Christian Klein, Vorstandsvorsitzender des Softwarekonzerns SAP, ist kommissarisch künftig auch Arbeitsdirektor. Foto: dpa
Von Matthias Kros und Barbara Klauß
Walldorf. Nach dem überraschenden Ausscheiden von SAP-Personalvorstand Stefan Ries, tut sich der Softwarekonzern mit der Nachfolgersuche offenbar schwer. "Die Nachfolgefrage ist noch in Diskussion, solange ist der Vorstandsvorsitzende Christian Klein kommissarisch Arbeitsdirektor und Leiter Personalabteilung", teilte das Unternehmen auf RNZ-Anfrage am Freitag in Walldorf mit. Ries hatte Mitte Februar verkündet, dass er den Softwarekonzern vorzeitig Ende Mai verlassen werde. Sein Vertrag war erst im April 2018 bis Ende März 2024 verlängert worden.
Gründe für das Ausscheiden waren damals keine genannt worden. Ein Konzernsprecher hatte allerdings gesagt, dass man bis zur virtuellen Hauptversammlung am 20. Mai damit rechne, sagen zu können, wie es weitergehe. Das hat nun offensichtlich nicht geklappt. "Unsere Mitarbeiterstrategie liegt uns sehr am Herzen", hieß es Mitte Februar in einem Brief der damaligen Co-Chefs Jennifer Morgan und Christian Klein, "und wir werden Euch in Kürze mitteilen, wie wir auf dem Erfolg von Stefan und der gesamten HR-Organisation aufbauen möchten." Zu den Verantwortungsbereichen von Ries gehörten die Personalstrategie, die Sozialpartnerschaften, Talent- und Führungskräfteentwicklung, Vergütung und Entgelt sowie Vielfalt und Inklusion.
Christian Klein, der SAP seit April allein führt, hatte in einem RNZ-Interview vor einem Monat erklärt, wegen des Posten des Personalvorstands würden derzeit Gespräche mit dem Aufsichtsrat geführt. Zuvor hatte es von verschiedenen Seiten Kritik an der Zusammensetzung der SAP-Führung gegeben. So erklärten etwa Aktionäre bei der Hauptversammlung, der Vorstand sei inzwischen zu klein, zu jung, zu technologisch, zu männlich und zu deutsch. Einzige Frau und einzige Nicht-Deutsche im fünfköpfigen Vorstand ist derzeit die Irin Adaire Fox-Martin. Es helfe, einen diversen Blick auf die Themen und ein sehr globales Team zu haben, sagte Klein. Daran werde SAP arbeiten.
Dass der Vorstand derzeit recht klein, deutsch und männlich ist, liegt auch am Ausscheiden von Kleins ehemaliger Co-Chefin, der US-Amerikanerin Jennifer Morgan, die SAP im März nach nur sechs Monaten an der Konzernspitze überraschend verlassen musste.
In den letzten eineinhalb Jahren hat es zahlreiche Veränderungen an der Spitze des Softwarekonzerns gegeben. Im Oktober ging SAP-Chef Bill McDermott überraschend, zuvor hatten Bernd Leukert und Robert Enslin den Konzern verlassen, zuletzt Michael Kleinemeier und der genannte Personalchef und Arbeitsdirektor Stefan Ries.
Auch auf dem Posten des Personalvorstands gab es bereits etliche Wechsel. So musste etwa 2011 Angelika Dammann, die erste Frau im SAP-Vorstand, ihren Platz nach nur einem Jahr wieder räumen, als bekannt wurde, dass sie regelmäßig mit dem Firmenjet vom Konzernsitz in Walldorf an ihren Wohnsitz nach Hamburg geflogen war. Ihr folgte 2012 die Schweizerin Luisa Deplazes Delgado, die nach einem schwierigen Start ebenfalls nicht einmal ein Jahr blieb – aus persönlichen Gründen, wie es damals hieß.