Die Corona-App soll auf Smartphones installiert werden und helfen, Infektionsketten zu durchbrechen. Foto: dpa
Von Matthias Kros
Walldorf. Auf der Internetplattform Github haben Entwickler der Walldorfer SAP erste Dokumente herausgegeben, wie die geplante Corona-Warn-App funktionieren soll. "In Kürze finden Sie dort auch weitere Informationen zum Quellcode, den wir Stück für Stück hochladen werden", kündigte SAP-Technik-Vorstand Jürgen Müller in dem Karriere-Netzwerk LinkedIn an. Darüber hinaus sichert das Unternehmen umfangreichen Datenschutz zu.
Die App wird von SAP gemeinsam mit der Deutschen Telekom im Auftrag der Bundesregierung entwickelt. In den bislang auf Github veröffentlichten Dokumenten heißt es, dass die App helfen solle, Infektionsketten zu erkennen und zu durchbrechen. "Nutzer sollen zuverlässig und schnell über Begegnungen mit infizierten Nutzern der App und damit mögliche Übertragungen des Virus informiert werden, damit sie sich freiwillig in Quarantäne begeben können".
Die App selbst findet sich auf Github noch nicht. Sie soll ab Mitte Juni auf Smartphones installiert werden können und mithilfe der Bluetooth-Technologie aufzeichnen, wann und wie lange sich jemand in der Nähe einer anderen Person aufgehalten hat, die an ihrem Smartphone ebenfalls diese Funktion eingeschaltet hat. Infiziert sich jemand mit dem Virus, kann er über die App anonym diejenigen informieren, die sich durch ihre Nähe zu ihm angesteckt haben könnten. "Im festgestellten Kontaktfall zu infizierten Personen erhält der App-Nutzer jeweils eine Benachrichtigung und verhaltensbezogene Empfehlungen, also etwa die Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Gesundheitsamt", heißt es in dem jetzt veröffentlichten Konzept.
Darüber hinaus können Nutzer über die App auch erfahren, ob sie sich mit dem Virus infiziert haben. "Im Fall eines durchgeführten Corona-Tests kann der Nutzer über die App den digitalen Informationsprozess starten und damit über das ermittelte Testergebnis benachrichtigt werden".
Ersichtlich wird aus den Dokumenten auf der Github-Plattform auch, wie die Rollen zwischen SAP und Telekom verteilt sind. Demnach kümmern sich die Walldorfer um die Entwicklung der eigentlichen App und der dazugehörenden Plattform. Die Telekom stellt Netzwerk und Mobiltechnik zur Verfügung und soll den Betrieb sicher und stabil halten. Beide Partner betonen die Freiwilligkeit und den Datenschutz: "Die Daten werden lokal auf den einzelnen Geräten gespeichert, um so den Zugriff auf die Daten und die Kontrolle über die Daten durch Behörden oder andere Instanzen zu verhindern".
SAP, Telekom und Bundesregierung wissen, dass der Erfolg einer Corona-Warn-App letztlich von der Akzeptanz in der Bevölkerung abhängt. Experten gehen davon aus, dass erst, wenn mindestens 60 Prozent der Deutschen die App nutzen, sie ihre Wirkung entfalten kann. Derzeit sinkt die Zustimmung aber offenbar: In einer Umfrage der Uni Erfurt mit 1007 Befragten erklärten sich noch 44 Prozent bereit, die App zu installieren, in der Vorwoche waren es 48 Prozent. Auch deshalb plant die Bundesregierung nach einem "Spiegel"-Bericht eine große Werbekampagne. Slogans wie "Diese App kann nichts, außer Leben retten"sollen die Bürger animieren, sie herunterzuladen. Weiter heißt es, dass die App in blau-rot gehalten sein soll, als Logo sei ein C vorgesehen, mit den stilisierten virentypischen Kronenzacken.