffen. Dies wurde schließlich durch Storks Elfmeterpfiff nach einem Schubser von Havard Nordtveit gegen Erik Thommy belohnt. So kam Hennings doch noch zu seinem Doppelpack, sein Team aber trotz eines weiteren Sturmlaufs erneut nicht zum Sieg.
So spielte die TSG: Baumann, Bicakcic, Hübner, Posch (85. Bogarde), Nordtveit, Samassekou, Rudy, Zuber (62. Kaderabek), Baumgartner (62. Bebou), Skov (85. Grillitsch), Dabbur (71. Kramaric)