Nagelsmanns Träume, das Glück und der FC Bayern München
Hoffes Trainer: "Bin sehr, sehr glücklich mit meinem Leben und der FC Bayern würde mich vielleicht noch ein Stück glücklicher machen"

Julian Nagelsmann (l.) hat gut lachen, während Kollege Carlo Ancelotti schwierige Zeiten in München durchlebt. Foto: Imago
Von Achim Wittich
Sinsheim. Im Juni verlängerte Julian Nagelsmann seinen bis zum Saisonende 2019 laufenden Vertrag bei der TSG 1899 Hoffenheim vorzeitig um zwei Jahre bis 2021. Er verspüre "große Lust und Vorfreude auf die bevorstehenden Herausforderungen", sagte der damals noch 29-jährige Trainer, der mittlerweile sein viertes Lebensjahrzehnt begonnen hat. Der Spaßfaktor dürfte bei ihm nach dem gelungenen Bundesliga-Start mit sieben Punkten aus drei Begegnungen und einem 2:0-Sieg gegen den FC Bayern München gewiss nicht geringer geworden sein, auch wenn es in den Champions-League-Playoffs gegen den FC Liverpool für die Kraichgauer nichts zu holen gab.
Doch für Nagelsmann, nach eigener Aussage ein "Kind der Berge", gibt es private und sportliche Sehnsüchte, die über das Wirken beim Dorfklub hinausgehen. In einem "Eurosport"-Interview jedenfalls ließ er jetzt verlauten: "Ich habe viele Jahre in München gelebt, komme aus Landsberg am Lech, also nicht so weit von München weg. Und meine Frau und mein Kind ziehen demnächst nach München. Wir bauen da ein Haus. Also haben wir auch eine familiäre Verbindung dahin. Das ist unsere Heimat."
Da würde ein Job beim Weltklub doch gut passen. Findet auch Nagelsmann: "Der FC Bayern spielt in meinen Träumen schon eine etwas größere Rolle. Aber es ist trotzdem so: Auch wenn ich irgendwann den FC Bayern nicht trainieren darf, werde ich trotzdem als glücklicher Mensch irgendwann mal zu Grabe getragen. Ich bin sehr, sehr glücklich mit meinem Leben - und der FC Bayern würde mich vielleicht noch ein Stück glücklicher machen. Aber es ist jetzt nicht so, dass mein Lebensglück total vom FC Bayern abhängt."
In der bayrischen Landeshauptstadt wiederum steht zeitgleich zu diesen Äußerungen Carlo Ancelotti in seinem zweiten Jahr als Coach beim deutschen Rekordmeister unter strengster und kritischster Beobachtung der Vereinsbosse. Was der Italiener, 28 Jahre älter als sein Zweifach-Bezwinger Nagelsmann, aus dem Luxuskader an fußballerischer Brillanz herauskitzelt, entspricht keinesfalls den Ansprüchen der Münchner. Am Dienstag hatte der angezählte Ancelotti genug: "Die Kritik ist zu viel. Ich bin es gewohnt, kritisiert zu werden, aber um ehrlich zu sein, ist es zu viel. Ich bin nicht von gestern", ging der Maestro zur Gegenoffensive über.
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Dass die beiden Ober-Bayern Uli Hoeneß und Karlheinz Rummenigge aufs Höchste von Aufsteiger Nagelsmann angetan sind, ist bekannt. "Er ist sicherlich einer der Trainer, die irgendwann einmal für Bayern infrage kommen", sagte Hoeneß bereits im Frühjahr. Schon 2015 waren die Münchner auf den aufstrebenden U19-Jugendtrainer Julian Nagelsmann aufmerksam geworden und wollten ihn verpflichten. Doch Dietmar Hopp ließ das Juwel nicht von der Angel und verhinderte einen Wechsel. Im April 2017 machte der Mehrheitseigner der TSG schelmisch klar, dass ein vorzeitiger Abgang von Nagelsmann die Abwerber ziemlich teuer zu stehen kommen würde. "Ich lege hiermit seine Ablösesumme auf 400 Millionen Euro fest", erklärte Hopp.
Doch natürlich weiß der "größte TSG-Fan" (Sportdirektor Alexander Rosen), dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Ober-Bayer Nagelsmann nach hartnäckigem Werben der Bayern um die Freigabe aus seinem laufenden Kontrakt bitten und diese dann wohl auch erhalten wird. Für diese Runde hat Nagelsmann das noch kategorisch ausgeschlossen. Gut so für "Hoffe".