TSG Hoffenheim

Was "Hoffe"-Held Salihovic vom Spiel gegen den BVB erwartet

Als Kind rannte Sejad Salihovic im BVB-Trikot durch Berlin, später rettete er die TSG Hoffenheim im Revier vor dem Abstieg.

10.02.2021 UPDATE: 11.02.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden
Grüße nach der Großtat: Als Sejad Salihovic (mit Ball) 2013 in Dortmund mit seinem zweiten verwandelten Elfmeter den Hoffenheimer Abstieg verhindert, lässt er sich von Fans und Kollegen feiern. Archivbild: Imago

Von Nikolas Beck

Sinsheim. 18. Mai 2013, 17.10 Uhr, Dortmund, Signal Iduna Park. Kevin Großkreutz im Tor, Sejad Salihovic am Elfmeterpunkt. Es ist ein Moment, der auch fast acht Jahre später so manchem "Hoffe"-Fan eine Gänsehaut auf den Körper zaubert. Salihovic zimmert den Ball unter die Latte, ins Tor und ins Glück. Es ist sein zweiter Treffer per Strafstoß an diesem denkwürdigen Nachmittag, an dem sich die Kraichgauer mit einem 2:1 beim Champions-League-Finalisten im letzten Moment auf den Relegationsrang zittern und den Abstieg vermeiden.

"Sali" und die Elfmeter in Dortmund, sie haben ihren festen Platz in den Geschichtsbüchern der TSG Hoffenheim. "Meiner Meinung nach wird darüber fast zu oft gesprochen", lacht der Kunstschütze im Gespräch mit der RNZ.

Was "Sali" den Profis rät

Salihovic versteht sich nicht als TSG-Retter. Die eigene Bedeutung will der 36-Jährige nicht überhöhen: "Es war einfach ein geiler Moment, sehr emotional und für den Verein natürlich extrem wichtig." Vier- oder Fünfnull hätten die Kraichgauer damals zurückliegen müssen, erinnert er sich an überlegene Borussen. "Im Fußball passiert es nicht so oft, dass du das Glück dermaßen auf deiner Seite hast", weiß der Bosnier mit der Erfahrung aus 243 Bundesliga- und 47 Länderspielen. "Für mich war das unabhängig von meinen Elfmetern eine der schönsten Erfahrungen in Hoffenheim."

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Ob es zur Neuauflage gegen den BVB an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) überhaupt kommen würde, wäre die TSG damals in die 2. Liga runtergegangen? Fraglich. Nicht wenige meinen, ein Abstieg hätte den damals noch viel jüngeren Bundesligisten um Jahre zurückgeworfen.

Stattdessen folgten eine ganze Menge weiterer Dortmunder-Dramen. Ausgerechnet jener Klub, dessen Verantwortliche und Fans die Hoffenheimer nicht zu ihren besten Freunden zählen, hat im Dorfverein so etwas wie einen Angstgegner gefunden. "Es waren immer besondere Spiele gegen Dortmund", schwärmt Salihovic von den Aufeinandertreffen beider Klubs auch nach seinem Abschied 2015. Etwa vom 3:1-Erfolg im Mai 2018, mit dem "Hoffe" am BVB vorbei in die Champions League einzog. Vom Drei-Tore-Comeback im Februar 2019 oder dem 4:0-Sieg im Revier zum Saisonabschluss im vergangenen Sommer.

Salihovic outet sich als Schwarz-Gelb-Sympathisant. Mitte der 90er schlug das Herz des kleinen Sejad für Lars Ricken und Co.. "Ich bin in Berlin mit dem Dortmund-Trikot auf dem Bolzplatz rumgerannt", lacht er: "Ich war Fan. Dortmund ist ein Spitzenklub, da brauchen wir nicht drum herum reden."

Aus der Hauptstadt, wo Salihovic nach der Flucht vor dem Bosnienkrieg aufgewachsen war und mit der Hertha erste Bundesliga-Erfahrungen gemacht hatte, ging es 2006 nach Hoffenheim. In die Regionalliga. Zwei Schritte zurück, um drei nach vorne zu machen. Den Aufstieg der TSG hat der Linksfuß wie kaum ein anderer mitgeprägt. Der Klub wurde zur Herzensangelegenheit. Sinsheim zur dritten Heimat. Mit seiner Lebensgefährtin und dem 16 Monate alten Töchterlein Mila Rose wohnt er inzwischen zwar in Frankenthal. Beruflich zieht es Sali aber wieder täglich in den Kraichgau. "Es ging alles sehr schnell", rekapituliert er die vergangenen Monate: "Im August war ich U17-Hospitant, dann U17-Co-Trainer, dann U23-Co-Trainer mit Kai Herdling – und plötzlich bin ich wieder Spieler." Nach der Kreuzband-Verletzung von Kapitän Andreas Ludwig wurde Salihovic flugs reaktiviert. Um "Hoffe zwo" im Abstiegskampf der Regionalliga-Südwest zu helfen. Aber auch, wie er zugibt, weil es in den Füßen nach seinem Karriereende 2019 doch noch ein bisschen gejuckt hat: "Zunächst mal bis Sommer, vielleicht hängen wir aber auch noch ein Jahr dran."

Nun heißt es am Samstag also Heimspiel gehen Bahlingen statt Busfahrt nach Dortmund. Wehmut verspürt er deswegen nicht. "Es macht riesig Spaß hier mit den Jungs und dem Trainerteam. Deswegen fiel es mir auch leicht zu sagen: ’Komm, ich beiß jetzt noch mal auf die Zähne."

Mit den Profis, die sich aktuell schwer tun, leidet Salihovic aber natürlich immer noch mit. "Sie haben eine gute Truppe zusammen", ist er überzeugt. "Aber ich glaube, sie müssen als Team mehr zusammenrücken. Das hat Hoffenheim immer ausgemacht." Sieht der Ex-Rekordspieler diesbezüglich gar Defizite? Die widrigen Umstände mit vielen Verletzungen und zahlreichen Corona-Fällen will er jedenfalls nur bedingt als Ausrede gelten lassen. Das hätten andere Vereine schließlich auch. Der Zusammenhalt sei das Entscheidende. "Ich kann mich nur wiederholen: Wenn du als Team Gas gibst – die Waschfrau, der Zeugwart, alle wie eine Familie sind, dann hattest du hier immer Erfolg."

Geht es nach Sejad Salihovic, dann auch am Samstag in Dortmund: "Ein 3:1 für uns würde ich unterschreiben."

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