Die Mitarbeiter der Logistik, die im Werk Wiesloch/Walldorf der Heidelberger Druckmaschinen unter anderem für den Transport von Teilen zuständig seien, bleiben Beschäftigte des Unternehmens. Eine drohende Auslagerung oder Fremdvergabe wurde verhindert. Foto: Kay Sommer
Von Thomas Veigel
Heidelberg/Wiesloch. Die Logistik im Stammwerk Wiesloch/Walldorf der Heidelberger Druckmaschinen AG wird weder ausgelagert noch an Fremdfirmen vergeben. Arbeitsplätze werden nicht abgebaut und die zukünftigen Einbußen der 340 betroffenen Mitarbeiter halten sich in Grenzen. Das ist das Ergebnis der Verhandlungen zwischen Geschäftsleitung, dem Betriebsrat und der IG Metall. Wie die Arbeitnehmervertretung am Donnerstag mitteilte, konnte außerdem erreicht werden, dass Logistikbereiche in zwei Hallen mit rund 30 Mitarbeitern, die seit dem Jahr 2007 fremdvergeben waren, wieder ins Unternehmen zurückgeholt werden konnten.
Mit dem Geldverdienen hat die Heidelberger Druckmaschinen AG große Probleme. In den 17 Geschäftsjahren seit der Jahrtausendwende ist der Saldo deutlich negativ, die Verluste sind in dieser Zeit rund 500 Millionen Euro höher gewesen als die Gewinne. Das Überleben hat sich das Unternehmen immer durch Reduktion gesichert. Geschäftsbereiche wurden aufgegeben und vor allem wurden Stellen abgebaut. Fast 25.000 Mitarbeiter hatte das Unternehmen vor 15 Jahren, heute sind es 11.500. Geschrumpft ist das Unternehmen, gesund ist es noch nicht.
Und das Sparen geht weiter. Die jüngste Idee betraf die Logistik im Stammwerk Wiesloch/Walldorf. Die Geschäftsleitung wollte etwas tun, was in der Industrie üblich geworden ist. Outsourcing und Fremdvergabe sind die Stichworte. Der Forderungskatalog war umfassend: Ein Bereich des weltweiten Ersatzteillagers (World Logistic Center) sollte in Richtung Flughafen Frankfurt ausgelagert werden, die gesamte Werklogistik und der Versand sollte an eine Fremdfirma vergeben werden.
Mirko Geiger, Chef der IG Metall Heidelberg, äußerte sich im Gespräch mit der RNZ zufrieden über die erreichten Verhandlungsergebnisse. "Damit können wir leben, wenn man bedenkt, was sich in der Industrie in der Logistik abspielt." Die Ergebnisse seien von den ursprünglichen Forderungen der Unternehmensleitung weit weg. Es wurde vereinbart, dass bis Ende des Jahres 2021 in den betroffenen Bereichen Fremdvergabe, Ausgliederung und auch betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen sind.
Ebenso wurde für alle Beschäftigten eine drohende Absenkung des Einkommens verhindert. Sie bleiben im Metall-Tarif. Zunächst wird das Entgelt im Zuge der Wieder-Anhebung der bezahlten Arbeitszeit auf 35 Stunden sogar um drei Prozent erhöht. Zukünftige Tariferhöhungen werden ebenfalls angerechnet. Geplant war eine mittelfristige Absenkung der Löhne auf 85 Prozent des Metall-Tarifs. Einziger Wermutstropfen: Die Arbeitszeit erhöht sich ab 1. Juli von 35 auf 37,5 Stunden pro Woche - bei gleicher Bezahlung. Umgerechnet wäre das ein Mindereinkommen von sieben Prozent. Die Änderungen betreffen 340 Mitarbeiter, ursprünglich war von rund 420 Mitarbeitern die Rede. Bei rund 80 Mitarbeitern konnte es die Arbeitnehmervertretung erreichen, dass sie nicht zum Bereich Logistik gezählt werden.
Weitere Einbußen haben die ab dem 1. Juli neu eingestellten Mitarbeiter. Das betrifft beispielsweise die Logistik-Auszubildenden, die alle übernommen werden. Sie werden ebenfalls nach dem Metall-Tarif entlohnt, das durchschnittliche sogenannte Leistungsentgelt liegt bei ihnen bei sechs statt bei fünfzehn Prozent. Sie bekommen also bei einem Entgelt von 100 Euro 106 statt 115 Euro.
Personalchef Rupert Felder nannte die Verhandlungen im Gespräch mit der RNZ "hart aber konstruktiv". Mit dem jetzt erreichten Kompromiss gelinge es, "die strukturellen Besonderheiten der Logistikbranche in Bezug auf Arbeitszeit und Entgelt auch für unser Unternehmen zu nutzen und die Logistik damit als integralen Teil des Standorts beizubehalten."