Hoffenheim gegen RB Leipzig

Gute Freunde kann niemand trennen

Für "Hoffe"-Trainer Alfred Schreuder ist das Duell mit Leipzig und seinem Vorgänger ein ganz besonderes - Ohne Vogt und Hübner?

05.12.2019 UPDATE: 06.12.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden
„Wir hatten wahnsinnig viel Spaß zusammen“, sagt Hoffenheims Trainer Alfred Schreuder (links) über die gemeinsame Zeit mit Julian Nagelsmann. Am Samstag kommt es zum Wiedersehen mit dem ehemaligen TSG- und heutigen Leipzig-Coach. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Zuzenhausen. Bevor das Sommermärchen 2006 durch den Vergabe-Skandal Züge eines Kriminalromans bekam, da galt in Fußball-Deutschland: Was Franz Beckenbauer anpackt, wird zu Gold. Stimmt allerdings nicht ganz. 1966 war es, als der "Kaiser" mit "Gute Freunde kann niemand trennen" zwar einen Evergreen landete. In den Charts reichte es für Beckenbauer allerdings nur zu Rang 31. Wie jener Song heißt – und ob er Hitparaden-Potenzial besitzt –, den Alfred Schreuder gemeinsam mit Julian Nagelsmann und dem restlichen Trainerteam vor einigen Jahren in der Kabine aufgenommen hat, ist nicht übermittelt. Die Erinnerungen daran sind bei Schreuder, damals Nagelsmanns Assistent, heute "Hoffe"-Chefcoach, aber noch präsent. "Wir hatten wahnsinnig viel Spaß in dieser Zeit", sagt der Niederländer über die gemeinsamen Monate von Februar 2016 bis Januar 2018. Der Song bleibe allerdings unter Verschluss.

Reif für die Hitparade?

Wenn man sich so anhört, was Schreuder vor dem Wiedersehen mit Nagelsmann – die TSG tritt am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei RB Leipzig an – über seinen ehemaligen Chef zu sagen hat, könnte die gesangliche Co-Produktion zumindest textlich Beckenbauers Kult-Hit ähneln. Nicht nur ein "Top-Trainer und ein Top-Mensch" sei Nagelsmann, sondern auch "ein Freund".

Daher sei das Duell mit dem starken Tabellenzweiten RB natürlich ein ganz besonderes: "Nicht, weil es Leipzig ist, nur weil es gegen Julian und sein Team geht", so Schreuder. Er hat auch kein Problem damit hat einzuräumen, sich von seinem fast 15 Jahre jüngeren Kollegen das eine oder andere abgeschaut zu haben. "Vor allem von der Art und Weise der Trainingsgestaltung habe ich einiges mitgenommen", berichtet der 47-Jährige. Nagelsmann lege den Schwerpunkt gerade zu Beginn einer Woche immer auf den Kopf, also auf die mentale Komponente.

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Die Vermutung liegt nahe, dass diesbezüglich auch Schreuder eine ganze Menge Arbeit zu verrichten hatte. Zwar sagt der TSG-Trainer selbstbewusst, "wir lassen uns von den vergangenen beiden Ergebnissen nicht ablenken", aber die Heimspiele gegen Mainz (1:5) und Düsseldorf (1:1) können ihm nicht gefallen haben. Vor allem in der zweiten Halbzeit gegen die Fortuna spielte "Hoffe" seltsam lethargisch und passiv. "Da haben wir nicht den nötigen Mut gezeigt, um das Spiel zu gewinnen", ärgert sich Schreuder, der daher seinem Team noch einmal mit auf den Weg gegeben hat: "Wir wollen keine Angst auf dem Feld sehen."

Auch gegen Leipzig (Schreuder: "Ein Top-Gegner, der sich im Vergleich zum letzten Jahr noch einmal weiterentwickelt hat") glaubt man bei der TSG, seine Chancen zu bekommen. "Das wird intensiv, aber ich freue mich riesig auf das Spiel", sagt der Mann aus Barneveld, der zunächst aber ein mittelschweres Personalpuzzle lösen muss. Sebastian Rudy fehlt gelbgesperrt und mit Kevin Vogt (Wadenprobleme) und Benjamin Hübner (krank) stehen hinter dem Einsatz zweier weiterer wichtiger Säulen Fragezeichen. Zuversichtlicher ist Schreuder bezüglich eines Mitwirkens von Außenstürmer Ihlas Bebou, der aufgrund von Knieproblemen im Training kürzer treten musste. Vor seinem Startelfdebüt steht dagegen Rekordtransfer Diadie Samassékou. Die Chance sei sehr groß, verriet der Übungsleiter, dass der Zwölf-Millionen-Mann von Anfang an spielen dürfe.

Bleibt eigentlich nur noch zu klären, ob Schreuder mit der Einschätzung seines Kollegen konform gehe, er sei bei der Ansprache an seine Spieler "ein Hardliner"? Als diesen hatte Nagelsmann Schreuder im großen RNZ-Interview (Mittwochsausgabe) bezeichnet – und sich gewünscht, er selbst könne auch hin und wieder etwas härter und lauter seinen Spielern gegenüber werden. Schreuder jedenfalls muss schmunzeln: "Das kann schon stimmen, vielleicht lernt man das mit den Jahren."

An Nagelsmann bewundere er, dass dieser von einer Sekunde auf die andere umschalten könne. Vom frechen Lausbub zum autoritären Bundesliga-Trainer. Schreuder weiß: "So hat eben jeder seine Stärken und Schwächen." Harmoniert hatte das Duo in Hoffenheim jedenfalls allemal. Nach wie vor wünsche man sich gegenseitig immer den größtmöglichen Erfolg. "Außer am Samstag, da soll er keinen Erfolg haben", grinst Schreuder.

Frei nach Beckenbauer: Gute Freunde können auch zweimal 45 Minuten nur kurzfristig trennen.

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