Aus dem Vorstands-Quartett bei Bilfinger wird im neuen Jahr ein Trio: Arbeitsdirektor Michael Bernhardt (2. v.l.) wird das Unternehmen verlassen, Tom Blades (links), Christina Johansson und Duncan Hall bleiben an Bord. Foto: Bilfinger
Von Thomas Veigel
Mannheim. Die neue Zentrale von Bilfinger in Mannheim wird deutlich leerer werden. Wie Vorstandsvorsitzender Tom Blades gestern bei der Vorstellung der Bilanz des dritten Quartals ankündigte, werden gut 110 von 280 Stellen gestrichen. Mit dem Betriebsrat wird bereits ein Sozialplan verhandelt. "Harte Entlassungen" seien bisher nicht vorgesehen, sagte Blades. Auch die Stelle des Arbeitsdirektors entfällt. Nach vier Jahren verlässt Michael Bernhardt den Vorstand zum Jahresende.
"Der Turnaround macht Fortschritte", sagte Blades am gestrigen Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Nach der Stabilisierungsphase sei auch die Aufbauphase fast abgeschlossen, im kommenden Jahr werde man mit der Ausbauphase beginnen. Die Anpassung der personellen Kapazitäten in der Zentrale sei Teil der Strategie. Die von den Vorgängern geerbte "große Komplexität" sei vermindert worden. "Wir sind eine reifere Firma", sagte Blades. "Unser Fokus gilt jetzt der Margenverbesserung." In den vergangenen drei Jahren habe man aus verschiedenen Gründen einen sehr zentralistischen Management-Ansatz verfolgen müssen. Nun sollen die operativen Einheiten gestärkt und mehr unternehmerische Freiheiten erhalten werden. Die Gewinnverantwortung werde nun von der Zentrale in die operativen Bereiche verlagert. Bilfinger kehre damit zurück zu einer "leistungs- und ertragsorientierten Kultur." Die Zentrale werde ihre Aufgabe als "strategische Architektin" entwickeln.
Der Stellenabbau werde in diesem und im kommenden Jahr rund 40 Millionen Euro kosten, soll aber bereits 2020 Einsparungen von 30 Millionen Euro, ab 2021 dann jährlich 40 Millionen Euro.
Bestätigt wurde die Prognose für 2019. Für den Gesamtkonzern rechnet Bilfinger im laufenden Jahr mit einem bereinigten Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebita) von mehr als 100 Millionen Euro – das wäre eine Steigerung von mehr als 50 Prozent. In den ersten drei Quartalen wurde ein Ebita von 47 Millionen Euro erreicht. Trotz des deutlich rückläufigen Auftragseingangs im dritten Quartal rechnet auch Finanzchefin Christian Johansson damit, deutlich über 50 Millionen Ebita im dritten Quartal erwirtschaften zu können.
Das Geschäft sei insgesamt stabil, sagte Blades, "der Markt ist solide." Das Wachstum halte an, dabei helfe der "gute Rückenwind" aus den Auftragseingängen des Vorjahres. Die Margenverbesserung halte an und verbessere sich schneller als der Umsatz.
Als Rendite-Benchmark nennt Bilfinger das Verhältnis von Umsatz zum um Sondereinflüsse bereinigten Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen. Im dritten Quartal wurden 3,1 Prozent erreicht, 2020 soll die Zahl auf vier Prozent steigen, Ziel ist eine Ebita-Marge von über fünf Prozent. Neben dem Stellenabbau will Bilfinger dieses Ziel mit einem einfach klingenden Rezept verwirklichen: "Margenschwache Geschäfte verkaufen, margenstarke Geschäfte kaufen." Einige kleinere Firmen, die unter dem Margenziel von fünf Prozent liegen, stehen bereits zum Verkauf, die Mitarbeiter seien informiert.
An der Börse kamen die Zahlen nicht gut an. Die Aktie fiel bis zum Mittag um mehr als fünf Prozent auf unter 30 Euro. Die Zahlen hätten den Erwartungen entsprochen, allerdings sei der Markt wohl enttäuscht, dass das Margenziel von fünf Prozent erst Ende 2020 erreicht werden soll, hieß es an der Börse.