Mit einem neuen Verkehrskonzept sollen die Verkehre auf Schiene, Straße und auf dem Wasser künftig ökologisch und ökonomisch verträglich gelenkt werden. Foto: dpa
Rhein-Neckar/Stuttgart. (boo) Federführend für die zwölf Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg beteiligte sich die IHK Rhein-Neckar an der Erarbeitung eines Güterverkehrskonzepts, das die Verkehre auf Schiene, Straße und dem Wasser künftig ökologisch und ökonomisch verträglich lenken soll. Artin Adermin, Verkehrsexperte der IHK Rhein-Neckar, sagte zum Abschluss einer Videokonferenz am Donnerstagabend: "Der Transport- und Logistiksektor ist systemrelevant und erfährt seit der Corona-Pandemie eine neue Wertschätzung und Anerkennung. Das nun vorgelegte Güterverkehrskonzept des Landes unterstreicht dies eindrucksvoll."
Er appellierte aber gleichzeitig an die Kommunen, der Transportbranche in den Häfen mehr Flächen für Kombinierte Verkehre zur Verfügung zu stellen. Damit Container vom Schiff zum Weitertransport auf Lkw oder Schienenfahrzeuge umgeladen werden können. Das gilt auch für den Mannheimer Binnenhafen. Eine weitere Forderung Adjemians: Der Einzelhandel braucht mehr Umschlag-Hubs an den Stadträndern, damit die Lieferungen nicht die Innenstädte belasten. Überhaupt müssten Straße, Schienen und die Binnenschifffahrt als Kombinierte Verkehre gestärkt werden, so der Verkehrsexperte der IHK. Er plädierte zudem für einen Ausbau des grenzüberschreitenden Schienenverkehrs in die Schweiz und nach Frankreich.
Das Industrieland Baden-Württemberg mit seiner hohen Exportquote ist stark daran interessiert, die ökologischen Ziele zu erfüllen, betonte Verkehrsminister Winfried Hermann zum Auftakt der Videokonferenz, an der Vertreter der Kommunen und Speditionen teilnahmen. Die Corona-Krise habe zwar gezeigt, dass Homeoffice viele Wege überflüssig machen könne, aber: "Das Internet kann eben keine Maschinen transportieren." Zwei Zahlen machen das Dilemma deutlich: Der Verkehr auf der Straße wird in den kommenden zehn Jahren um vierzig Prozent zunehmen, gleichzeitig muss der Kohlendioxidausstoß aber ebenfalls um vierzig Prozent gesenkt werden. "Das Ziel ist klar, bis 2030 soll jede dritte Tonne klimaneutral transportiert werden", so der Minister. Experten der Logistik- und Transportbranche waren an der Erarbeitung des Güterverkehrskonzepts von Anfang an beteiligt. "Wir wollen die Klimaziele erreichen. Hierfür müssen wir in allen Verkehrsbereichen aktiv werden", so Minister Hermann. Für Baden-Württemberg als Transitland sei das eine besondere Herausforderung.
Mit der Vorlage des Güterverkehrskonzepts beginnt die eigentliche Arbeit erst. Eines ist klar: Das Verkehrsaufkommen wird weiter steigen. Die Menschen beklagen sich über zu viele Lkw auf den Straßen, gleichzeitig wollen sie ihre bestellte Ware so schnell wie möglich an die Haustüre geliefert bekommen. Da gelte es, intelligente Lösungen zu finden. Die Engpässe in den Metropolregionen um Mannheim und Stuttgart müssen beseitigt werden. Die Rheinschiene endlich viergleisig werden, fehlende Ruheplätze für Lkw-Fahrer an den Raststätten geschaffen, die Schleusen auf dem Neckar ausgebaut werden. "Es bleiben viele Hausaufgaben, da müssen wir zusammen arbeiten", appellierte Winfried Hermann an die Beteiligten in der Transportbranche und auf der politischen Ebene. Es gelte, sich auf allen Ebenen noch besser zu vernetzen. "Die IHKs werden das Vorgehen des Landes jedenfalls unterstützen", so Adjemian.