Düsseldorfer Relativitätstheorien
Bei "Hoffe"-Gegner Fortuna Düsseldorf läuft noch nicht alles rund - Wiedersehen mit Kasim Adams
Von Andreas Morbach
Düsseldorf. Nach dem Abschlusstraining am späten Vormittag ging es für die Düsseldorfer am Freitag um 13.30 Uhr auf die 330 Kilometer lange Busfahrt in den Kraichgau. Bei der rheinischen Reisegruppe mit an Bord: der Ghanaer Kasim Adams, der sich am Zielort besonders gut auskennt. Nach seinem Wechsel von den Young Boys aus Bern in die Bundesliga spielte der kräftige Abwehrspezialist eine Saison lang für Hoffenheim – wo er aber nur zu acht Einsätzen kam und im August für ein Jahr an Wochenend-Gegner Fortuna ausgeliehen wurde.
Dort darf Adams nun regelmäßig spielen. Und auch wenn sich bei dem 24-Jährigen Licht und Schatten immer mal abwechseln, zählt er im Team von Friedhelm Funkel fast immer zu den auffälligsten Akteuren, im positiven Sinn. Entsprechend selbstbewusst blickt Adams, der noch engen Kontakt zu seinen früheren TSG-Kollegen Andrej Kramaric, Ishak Belfodil und Joshua Brenet hält, nun der Partie am Samstagnachmittag entgegen.
"Es ist mein Traum, nach Hoffenheim zu fahren und dort einen Sieg zu holen. Treffen möchte ich natürlich auch – denn gegen den Ex-Verein ist das eines der besten Gefühle überhaupt", schmunzelt Düsseldorfs gläubiger Innenverteidiger, der sich nach seinem Premierentor für die Funkel-Elf, im September in Gladbach, an der Eckfahne erst auf die Knie fallen ließ und dann seine Stirn auf den Rasen drückte.
Das eine Jahr in Hoffenheim verlief für Adams auch wegen einer Verletzung nur suboptimal. Nun ist der Mann mit den vier Länderspieleinsätzen für Ghana dabei, seine beruflichen Angelegenheiten neu zu ordnen. Während die Fortuna-erfahreneren Kollegen um ihn herum bemüht sind, die aktuell wenig komfortable Lage des Klubs zu relativieren.
Auch interessant
Das 0:4 gegen die Bayern vor einer Woche bezeichnete Adams’ Nebenmann Kaan Ayhan dabei treffend als "eine kleine Lehrstunde". Doch der frühere Schalker, seit 2016 im Verein, betonte zugleich: "Wir müssen es realistisch sehen. Wir sind immer noch Fortuna Düsseldorf, trotz der starken letzten Saison. Wir haben nicht den Anspruch, gegen Bayern München, Leipzig oder Dortmund zu gewinnen."
Den Anspruch, bis zur Winterpause noch ein paar Punkte zu hamstern, haben die Rheinländer allerdings schon. Wobei sich Trainer Funkel ("In Hoffenheim wird es darauf ankommen, in vielen Situationen mutig nach vorne zu spielen – damit wir die Partie vielleicht auch gewinnen") angesichts der herausfordernden Aufgaben bei der TSG, in Dortmund und gegen Leipzig dabei keinesfalls nur auf die Duelle mit Augsburg und Union Berlin in der Woche vor Weihnachten verlassen will.
Gerade die Neulinge aus Köpenick haben – ähnlich wie die Düsseldorfer gegen Ende der letzten Vorrunde – zuletzt Fahrt aufgenommen und durch den jüngsten Heimsieg gegen Spitzenreiter Gladbach bereits fünf Zähler mehr auf dem Konto als die Fortuna. "Das macht mir Sorge, schließlich ist das ein Konkurrent", gesteht Funkel, den die Erfolge der "Eisernen" keineswegs überraschen.
"Ich habe schon vor der Saison gesagt, dass Union für mich der beste unter den drei Aufsteigern ist. Sie nehmen die Bundesliga in aller Ruhe an, sind als Verein durch ihre Mitglieder, durch die Fans total gefestigt. Das ist ein Faustpfand", schwärmt der 65-Jährige regelrecht von den Verhältnissen im Berliner Osten.
Die erdige Unaufgeregtheit, die ihm an Union so gefällt, lebt Funkel an seinem Arbeitsplatz selbst mit großer Konsequenz vor. Ähnlich wie Abwehrchef Ayhan pflegt er die Dinge dabei immer fein zu relativieren – bei Bedarf auch mal in einer angriffslustigeren Richtung. "In der letzten Saison stand Nürnberg auch mal fünf Punkte vor uns", erinnerte der bärtige Übungsleiter deshalb gerade schelmisch. In dem Wissen, dass die Franken am Ende sang- und klanglos abstiegen. Mit 25 Punkten Rückstand auf Düsseldorf.