Die Wege der SAP-Mitarbeiter führen vorerst nicht wieder ins Büro. Foto: dpa
Von Matthias Kros
Walldorf. Angesichts weiter steigender Corona-Infektionszahlen erlaubt der Walldorfer Softwarekonzern SAP seinen Mitarbeitern weiterhin, im Homeoffice zu arbeiten. Die geltende Regelung sei bis Mitte 2021 verlängert worden, bestätigte ein Unternehmenssprecher am Montag eine entsprechende Mitteilung an die Belegschaft Ende vergangener Woche. Zudem dürfen Veranstaltungen und Treffen bei SAP mit mehr als 20 Teilnehmern nur noch virtuell stattfinden. Wer einen Kunden besuchen will, braucht eine schriftliche Genehmigung des Vorgesetzten. Und schließlich sind die Mitarbeiter erstmals offiziell angehalten, Besprechungen zu verkürzen. "30-Minuten-Meetings" dürften nur noch 25, "60-Minuten-Meetings" nur noch 50 Minuten dauern, erklärte der Sprecher. Notfalls müssten die Besprechungen abgebrochen werden. Diese klare Ansage der Personalabteilung sei in der Belegschaft sehr gut angekommen.
"Wir wollten den Mitarbeitern mit der verlängerten Erlaubnis, von Zuhause aus zu arbeiten, frühzeitig Planungssicherheit geben", sagte der Sprecher. Man behalte sich auf der anderen Seite aber auch eindeutig vor, bei einer veränderten Gefährdungslage die Regelung zu ändern. Der Sprecher betonte außerdem, dass es jedem Mitarbeiter, der ins Büro kommen wolle, auch ermöglicht werde. "Es muss keiner von Zuhause aus arbeiten, der es nicht will".
Auf dem Höhepunkt der Pandemie waren nahezu alle Mitarbeiter des Softwarekonzerns auf Anweisung der Geschäftsführung ins Homeoffice gewechselt. Seit kurzem stellt das Management den Beschäftigten wieder frei, ins Büro zu kommen, auch die Kantine hat (mit zahlreichen Einschränkungen) wieder geöffnet. Trotzdem bleiben rund 90 Prozent der deutschlandweit etwa 23.000 Mitarbeiter im Homeoffice. Anfangs bestehende Beschränkungen auf acht Besuche im Monat nach Voranmeldung hob SAP deshalb schon bald wieder auf. Ein genau definiertes Ende der Homeoffice-Regelung gab es bislang nicht, in ersten informellen Äußerungen war von einer Rückkehr zum regulären Bürobetrieb "bis Jahresende 2020" die Rede gewesen.
Die jetzt offiziell verkündete Beibehaltung kommt nicht überraschend. Bereits Mitte August war Cawa Younosi, SAP-Personalchef Deutschland, im Gespräch mit der RNZ davon ausgegangen, dass die bestehende Regelung noch mindestens bis Mitte 2021 bestehen bleiben werde. Das gleiche Datum hatten bereits andere Tech-Konzerne wie Google oder Twitter gewählt. Facebook, dessen Mitarbeiter ebenfalls mindestens bis Juli 2021 von daheim aus arbeiten dürfen, hatte seinen Beschäftigten Anfang August sogar jeweils 1000 US-Dollar Zuschuss für eine bessere Ausstattung des Homeoffice spendiert.
An eine vollständige Rückkehr der SAP-Belegschaft ins Büro ist derzeit ohnehin nicht zu denken. Weil Corona-Auflagen wie ein Mindestabstand zueinander eingehalten werden müssen, sei die Zahl der potenziellen Arbeitsplätze auf rund 30 Prozent pro Gebäude gesunken, hatte Younosi im August erklärt.
SAP-Mitarbeiter dürfen bereits seit 2018 ihren Arbeitsort frei wählen. Schon vor Ausbruch der Pandemie arbeiteten die Mitarbeiter deshalb im Schnitt 2,6 Tage im Homeoffice. Das jedenfalls gaben die Beschäftigten in einer internen Umfrage an. Offiziell erfasst wird das von der Personalabteilung nicht.