Biotechnologie: Hopp hat bisher mehr investiert als gewonnen

SAP-Gründer Dietmar Hopp hält derzeit Beteiligungen an zwölf Biotech-Firmen - Die Rendite lässt noch auf sich warten

29.04.2014 UPDATE: 29.04.2014 06:00 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden
Viele Medikamente werden im Labor vermeintlich erfolgreich entwickelt, scheitern dann letztendlich jedoch bei einer Patientenstudie in einer Klinik. Foto: Thinkstock
Von Harald Berlinghof

Dietmar Hopp, der mittlerweile rund 800 Millionen Euro in die nationale - und nicht zuletzt auch in die Heidelberger - Biotech-Branche investiert hat, formulierte es im November 2012 einmal so: "Von Engagements in 17 Firmen, sind gegenwärtig zehn Firmen geblieben. Es steht also sieben zu null gegen mich. Aber das Risiko ist hoch. Man muss ein Scheitern einkalkulieren", gestand er damals ein.

Gegenwärtig sind es ein Dutzend Firmen, die er im dievini-Portfolio untergebracht hat, davon arbeiten zwei mittlerweile profitabel, zwei weitere sind auf einem erfolgsversprechenden Weg und der Rest steht nach wie vor auf der Kippe. Zwei gingen allerdings auch verloren. Dietmar Hopp - oder genauer gesagt die Familie Hopp - hat in ihrem risikoreichen Spiel nur wenig aufgeholt, allerdings vier Treffer erzielt. Mit vier zu neun liegt man noch im Rückstand, will man in der Fußballersprache bleiben, aber das Spiel ist noch nicht zu Ende. Gegenwärtig weiß keiner so recht, in der wievielten Spielminute wir uns befinden.

Friedrich von Bohlen, Geschäftsführer der Hopp-Beteiligungsgesellschaft dievini, bediente sich des Fachjargons, als er beim dievini Frühjahrstreffen die Management-Ebene der verbliebenen 12 Biotech-Unternehmen, an denen dievini Anteile zwischen sieben und 100 Prozent hält, begrüßte. "Wer in dieser Liga spielt, muss nicht die Mehrheit der Spiele gewinnen", meinte er. Denn ein einziges richtig fett gewonnenes Spiel reicht aus, die verloren gegangenen aufzuwiegen.

Seiner Meinung nach hat die Biotechnologie - und wenn er diesen Begriff benutzt, dann meint er die rote Biotechnologie, die sich um verbesserte Medikamente bemüht - zu Unrecht einen schlechten Ruf in Deutschland. Einerseits ist ein Scheitern auch in der späten teuren klinischen Phase drei nie auszuschließen. "Rein statistisch betrachtet scheitern 90 Prozent aller Projekte, die in die Klinik gelangen", so von Bohlen. Selbst Große kann es da treffen. So passiert vor wenigen Wochen beim Biotech-Giganten GlaxoSmithKline. Eine Studie mit 2300 Patienten fiel durch. 200 Millionen Verlust. "Aber in der Bilanz des Konzerns geht das fast unter", so von Bohlen.

"Man investiert in ein Portfolio und man hat immer Fehlinvestitionen dabei. Aber ein einziger Treffer, also wenn Du der Erste bist, der etwas an den Markt bringt, kann das mehr als ausgleichen", meint er.

2011 gab es einen solchen Fall bei der Firma Pharmasset in den USA, die für elf Milliarden US Dollar verkauft wurde. Ein gewaltiger Gewinn für die Investoren.

Gegenwärtig hält man bei dievini noch zwölf Beteiligungen. Die Agennix AG befindet sich in der Abwicklung und wird aufgelöst. "Das investierte Geld ist weg", so Christof Hettich, Geschäftsführer von dievini. Die Curevac GmbH aus Tübingen, in die Dietmar Hopp rund 80 Millionen investierte, scheint auf dem richtigen Weg und hat kürzlich einen mit zwei Millionen dotierten Preis gewonnen. Cosmo Pharmaceuticals und LTS aus dem dievini Portfolio sollen sogar profitabel arbeiten und auch von den Heidelberger Lion-Nachfolgern der Sygnis AG sind positive Signale zu hören. LTS ist nach Hettich eine wahre Perle im Portfolio.

"Alle Investoren haben natürlich einen Exit im Auge", so von Bohlen. Unter einem Exit versteht man den Ausstieg des Investors, der seine Anteile verkauft. Ein Exit kann auch durch ein Management Buyout erfolgen, was bedeutet, dass die Vorstände oder Geschäftsführer das Unternehmen erwerben oder gar durch einen Börsengang. Risikokapital sucht stets den gewinnbringenden Ausgang aus einem Unternehmen. Gleichwohl ist Risikokapital in der kapitalintensiven Biotech-Branche überlebensnotwendig. Das Problem in Deutschland, so Bohlen, ist die geringe Größe der Einzelunternehmen. "Je größer ein Unternehmen ist, umso einfacher kommt man wieder raus. Es ist relativ einfach, eine Investition, zum Beispiel in Roche-Aktien, wieder in Kapital umzuwandeln. Investiert man in kleine Firmen, dann kann es ein Problem werden, für zehn Prozent der Aktien wieder einen Käufer zu finden".

Fazit: Je größer ein Unternehmen ist, umso leichter kommt es an Risikokapital heran, weil der Investor relativ sicher ist, dass auch ein Ausstieg leicht ist. "Eine Wagniskapital-Kultur funktioniert nur, wenn Exits funktionieren", meint von Bohlen. "Der Exit ist der Erfolg eines extrem risikoreichen unternehmerischen Handelns. Exits müssen Zinsen und Ausfälle kompensieren. Anders geht es nicht".

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