Die Hoffenheim-Story - Teil 7

Der erste deutsche Nationalspieler

Marvin Compper stieg mit der TSG in die Bundesliga auf, wurde Kapitän und später degradiert

25.05.2020 UPDATE: 26.05.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden
Debüt im Nationaldress: Marvin Compper im November 2008 gegen England. Foto: Imago

Von Christoph Offner

Heidelberg. Nach der Hinrunde der Saison 2007/2008 stand die TSG Hoffenheim nur auf Rang acht des Tableaus. Der Motor stotterte, der anvisierte Aufstieg in die Bundesliga lag in weiter Ferne. In der zweiten Hälfte der Runde jedoch legte die TSG mit zwölf Siegen, zwei Remis und drei Niederlagen eine fulminante Serie hin. Die Offensive war ohnehin hochkarätig besetzt. Und nach der Verpflichtung von Marvin Compper aus Mönchengladbach im Januar 2008 hielt auch endlich die Abwehr dicht. Mussten die Kraichgauer in der Hinrunde den Ball noch ganze 27 Mal aus dem eigenen Netz fischen, war dies in der Rückrunde nur noch 13 Mal der Fall.

Auch nach dem Aufstieg in die Bundesliga war der gebürtige Tübinger Compper der Fels in der Brandung. Die guten Leistungen des Innenverteidigers blieben Bundestrainer Joachim Löw nicht verborgen. Gemeinsam mit Mitspieler Tobias Weis wurde Compper im November 2008 in die DFB-Elf berufen. "Sie sind nicht zufällig im Kader. Wir haben sie beobachtet und dabei ist uns aufgefallen, dass sie im Verein genau das umsetzen, was wir wollen. Sie bringen die nötige körperliche Dynamik mit und können auch spielerisch glänzen", erklärte Löw die Nominierung der beiden Nationalmannschafts-Neulinge. Bei der 1:2-Niederlage im Freundschaftsspiel gegen England wurde Compper zum ersten deutschen Nationalspieler der TSG. Es war aber auch gleichzeitig sein letzter Einsatz mit dem Adler auf der Brust.

Bekanntlich konnte die TSG in den ersten Jahren ihrer Bundesligazugehörigkeit nie mehr an die fulminante Hinrunde der Saison 2008/2009 anknüpfen. Genau wie Compper selbst. Dennoch war der Sohn eines französischen Vaters in seiner Zeit im Kraichgau beständig Stammspieler. Zeitweise hatte er sogar das Kapitänsamt inne.

Als die TSG in der Spielzeit 2012/2013 tief im Abstiegskampf steckte, verließ er das vermeintlich sinkende Schiff. "Marvin hat uns in mehreren Gesprächen mitgeteilt, dass er sich mit der schweren Aufgabe nicht identifizieren und für den Kampf um den Klassenerhalt nicht mehr motivieren kann. Uns blieb daraufhin keine andere Wahl als ihn aus dem Trainingsbetrieb der Profis zu nehmen", gab der damalige 1899-Manager Andreas Müller im Januar 2013 die Degradierung Comppers zu den Amateuren bekannt.

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Compper widersprach den Aussagen Müllers, aber das Tischtuch war bereits zerschnitten. Nur drei Tage später verließ er die TSG in Richtung Florenz. Bei der Fiorentina blieb Compper anderthalb Jahre. Sportlich lief es durchwachsen, zum unumstrittenen Stammspieler wurde er nie. Zudem wurde er von Einbrechern heimgesucht.

Im Sommer 2014 folgte er schließlich dem Ruf seines "Ziehvaters" Ralf Rangnick, der mittlerweile in Leipzig die Fäden in der Hand hielt. "Er ist ein sehr integrativer Spieler. Er spricht inzwischen fünf Sprachen und das kann uns in den nächsten Jahren sehr hilfreich sein", sagte Rangnick. Der damals 29-Jährige sollte für das junge Leipziger Team eine Art Mentoren-Rolle einnehmen. Doch auch mit Compper verpassten die "Roten Bullen" den angepeilten Aufstieg in die Bundesliga. Diesen holten sie dann aber ein Jahr später nach.

Was dann folgte, muss dem Innenverteidiger wie ein Déjà-vu vorgekommen sein: Der potente Aufsteiger fand sich nach seinen ersten 17 Partien im Fußball-Oberhaus auf dem zweiten Platz wieder. Doch Compper relativierte, "trotz der zentralen Parallele Ralf Rangnick" müsse man sich davon lösen, "alles mit Hoffenheim zu vergleichen". Zusätzlich sei RB "deutlich stabiler", als es die TSG knappe zehn Jahre zuvor gewesen sei.

Er behielt Recht. Leipzig erlitt keinen Einbruch und beendete seine Premieren-Saison als Vizemeister. Für die anstehenden Aufgaben in der Champions League rüstete RB weiter auf und Compper musste in der Hinrunde der Saison 2017/18 meist auf der Bank Platz nehmen. Eine ungewohnte Situation für ihn. "Das ist schwer zu verarbeiten", begründete er seinen Wechsel im Winter 2018 zu Celtic Glasgow.

Beim schottischen Serienmeister kam er nie wirklich in Tritt. Oft verletzt, absolvierte er nur ein Pflichtspiel in eineinhalb Jahren für "The Bhoys". Vergangenen Sommer schloss er sich schließlich dem Drittligisten MSV Duisburg an. Bei den "Zebras" läuft es für den mittlerweile 34-Jährigen wieder besser. Er ist Stammspieler und war mit dem MSV bis zur Aussetzung der Saison aufgrund der Corona-Krise auf Aufstiegskurs.

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