Von Barbara Klauß
Heidelberg. Der Baustoffkonzern HeidelbergCement hat für seine Beschäftigten in Deutschland Kurzarbeit angemeldet. Als Reaktion auf die tiefgreifenden Auswirkungen des Corona-Virus habe HeidelbergCement mit dem Betriebsrat und Arbeitnehmervertretern die Einführung dieses Instruments vereinbart, teilte der Konzern gestern Nachmittag mit. Demnach sind zunächst vor allem Mitarbeiter aus der Hauptverwaltung des Konzerns in Heidelberg betroffen. Wie viele der rund 800 Mitarbeiter in der Hauptverwaltung nun in welchem Umfang in Kurzarbeit gehen, konnte ein Unternehmenssprecher gestern auf Anfrage noch nicht sagen. Der Umfang werde für die Beschäftigten in Abhängigkeit des Arbeitsausfalls festgelegt und könne bis zu 100 Prozent betragen, hieß es in der Mitteilung. Die Betriebsvereinbarung zur Kurzarbeit gilt dem Sprecher zufolge bis Ende des Jahres.
In den Ländern, in denen vergleichbare Instrumente zur Kurzarbeit zur Verfügung stünden, nehme das Unternehmen diese ebenfalls in Anspruch, teilte HeidelbergCement mit. Bereits Mitte März hatte sich der Vorstand mit dem Betriebsrat auf Betriebsferien für die Hauptverwaltung in Heidelberg bis Ende April 2020 verständigt. Viele ausländische Tochtergesellschaften hatten bereits Anfang März damit begonnen, Arbeitszeiten zu reduzieren und die Beschäftigtenzahlen "bedarfsgerecht anzupassen".
Wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie hätten sich zudem der Aufsichtsrat und der Vorstand von HeidelbergCement entschieden, im zweiten Quartal 2020 freiwillig auf 20 Prozent ihrer Festbezüge zu verzichten, wie der Konzern weiter mitteilte. "Neben der erforderlichen Kosteneinsparung ist dies ein deutliches Zeichen der Solidarität im Unternehmen, insbesondere auch an unsere ausländischen Tochtergesellschaften", sagte der Vorstandsvorsitzende Dominik von Achten laut Mitteilung.
Dominik von Achten. Foto: ZG"Wir müssen alle gemeinsam unseren Beitrag leisten, um die schwierige Situation rund um Covid-19 bestmöglich zu meistern. Ziel ist es, dieses freiwillige Zeichen der Solidarität auf die nächste Managementebene im Unternehmen auszuweiten." Daher habe die Geschäftsleitung die Führungskräfte in der Konzernzentrale sowie in vielen Ländergesellschaften zu einer solchen freiwilligen Solidaraktion aufgerufen "und eine breite Zustimmung erhalten", wie es in der Mitteilung heißt.
Der Baustoffkonzern befindet sich angesichts der Corona-Pandemie im Krisenmodus. "Die massiven Maßnahmen zur Eindämmung des Virus erfordern fortwährende Anpassungen bei der operativen Steuerung unserer Geschäfte”, hatte Vorstandschef von Achten am 19. März gesagt. Es sei nicht abschätzbar, wie lange die Vorsorgemaßnahmen anhalten würden und welche Auswirkungen auf die Bautätigkeit in den einzelnen Ländern zu erwarten seien. Täglich müsse das Unternehmen die Situation neu bewerten. Nicht einmal den obligatorischen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr traute sich HeidelbergCement angesichts der Corona-Krise zu. Das sei seriös derzeit einfach nicht möglich, sagte von Achten im März. Eigentlich wollte der Dax-Konzern Umsatz und operatives Ergebnis leicht steigern. "Wir nehmen den Ausblick aber nicht zurück, sondern setzen ihn nur aus", betonte der Konzernchef.
Die Hauptversammlung des Dax-Konzerns, die eigentlich am 7. Mai stattfinden sollte, ist nun für den 4. Juni als rein virtuelle Veranstaltung geplant – ohne die physische Anwesenheit von Aktionären und Aktionärsvertretern. Die gesamte Veranstaltung soll laut Mitteilung online für die Aktionäre übertragen werden. Anteilseigener sollen ihr Stimmrecht per Briefwahl oder per Vollmacht an die Stimmrechtsvertreter der Gesellschaft ausüben können, wobei entsprechende Weisungen bis kurz vor Beginn der Abstimmung online möglich sein sollen. Bis spätestens zwei Tage vor der Hauptversammlung könnten die angemeldeten Aktionäre Fragen zur Tagesordnung einreichen, erklärte das Unternehmen.
HeidelbergCement ist einer der weltweit größten Hersteller von Baustoffen. Der Konzern beschäftigt rund 55.000 Mitarbeiter an mehr als 3000 Standorten in über 50 Ländern der Welt. 2019 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 18,9 Milliarden Euro. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag bei 3,6 Milliarden Euro.
Update: Freitag, 17. April 2020, 19.40 Uhr