Von Daniel Bernock
Mannheim. Die Digitalisierung macht vor keiner Branche halt - auch die Versicherungswirtschaft sieht sich mit Umbrüchen konfrontiert. Die Inter Versicherungsgruppe aus Mannheim investiert kräftig in eine neue IT-Plattform, um die Kundenverwaltung digital zu vereinheitlichen. 26 Millionen Euro gibt der Konzern bis zum Jahr 2023 für die neue IT-Landschaft aus.
Der Kontakt mit dem Kunden soll über digitale Postfächer vereinfacht und beschleunigt werden. Versicherte können dann zum Beispiel Rechnungen abfotografieren und einreichen - eine Antwort erhalten sie ebenfalls digital. Auch die Inter-Mitarbeiter sollen schneller arbeiten können, durch das neue System soll die Bearbeitungszeit bei der Aufnahme eines Unfallschadens von bisher zehn Minuten auf zwei Minuten verkürzt werden, sagte Holger Tietz, Inter-Vorstand gestern im Gespräch mit der RNZ.
Aufstrebende Startups aus der Fintech- (Finanztechnologie) beziehungsweise der Insuretech-Branche (Versicherungstechnologie) sieht die Inter nicht als Konkurrenz, sondern vielmehr als Partner. Mit dem Heidelberger Startup GetSafe gebe es eine Kooperation. Die junge Firma vertreibt über die Smartphone-App eine Lebensversicherung der Inter, Vorstand Michael Schillinger ist zudem nach eigener Aussage häufig im Kontakt mit dem Startup, um sich bei der Produktentwicklung beraten zu lassen.
"Unsere Produkte müssen heute sehr flexibel sein", sagte der Vorstands-Sprecher der Inter, Matthias Kreibich. Die Kunden seien heute nicht mehr bereit, jahrzehntelang immer gleich und ohne Flexibilität zu sparen. Daher hat die Inter eine neue Lebensversicherung entworfen, die seit Oktober 2016 auf dem Markt ist. Dabei können die Versicherten flexibel den Sparbetrag ändern, Einmaleinzahlungen vornehmen und sich sogar bereits eingezahltes Geld wieder auszahlen lassen. Je nach Risikofreude kann zur klassischen Lebensversicherung mit einer Garantierverzinsung von 0,9 Prozent ein Fondsanteil zugemischt werden, der die Rendite steigern kann - dafür allerdings auch das Risiko erhöht.
Trotz Trend zur Digitalisierung: "Man informiert sich online, Verträge werden aber noch immer meist beim Makler abgeschlossen", sagte Michael Schillinger aus dem Inter-Vorstand. Daher will das Unternehmen angehenden Versicherungsmaklern helfen, Fuß zu fassen. Um ihnen die Angst vor der Selbstständigkeit zu nehmen, stellt die Inter sie seit Anfang 2017 für zwei Jahre fest an, um ihnen einen Puffer zu geben, bevor es dann in die Selbstständigkeit geht. "Versicherungsvermittler gehört leider nicht zu den beliebtesten Berufen", sagte Schillinger. Mit der Starthilfe will das Unternehmen diesem Trend gegensteuern.
Personell wächst die Inter Versicherungsgruppe - im vergangenen Jahr um sechs Personen auf nun rund 900 Mitarbeiter in der Quadratestadt. Derzeit gebe es rund 15 freie Stellen bei dem Konzern, vor allem Spezialisten im IT-Bereich und Mathematiker suche die Inter.
Im vergangenen Geschäftsjahr legten die Bruttobeiträge der Inter Versicherungsgruppe leicht um fast ein Prozent auf 815 Millionen Euro zu. Der Jahresüberschuss wuchs kräftig um rund 14 Prozent auf 21,4 Millionen Euro. Die Bruttobeiträge im Bereich Krankenversicherung, dem größten Geschäft der Inter, legte leicht um 0,5 Prozent auf 663 Millionen Euro zu. Der Überschuss sank leicht um 0,3 Prozent auf rund 78 Millionen Euro. Mit den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres zeigte sich Kreibich zufrieden: "Wir werden den Weg des ertragreichen Wachstums auch 2017 weitergehen", sagte der Vorstands-Chef.