Champions-League

Hoffenheim geht mit schwerem Gepäck auf die Reise nach Donezk

Die TSG Hoffenheim hat vor ihrer Champions-League-Premiere große Verletzungsprobleme

17.09.2018 UPDATE: 18.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden

Unfassbar: TSG-Stürmer Andrej Kramaric (r.) bringt den Ball nicht im leeren Gehäuse der Fortunen unter. Der Kroate muss die unglückliche Szene schnellstmöglich abhaken. Foto: Imago

Von Joachim Klaehn

Düsseldorf/Zuzenhausen. Einerseits herrscht bei der TSG 1899 Hoffenheim riesige Vorfreude - andererseits sind vor dem ersten Match der Vereinshistorie in der Champions League am Mittwoch (18.55 Uhr/live bei DAZN) gegen Schachtar Donezk die Sorgen und Nöte beim Dorfklub größer geworden. Nach der bitteren, total überflüssigen 1:2-Niederlage bei Aufsteiger Fortuna Düsseldorf war es deutlich zu spüren, wie es um den Gefühlshaushalt der "Nagelsmänner" bestellt ist. In Cheftrainer Julian Nagelsmann brodelte es wie in einem Vulkan, und bei fast jeder Nachfrage drohte dieser auszubrechen. Nagelsmann wirkte angefressen, der TSG-Auftritt hatte ihm aufs Gemüt geschlagen.

Welche Auswirkungen dieser Patzer auf den Start in der Königsklasse habe, so wurde von den anwesenden Medienvertretern in der Merkur Spiel-Arena nachgehakt. "Keine", sagte Nagelsmann barsch - und gönnte sich eine kurze Kunstpause, um die Contenance zu wahren. "Natürlich wären wir lieber mit drei Punkten in die Woche gegangen. Es hat körperlich eine Auswirkung, wenn du bis zum Schluss versuchst, den Ausgleich zu erzielen. Wir werden mit den vielen Verletzten diese Powerspiele über 90 Minuten nicht immer hinkriegen. Deswegen sollten wir diese Chance einfach nutzen, um ein paar Kräfte zu sparen." Gegen die Düsseldorfer Defensivkünstler wäre dies in der ersten Hälfte möglich gewesen. Die Gäste hatten vor 40.411 Augenzeugen mehrere Großchancen, die leichtfertig vergeben wurden. Die Slapstick-Einlage von Andrej Kramaric (32.) ist geradezu prädestiniert dafür, im Bundesliga-Jahresrückblick zu landen, Kategorie Flops. Kramaric stellte sich tapfer in der Interviewzone: "Ich bin traurig, weil wir das Spiel sonst wahrscheinlich gewonnen hätten."

Wichtig wird es für den kroatischen Vize-Weltmeister sein, diese Szene so schnell wie möglich aus dem Kopf zu bekommen. Der 27-Jährige gilt als sensibler Stürmer. Im vergangenen Jahr vergab Kramaric im Qualifikations-Hinspiel für die Champions League gegen den späteren Finalisten FC Liverpool einen Elfmeter (12.). Im Duell mit Torhüter Simon Mignolet versagten ihm die Nerven. Die anschließende Torflaute beschäftigte Kramaric wie das gesamte TSG-Trainerteam. Erst ein verwandelter Elfer im Auswärtsspiel bei Hertha BSC Berlin (1:1) löste den Gordischen Knoten, Kramaric fand zurück in die Spur und schraubte sein Konto noch auf 13 Saisontore hoch.

Ergo: Kramaric, ja die gesamte Mannschaft dürfen nicht in alte Strickmuster verfallen. Jammern und Wehklagen helfen nicht weiter, kontraproduktiv war gegen eine leidenschaftliche Fortuna, die personell als Zweitliga-Spitzenteam ans Bundesliga-Abenteuer herangeht (Trainer Friedhelm Funkel: "Wir sind krasser Außenseiter, auf dem Papier Absteiger Nummer eins"), jene Mischung aus Hadern, Laissez-faire und gefühlter Überlegenheit. Nico Schulz warnte: "Wenn wir ein schlechtes Spiel machen, können wir gegen jeden verlieren. Wir müssen im Abschluss konsequenter sein."

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Da sich mit Kapitän Kevin Vogt (Oberschenkelprellung) und Florian Grillitsch (Prellung der linken Schulter) zwei TSG-Protagonisten verletzten, ist das ohnehin gefüllte Lazarett (Hübner, Adams, Bicakcic, Amiri, Demirbay, Akpoguma, Geiger und Rupp) womöglich erweitert worden. "Hoffe" reist jedenfalls mit schwerem Gepäck und vielen Fragezeichen nach Charkiw in die Ukraine. Am heutigen Dienstagvormittag hebt die Chartermaschine vom Baden-Airpark südwestlich von Rastatt ab, in Charkiw stehen Training und Uefa-Pressekonferenz an, am Mittwoch dann das Spiel im Ausweichquartier von Schachtar, und am Donnerstag geht es zurück in die Heimat. Champions-League-Modus halt.

Ab sofort betritt "Hoffe" Europas renommierteste Fußball-Bühne. Dies wird Motivation genug sein - ein Spannungsabfall wie letztes Jahr in der Europa League gegen Braga, Rasgrad und Basaksehir soll vermieden werden. Ob sich die "Nagelsmänner" gegen Prominenz wie Schachtar Donezk, Manchester City und Olympique Lyon leichter tun?

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