Verdruss über elsässisches Marken-Dorf
Roppenheim. In Roppenheim bei Iffezheim wird ein Fabrikverkauf-Zentrum mit 107 Geschäften eröffnet. Handel befürchtet Einbußen

Roppenheim. Kommende Woche soll es öffnen - das Marken-Center im nordelsässischen Roppenheim mit Namen "The Style Outlets". Vis-à-vis der Grenze zu Baden-Baden werden künftig Schnäppchenjäger aus Deutschland und Frankreich in 107 Geschäften auf ein Areal von rund 27.000 Quadratmetern gelockt. Vor allem Mode des Vorjahres von bekannten Labels zu reduzierten Preisen wird offeriert.
In den vergangenen Monaten hat der Betreiber, das spanische Unternehmen Neinver, bereits großflächig in Zeitungen in Mittelbaden inseriert. Gesucht wurden rund 750 Mitarbeiter. Etwa 75 Prozent der Ladenlokale des Outlet-Centers im elsässischen Fachwerk-Ambiente sind nach Angaben des Betreibers belegt. Im Eröffnungsjahr rechnet Neinver, das dreizehn Factory Outlets europaweit betreibt (darunter auch das Outlet im pfälzischen Zweibrücken), mit 1,5 Millionen Besuchern. An Spitzentagen werden bis zu 40.000 Besucher im Nordelsass erwartet.
Von einem "Wirtschaftsfaktor für die gesamte Region" spricht Mayte Legeay von Neinver Frankreich, die für das 100 Millionen Euro schwere Projekt verantwortlich ist. Skeptisch wird die Ansiedlung des Factory Outlets jedoch aus badischer Sicht betrachtet. Bereits seit das Projekt bekannt ist, hagelt es von Gewerbevereinen und Bürgermeistern auf deutscher Seite Kritik. Sie befürchten ein Ausbluten ihrer Innenstädte, wenn Shopping-Kunden ihre Aktivitäten auf die grüne Wiese ins nahe gelegene Frankreich verlagern.
"Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir gegen dieses Outlet-Center sind. Es geht ganz eindeutig auf Kosten unserer lebendigen Innenstädte. Die Verlierer werden Rastatt, Baden-Baden, Bühl oder Gaggenau heißen", ist sich Gerd Hager, Direktor des Regionalverbandes Mittlerer Oberrhein, sicher. Kritisch sieht auch Lutz Raeck, Vorsitzender der Händler in Bühl, die Ansiedlung. "Wir sind natürlich alles andere erfreut über die Entwicklung in Roppenheim. Aber wir werden uns dem Wettkampf stellen."
Hager sieht den Trend zur Innenstadt durch das Markendorf konterkariert. "Es ist letztlich ein Nullsummen-Spiel. All die Arbeitsplätze die in Roppenheim geschaffen werden, werden aus den Städten abgezogen. Nicht nur die badische Seite wird verlieren, auch aus Haguenau auf elsässischer Seite wird Kaufkraft abgezogen. Wir haben immer dagegen gekämpft, dass innenstadtrelevante Sortimente auf die grüne Wiese verlagert werden", so Hager weiter.
Letztlich haben die Städte östlich des Rheins diesen Kampf verloren. Ob mit dem Segen des deutschen Nachbarn oder ohne ihn - das mittelalterlich anmutende Shopping-Center wird wohl seine Kunden finden. Allerdings müssen sich die Schnäppchenjäger auf deutscher Seite noch geraume Zeit mit einer schwierigen verkehrlichen Infrastruktur herumschlagen. Einspurig und im Schritt-Tempo geht es durch eine Dauerbaustelle am Grenzübergang.



