1899 Hoffenheim

Warum Kramaric nicht gut auf Nagelsmann zu sprechen war

Die TSG 1899 Hoffenheim spielt 0:0 gegen Mönchengladbach

16.12.2018 UPDATE: 16.12.2018 13:39 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden
Andrej Kramaric. Archivfoto: dpa

Sinsheim. (dpa-lsw) Trainer Julian Nagelsmann saß fröhlich bei der Pressekonferenz, seine Spieler aber waren richtig sauer - allen voran Andrej Kramaric. Der kroatische Vizeweltmeister ärgerte sich nicht nur über das unnötige 0:0 der TSG 1899 Hoffenheim im Spitzenspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Seine frühzeitige Auswechslung hatte dem Stürmer die Stimmung völlig verhagelt. Kramaric sah sich am Samstag in der Fußball-Bundesliga um eine Bestmarke gebracht, die ihn - zumindest in einer Statistik - auf Augenhöhe mit Lionel Messi und Cristiano Ronaldo gebracht hätte.

Nagelsmann hatte den von ihm sehr geschätzten Kramaric nach 63 Minuten vom Platz genommen. Schließlich gilt der 27-Jährige als einer der Vielspieler, wie der Chefcoach seine Stammprofis nennt, bei der TSG. In der Partie ging vorne einfach nichts voran, so brachte Nagelsmann mit Adam Szalai und Ishak Belfodil frische Stürmer.

"Ich hätte nicht gedacht, dass ich so sauer bin nach so einer großartigen Serie mit neun Toren hintereinander", erklärte Kramaric später auf Englisch seinen sichtlichen Unmut. "Das haben bisher nur Messi geschafft, der neun gemacht hat, und Ronaldo mit zehn. Ich hätte auch mit einem gebrochenen Bein in den letzten 30 Minuten auf ein Tor gewartet. So was erlebt man ja nur einmal im Leben." Messi und Ronaldo seien schließlich "keine menschlichen Wesen".

Kramaric hatte zuletzt in neun Spielen hintereinander (sieben für Hoffenheim, zwei für Kroatiens Nationalmannschaft) immer ein Tor erzielt. Nagelsmann habe ihm nach dem Spiel gesagt, er habe nichts von Messis und Ronaldos Bestmarken gewusst - und sich entschuldigt.

Seit Wochen gehört der Kroate zu den Besten im Hoffenheimer Trikot. Sein Formtief nach der Weltmeisterschaft hat der Angreifer längst hinter sich gelassen. Nagelsmann hat erst am Dienstag vor dem Champions-League-Spiel bei Manchester City den früheren England-Profi in höchsten Tönen gelobt: "Er ist einfach ein unglaublicher Charakterfußballer, der das Herz am rechten Fleck hat. Sehr, sehr selbstkritisch, total reflektiert."

Es muss Kramaric am Samstag schon tief getroffen haben, sonst hätte der "sehr mannschaftsdienliche" (Nagelsmann) Profi sich nicht öffentlich beschwert. Gleichzeitig weiß Kramaric (Vertrag bis 2022) natürlich auch, was der Club an ihm hat - einen Marktwert, der irgendwo zwischen 30 und 40 Millionen Euro liegen dürfte.

Jedenfalls war der WM-Stürmer nicht mehr auf dem Platz, als die Hoffenheimer die letzte halbe Stunde angriffen, als stünden nicht noch die Spiele in Bremen (Dienstag) und gegen Mainz (Sonntag) an, sondern als könnten sie sich nach dem Abpfiff schon unter den Weihnachtsbaum legen. Wie so oft aber in dieser Saison ließen die Kraichgauer aber Chance um Chance liegen.

Nach dem Abpfiff konnten die Gastgeber ihr Pech und Unvermögen kaum fassen. "Gladbach ist nicht irgendeine Mannschaft. Die sind Zweiter. Und die haben wir heute komplett auseinandergeschraubt", sagte Abwehrspieler Ermin Bicakcic frustriert. "Das Tor war wie verhext. Das Ding wollte einfach nicht rein. Das war schon brutal."

Nagelsmann ist nun seit sechs Pflichtspielen ohne Sieg - so eine Durststrecke hatte der 31-Jährige seit seinem Amtsantritt im Februar 2016 noch nie. Gleichzeitig ist das Team seit sieben Bundesliga-

Spielen ungeschlagen. "In meinen Augen war das die beste Saisonleistung von uns. Eines der besten, wenn nicht das beste Spiel meiner Amtszeit", sagte Nagelsmann.

Mit ähnlichen Aussagen trösteten sich auch seine Spieler. Zwar verspielte der Tabellensechste die Chance, näher an die Spitzengruppe heranzurücken. Mit welcher Leidenschaft und körperlichen Fitness seine Spieler aber seit Wochen jede Partie durchziehen, beeindruckt nicht nur die eigenen Fans.

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