1899 Hoffenheim

Allgemeine Konfusion gegen den SC Freiburg

Eine viel zu passive TSG Hoffenheim zeigt beim 0:3 gegen den badischen Rivalen SC Freiburg eine ernüchternde Heimvorstellung

15.09.2019 UPDATE: 16.09.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden

Freiburgs Janik Haberer (hinten) hat Maß genommen und Oliver Baumann streckt sich vergeblich: Vom 0:2 erholte sich "Hoffe" nicht mehr. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Bonjour, Tristesse! Schon nach einer knappen halben Stunde war klar, dass dies wohl ein äußerst ungemütlicher Sonntagnachmittag für die TSG 1899 Hoffenheim werden würde. Da hatte Lucas Höler stramm abgezogen, TSG-Torhüter Oliver Baumann zwar abgewehrt, doch Nils Petersen per Nachschuss zum - vermeintlichen - 0:2 eingenetzt. "Hoffes" Mehrheitsgesellschafter Dietmar Hopp winkte zu diesem Zeitpunkt bereits frustriert ab und suchte die Schutzzone seiner Loge. Petersen, der Routinier aus Wernigerode stand, unterdessen knapp im Abseits, sodass der Treffer nicht zählte. Spätestens nach diesem Moment hätte es dringend einer elementaren Änderung bedurft. Denn Hoffenheim fehlte es im badischen Derby so ziemlich an allem, was diesen Klub in den letzten Jahren ausmachte. Und streng genommen änderte sich über die gesamte Spieldauer nichts Wesentliches an einem erschreckend blutleeren Auftritt.

Hintergrund

Die Spieler in der Einzelkritik

Baumann: Sehr undankbarer Tag für den Ex-Freiburger.

Posch: Unauffällig. Eine vernünftige Spieleröffnung vermisste man schmerzlich.

Vogt: Viele

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Die Spieler in der Einzelkritik

Baumann: Sehr undankbarer Tag für den Ex-Freiburger.

Posch: Unauffällig. Eine vernünftige Spieleröffnung vermisste man schmerzlich.

Vogt: Viele Ballkontakte. Nicht entschlossen genug, siehe beim 0:1. Ließ sich von der Verunsicherung anstecken.

Bicakcic: Noch der engagierteste Verteidiger. Diesmal das "Taktikopfer".

Kaderabek: Schwächen nach hinten. Ein gefährlicher Kopfball in der Offensive.

Grillitsch: Was war nur mit dem Taktgeber los?

Rudy: Auch von ihm kamen zu selten entscheidende Impulse.

Stafylidis: Unzureichend. Schlief fest im Fünf-Meter-Raum beim 0:3.

Geiger: Von seiner Anlage her kein Spielmacher, sondern eben ein Sechser. Zu harmlose Standards.

Belfodil: Zwei Chancen. Ohne echten Anschluss ans Mittelfeld.

Bebou: Versuchte Tempo reinzubringen. Glücklos wie der gesamte Sturm.

Rupp: Stand für die Änderung in der Grundordnung. Für den Spielverlauf bewirkte es zu wenig.

Locadia: Bis dato Teilzeitarbeiter in dieser Saison. Anflüge von Präsenz.

Skov: Wurde spät reingeworfen. Von daher ohne Bewertung. jog

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Für ihre allgemeine Konfusion und kaum erklärbare Passivität wurden die Schreuder-Schützlinge bitter bestraft und kassierten gegen den Sportclub Freiburg eine deutliche 0:3 (0:2)-Niederlage, die alle Schwächen offen legte. Christian Günter (11.), Janik Haberer (38.) sowie Nils Petersen (59.) machten jedenfalls den besten Bundesliga-Saisonstart der Breisgauer perfekt, während sich der Dorfverein - verwöhnt durch die Erfolgsstory in jüngster Vergangenheit - schleunigst steigern muss, soll diese Spielzeit nicht zu einer unliebsamen Überraschung werden. "Ein gefühlter Tiefschlag", sagte Torhüter Baumann nach seinem 172. Erstliga-Einsatz für die TSG, "obwohl wir eigentlich auf einem guten Weg sind." Die Bestandsaufnahme klang ein wenig seltsam, zumal der enttäuschte Keeper in einer Mischung aus Ernüchterung und Trotz ergänzte: "Wir brauchen uns nicht schlechter reden als wir sind. Das Ergebnis ist sch ..., das ist schlecht, das ist nicht gut für uns."

"Hoffe" gibt nach vier Spieltagen Rätsel auf. In drei von vier Ligapartien gelang der neuen Mannschaft kein Treffer, dadurch sind die verkrampften Kraichgauer erst einmal auf Rang 13 abgerutscht. Selbstverständlich sollte man nicht voreilig solche Momentaufnahmen überbewerten. Baumann achselzuckend: "Was bringt es, wenn ich nach vier Spielen auf die Tabelle schaue? Das kann ich im Winter tun." Die Sichtweise des TSG-Profis mag nachvollziehbar sein, zur Wahrheit gehört leider auch, dass die Erlebnisse im Stadion nicht stimmen. Ein Teil der 29.395 Zuschauer in der nicht ganz ausverkauften Sinsheimer Arena pfiff zur Pause - und das betretene Schweigen nach einer der schwächsten Heimvorstellungen konnte durchaus ebenfalls als Alarmsignal verstanden werden.

"Das war verdient", gab TSG-Cheftrainer Alfred Schreuder unumwunden zu, "wir haben es nicht gut gemacht. Uns hat der richtige Biss und die Schärfe gefehlt. Die Räume waren da, aber wir haben sie nicht genutzt." Eine treffende Analyse. Noch wollen die Puzzleteile nicht ineinander passen. Zwischen den Mannschaftsteilen mangelt es an Bindung, Struktur und letztlich eben an Durchschlagskraft. "Diese Niederlage tut wirklich weh", sagte Regisseur Sebastian Rudy bezeichnend, "gegen einen starken Gegner wie Freiburg müssen wir alles abrufen." Die Liste an Versäumnissen war im Duell mit dem homogenen und wesentlich effizienteren Streich-Orchester ellenlang. Gerade das Mittelfeld mit Rudy, Florian Grillitsch und Dennis Geiger blieb blass. "Tiki-Taka" über drei, vier, fünf Meter entpuppte sich als brotlose Kunst. Raumöffnende Pässe, Gefahr über die beiden Außenbahnen und Präzision im Strafraum und bei Standards?

Zumindest phasenweise vermochten die Hausherren ihr spielerisches Potenzial abzurufen. So vor dem 0:2, als Freiburgs exzellenter Schlussmann Alexander Schwolow einen Distanzschuss von Rudy (30.) entschärfte und Linksverteidiger Pavel Kaderabek einen Kopfball (34.) knapp am langen Pfosten danebensetzte. Hier wäre für die TSG eine Ergebniskorrektur drin gewesen, im zweiten Abschnitt freilich nicht mehr, selbst eine taktische Umstellung von einer Dreier- auf eine Viererkette verpuffte. "In den entscheidenden Momenten waren wir halt nicht dran", beschrieb Baumann die Abwehrpatzer, die insbesondere das 0:1 und 0:3 begünstigten.

Gemessen nach den Eindrücken im Baden-Derby klafft eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Ohne klare Handschrift und deutliche Leistungssteigerung steht Hoffenheim vor heißen Wochen. Die nächsten Kontrahenten heißen VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach und Bayern München. Bei allem Respekt für Freiburg: Leichter wird das Programm für Hoffenheim erst mal nicht.

Anmerkung der Redaktion: In einer vorherigen Version wurde Janik Haberer versehentlich Marco Haberer genannt.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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