Vor der Hauptversammlung: Aufsichtsratchef Peter Lütke-Bornefeld (von links), MLP-Gründer Manfred Lautenschläger und Uwe Schroeder-Wildberg. Foto: Karl-Heinz Pfeiffer
Von Harald Berlinghof
Wiesloch. Ausgerechnet die einzige Frau auf dem Podium wurde bei der MLP-Hauptversammlung im Wieslocher Palatin zum Angriffsziel der Aktionärsvertreter: Tina Müller, die Douglas-Geschäftsführerin. Gerade hat das Manager-Magazin ihr den Titel der "härtesten Managerin Deutschlands" verliehen. Von "zackigen Anweisungen" und "rüden Methoden" ist dort die Rede. "Wer nicht performt, wird weggeräumt", zitiert Markus Kienle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger das Magazin - kann aber bei der Aufsichtsratsvertreterin Müller selbst nur eine unterdurchschnittliche Performance erkennen.
"Ihre Anwesenheitsquote bei Aufsichtsratssitzungen im vergangenen Jahr lag bei weniger als 50 Prozent. Sie haben da keine Kontrolle ausgeübt. Das war ein Totalausfall", so seine Vorwürfe, denen sich sein Kollege Harald Klein von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) anschloss. "Wir werden sie dieses Jahr noch einmal entlasten. Aber nehmen Sie dies als ausdrücklich letzte Warnung. Sollte ihre Teilnahmequote in 2019 unter 100 Prozent liegen, gibt es nächstes Jahr keine Entlastung mehr", wetterte er weiter.
Tina Müller verteidigte ihr Fehlen krankheitsbedingt und mit Terminüberschneidungen aufgrund ihrer Arbeit als Douglas-Chefin, versprach jedoch Besserung. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Peter Lütke-Bornefeld, begründete die Berufung Müllers in den Aufsichtsrat mit ihrem Wissen im Bereich Marketing und vor allem Online-Marketing. "Das hatte uns im Gremium gefehlt."
Zuvor hatte der MLP-Vorstandschef Uwe Schroeder-Wildberg den Aktionären noch einmal das abgelaufene Geschäftsjahr erläutert. Die Gesamterlöse waren um sechs Prozent gestiegen, der Gewinn (EBIT) stieg auf 46,4 Millionen Euro, als Dividende werden 20 Cent je Aktie ausgeschüttet. Das entspricht einer Ausschüttungsquote von 63 Prozent. Die Zahl der Berater habe man entgegen dem Markttrend gesteigert.
Als "sehr zufriedenstellend" - trotz einer anhaltenden Zurückhaltung der Deutschen bei der Eigenvorsorge für das Alter - bezeichnete er das Geschäftsjahr 2018. Ins Jahr 2019 sei MLP gut gestartet. Für das Gesamtjahr erwartet er angesichts einer positiven Umsatzprognose und strikten Kostenkontrolle weiteres leichtes Gewinnwachstum. Insbesondere im Immobiliengeschäft mit der neuen Akquisition der Deutschland.Immobilien Gruppe glaubt er stark wachsen zu können.
Und schließlich kam, was kommen musste. Elfie Bülowius, die als einfache MLP-Aktionärin seit 2014 immer wieder den Antrag gestellt hatte, in den Aufsichtsrat gewählt zu werden, versuchte es auch dieses Jahr wieder. Die Aktionäre sind mittlerweile eher gelangweilt denn amüsiert von der Dame. Mehrfach musste sie vom Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Lütke-Bornefeld zurechtgewiesen werden, sich in ihren Ausführungen auf das Geschäftsjahr 2018 von MLP zu konzentrieren. Als sie dann aber sogar Honoraransprüche aus ihren Auftritten vor der Hauptversammlung seit acht Jahren ableitet, erntet sie Gelächter von den rund 300 anwesenden Aktionären. "Lassen sie uns eine begründete Rechnung zukommen, wir werden dann rechtskonform darauf reagieren", so Lütke-Bornefeld.