TSG 1899 Hoffenheim

Zeichen für die Zukunft

"Hoffe" strebt einen neuerlichen Coup gegen den FC Bayern an und gibt dem Umweltschutz im Stadion eine Chance

16.01.2019 UPDATE: 17.01.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden

Enges Topspiel zum Rückrunden-Auftakt? Leonardo Bittencourt und David Alaba (l.) beim 3:1 für die Bayern in München.  Fotos: APF

Sinsheim. (rnz) Julian Nagelsmann lauschte auf dem Podium geduldig den Worten bei der offiziellen Präsentation des neuen Arena-Namensgebers. PreZero wird das Stadion mutmaßlich bis 2029 (Vertragskonstrukt fünf plus fünf Jahre) heißen - und ergänzend zu den großen Spielertransfers wie etwa von Carlos Eduardo, Luiz Gustavo, Roberto Firmino, Kevin Volland, Niklas Süle oder Sandro Wagner - wird der Entsorgungs- und Umweltdienstleister aus Neckarsulm stattliche Beträge in die Kasse der Hoffenheimer spülen. Kolportiert werden bis zu 4,5 Millionen jährlich, TSG-Geschäftsführer Peter Görlich umriss die strategische Partnerschaft mit "äußerst attraktiven Bedingungen". Der sportliche Erfolg zahlt sich in mannigfaltiger Hinsicht aus, "Hoffes" Aufstieg in die Königsklasse lässt den Klub auch anderweitig in neue Dimensionen vorstoßen.

Für einen hoch ambitionierten Fußballlehrer wie Nagelsmann ist Ressourcenschonung unmittelbar auf dem Rasen kein Thema, eher schon das der Effizienz und Chancenverwertung. Und dies ab sofort mit dem Rückrunden-Auftakt und Topspiel am Freitagabend (20.30 Uhr/ZDF und Eurosport Player) gegen Titelverteidiger FC Bayern München. "Wir werden uns wehren - mit allen Mitteln, die wir haben", kündigte Nagelsmann forsch an, "wir werden versuchen, die Bayern zu attackieren und die Punkte bei uns zu behalten." Mit Verlaub: Es ist nicht die erste Kampfansage, die der 31-Jährige an den deutschen Branchenkrösus richtet. Was die beiden Kontrahenten schicksalsträchtig vor seit Monaten ausverkauftem Haus (30.150 Zuschauer) verbindet, ist der Gesichtspunkt der Aufholjagd: Bayern möchte den BVB tabellarisch einfangen, die TSG noch die vor ihr stehenden Klubs Eintracht Frankfurt, VfL Wolfsburg und RB Leipzig verdrängen.

Die Heimspielstätte in Sinsheim heißt ab sofort PreZero-Arena. Foto: APF

Vor dem Eröffnungsspiel der zweiten Halbserie anno 2018/19 ließ sich Nagelsmann zu keiner weiteren Meisterschaftsprognose hinreißen. Erst kürzlich hatte er im großen RNZ-Interview vom 9. Januar eine klare Aussage getroffen: "Ich würde es Dortmund auch gönnen, sehe aber am Schluss eher München vorne." Vor dem Anpfiff des 18. Spieltages relativierte er zurecht: "Es hängt auch von den beiden Duellen am Wochenende ab - Leipzig gegen Dortmund und Hoffenheim gegen Bayern." Nagelsmann zeigte mehrfach sein typisches Lausbubengrinsen, kam rhetorisch so richtig in Fahrt, wähnte generell die Bayern "ein bisschen unter Druck", und hofft schlicht und einfach, dass seine Schützlinge einen ähnlichen Parforceritt hinlegen wie in der vorherigen Saison, als sich "Hoffe" von Rang sieben zur Halbzeit des Spieljahres noch sensationell auf Platz drei im Mai katapultiert hatte.

"Bei einem Sieg würde die Rückrunde zwar kein Schaulaufen für uns", beschrieb Nagelsmann die Konstellation mit einer Prise Ironie, "aber damit könnten wir in einen ganz guten Flow kommen." Bayern, Freiburg und Düsseldorf - die anstehenden Aufgaben wollen erst einmal gelöst worden sein, zumal bereits am 9. Februar die große Herausforderung bei Borussia Dortmund auf den Dorfklub wartet.

Hoffenheim glaubt unverändert an die eigenen Stärken. Mit Mut, Offensivpower und Leidenschaft soll es weiter gehen, nach einer Star-Elf wie Manchester City soll dies auch der "FC Ruhmreich" zu spüren bekommen. "Es ist schon wichtig, nicht vor Angst zu erstarren, wenn der rote Bus einfährt", wählte Nagelsmann eine Metapher für Entschlossenheit und Unerschrockenheit gegen die Bayern.

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TSG-Trainer Julian Nagelsmann. Foto: APF

Für Nagelsmann ist es zugleich die 100. Partie als TSG-Cheftrainer in der Bundesliga. "Schon was Besonderes", sagte er im gut gefüllten Presseraum, "nicht so schlecht, nicht so verkehrt - mit 31." Die Hoffenheimer Profis schöpfen ihr Selbstbewusstsein auch daraus, dass sie den Rekordmeister aus der Isarmetropole in den letzten beiden Heimspielen mit 2:0 und 1:0 bezwingen konnten.

TSG-Gesellschafter Dietmar Hopp (78) hat im aktuellen Klubmagazin "Spielfeld" seinem Optimismus Ausdruck verliehen: "Es wäre mein Traum, dass wir uns erneut für die Champions League qualifizieren. Ich traue es Trainer und Mannschaft zu." Nagelsmann will den "perfekten Abschied", Mannschaft wie Klubentscheider arbeiten über die Ära des Senkrechtstarters hinaus an einer nachhaltigen Zukunftsstrategie. Auf einem imposanten Abfallcontainer vor dem Stadion steht ein Spruch: "Wir verwandeln ihren Einwurf in einen Sieg für die Umwelt." Zeichensetzung im Fußball tut not und tut gut. Dass die TSG ein wertvolles Ergebnis gegen den FCB anstrebt, versteht sich von selbst ...

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