Zeichensprache für die Geisterkulisse

Hoffenheim-Trainer Schreuder versprüht vor dem Bundesliga-Start Optimismus

Die TSG empfängt am Samstag Hertha BSC mit großer Vorfreude, aber ohne Fans und Andrej Kramaric.

14.05.2020 UPDATE: 14.05.2020 13:20 Uhr 3 Minuten, 18 Sekunden
Fingerspitzengefühl gefragt: Alfred Schreuder will seine Worte morgen beim „Geisterspiel“ gegen Hertha mit Bedacht wählen. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Heidelberg. Je ungewöhnlicher die Umstände, desto wichtiger wird der Blick aufs Wesentliche. "Am Ende bleibt es Fußball, elf gegen elf", sagte Alfred Schreuder Donnerstagvormittag im Rahmen der turnusmäßigen Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Restart am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen Hertha BSC. Auch wenn man die eigenen Fans natürlich schmerzlich vermissen werde: "Wir freuen uns einfach, wieder zum Stadion zu fahren und Fußball spielen zu dürfen"

Freilich weiß auch der Trainer der TSG Hoffenheim, dass um das Duell auf dem Rasen herum nichts ist, wie es einmal war. Angefangen bei der Pressekonferenz. Im Medienraum des Trainingszentrums in Zuzenhausen war neben Schreuder lediglich Pressesprecher Holger Kliem zugegen – mit Mundschutz und Sicherheitsabstand. Die Fragesteller wurden per Telefon zugeschaltet.

Später ging es für den Niederländer und sein Team zurück ins "Hotel Sinsheim" in der Nähe des Technikmuseums, wo "Hoffe" seit dem vergangenen Wochenende drei Etagen geblockt hat. Die DFL-Auflagen sehen im Vorfeld des ersten Spieltags nach über zweimonatiger Abstinenz strenge Quarantäne-Maßnahmen vor. Die Spieler haben Einzelzimmer, vermeiden jeden Kontakt. Die Bediensteten stellen das Essen vor dem Speisesaal ab, müssen dreimal täglich Masken und Handschuhe wechseln, wie die Bild berichtet.

Ein Lagerkoller drohe dennoch nicht. "Es fühlt sich an wie ein Trainingslager am Ende der Vorbereitung", sagte Schreuder. Seiner Mannschaft stellt er ein exzellentes Zeugnis aus. Am Anfang der Krise sei durchaus Unsicherheit bei den Spielern zu spüren gewesen. "Aber die Jungs haben gut durchtrainiert, sind körperlich und mental fit und bereit, wieder anzufangen", glaubt der 47-jährige Fußballlehrer. Zudem "halten sich alle super an die Vorgaben".

Auch interessant
Bundesliga-Neustart: Hoffenheim-Arzt: Bei Team-Quarantäne ist Saison beendet  
Bundesliga-Wiederstart: Vorfreude und Anspannung steigen in Hoffenheim und Sandhausen (Update)
TSG 1899 Hoffenheim: Einwurf statt Eckball - Fußball in Coronazeiten

Ausgerechnet beim ersten Gegner war das nicht immer der Fall. Salomon Kalous Video aus der Hertha-Kabine hat in der vergangenen Woche bundesweit Schlagzeilen gemacht. Allerdings, so versichert Schreuder, nicht dazu geführt, dass einer seiner Schützlinge mit Blick auf das Duell am Samstag Bedenken geäußert hätte. "Ich kenne ihn als extrem guten und netten Jungen", sagte Schreuder über Kalou, einst sein Teamkollege bei Feyenoord Rotterdam: "Das Video war ein Schock für alle, das passt eigentlich gar nicht zu ihm."

Der inzwischen reumütige Ivorer fehlt den Berlinern suspendiert. Bei der TSG sind außer Ishak Belfodil (Kreuzband-OP), Sargis Adamyan (Sprunggelenks-OP) und Andrej Kramaric alle an Bord. Beim kroatischen Topstürmer machte nach der bislang letzten Partie Anfang März auf Schalke erst der Knöchel, dann das Knie Probleme. Schreuder: "Wir schauen von Woche zu Woche."

Vom Ausfall der Offensivkräfte ("Dann müssen andere Spieler Tore schießen") lässt er sich genauso wenig aus der Ruhe bringen wie von den veränderten Rahmenbedingungen. Er könne zwar ungewöhnlich viele Anweisungen geben. Diese verstehen im leeren Stadion jedoch nicht nur seine Spieler, sondern auch die Gegner ziemlich gut. Man werde sich ein paar Handzeichen für die nonverbale und schwieriger zu dechiffrierende Kommunikation einfallen lassen, so Schreuder: "Aber man sollte das nicht größer machen als es ist."

Dies gilt auch für eine besondere Erfolgsgeschichte: Die "Alte Dame" kommt nicht nur mit einem neuen Trainer nach Sinsheim. Sondern auch mit einem echten TSG-Schreck: Sechsmal hat Bruno Labbadia mit seinen bisherigen Klubs schon bei "Hoffe" gewonnen – Bundesligarekord. Schreuder nimmt’s gelassen. "Das ist eine gute Leistung von ihm, aber Statistiken gewinnen keine Spiele", blieb er seinem Motto treu: Bloß nicht den Blick fürs Wesentliche verlieren.

Update: Donnerstag, 14. Mai 2020, 19.21 Uhr


Von Nikolas Beck 

Heidelberg. Vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs der Fußball-Bundesliga versprüht Alfred Schreuder Optimismus. "Wir freuen uns einfach, dass wir wieder spielen dürfen. Ich habe das Gefühl, meine Mannschaft ist bereit", sagte der Trainer der TSG Hoffenheim im Rahmen der telefonischen Pressekonferenz vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen Hertha BSC.

Wie gut sich die Fußballer nach der langen Pause in der Schlussviertelstunde schlagen werden, müsse man abwarten. Grundsätzlich sei sein Team aber fit, körperlich und mental, und habe gut trainiert, so der Niederländer. Lediglich die beiden Langzeitverletzten Ishak Belfodil (Kreuzband-OP) und Sargis Adamyan (Sprunggelenks-OP) sowie Stürmer Andrej Kramaric fallen gegen Berlin aus.

Nach der bislang letzten Partie Anfang März auf Schalke klagte der Kroate über Probleme mit dem Sprunggelenk. Nun kamen auch noch Schmerzen im Knie hinzu. "Strukturell ist nichts kaputt und es wird langsam besser", so Schreuder. Man müsse von Woche zu Woche schauen, ob es für einen Einsatz reicht. Gegen die Hauptstädter müssten nun eben "die anderen Spieler Tore schießen", so die einfache Vorgabe des Coaches.

Auf die ungewohnte Kulisse in der Arena ohne Zuschauer habe man sich in ein paar Trainingseinheiten im Stadion vorbereitet. Man werde sich darauf einstellen müssen, dass der Gegner eventuelle Anpassungen hören kann, vielleicht ein paar Zeichen einstudieren. Zu große brauche man dieses Thema aber auch nicht zu machen. Schreuder: "Am Ende bleibt es Fußball, elf gegen elf." Wenngleich man diesen natürlich vor allem fürs Publikum spiele. "Wir werden unsere Fans vermissen", sagt Schreuder.

Um die Anhänger trotzdem bestmöglich am Live-Geschehen teilhaben zu lassen, startet die TSG mit "Dein Ohr an der Mannschaft" am Samstag ein kostenloses Web-Radio-Format auf der Internetseite des Vereins. "Damit bieten wir eine unterhaltsame Möglichkeit, immer auf Ballhöhe zu bleiben", sagt Pressesprecher Holger Kliem.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.