French Open

Als Außenseiter nach Paris: Zverev und die Fragezeichen

Er liebt die French Open. Nirgendwo spielt Tennisstar Alexander Zverev besser als in Paris. Doch dieses Mal reist er in anderer Rolle an. Ein Vorteil?

23.05.2025 UPDATE: 23.05.2025 11:05 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden
Alexander Zverev
Alexander Zverev reist mit Zweifeln und Fragezeichen nach Paris.

Paris (dpa) - So spät wie dieses Jahr ist Alexander Zverev selten in Paris angekommen. Erst am Freitag trudelte der 28-Jährige in der französischen Hauptstadt ein, wo er in den kommenden zwei Wochen seinen nächsten Anlauf auf den lang ersehnten ersten Grand-Slam-Titel nehmen wird.

Normalerweise zählt Zverev bei den French Open zu den Topfavoriten. 2022 spielte er im Stade Roland Garros das bislang beste Tennis seiner Karriere, ehe ihn im Halbfinale gegen Rafael Nadal eine schwere Fußverletzung stoppte. Im vergangenen Jahr zog Deutschlands bester Tennisspieler beim Sandplatz-Klassiker sogar ins Finale ein und musste sich dort erst in fünf Sätzen dem Spanier Carlos Alcaraz geschlagen geben.

Zweifel an Zverevs Form

Und in diesem Jahr? Ist Zverev mit einigen Zweifeln und Fragezeichen in Paris angekommen. Die Sandplatz-Saison, für Zverev stets die wichtigste Phase des Jahres, verlief durchwachsen. Zwar gewann er beim ATP-500er-Turnier in München den Titel, bei den Top-Events in Monte-Carlo, Madrid und Rom kam aber jeweils das frühe Aus.

Und auch der kurzfristig eingeschobene Abstecher in seine Geburtsstadt Hamburg gab Zverev nicht den erwünschten Schub. Aus im Achtelfinale, zudem Fieber und Übelkeit - es will in diesem Frühjahr bislang einfach nicht laufen für den Weltranglisten-Dritten.

Zverev gibt sich trotzig

Zverev reagiert mit Trotz auf die schwierige Phase. "An meinen Zielen für Paris hat sich nichts verändert", sagte er nach seinem Aus in Hamburg. "Ich denke, dass meine Form zuletzt gepasst hat. Jetzt hoffe ich, dass ich schnell wieder gesund werde."

Am Freitag absolvierte er im regnerischen Paris ein erstes lockeres Training. "Es war nicht die beste Vorbereitung, die ich je hatte. Aber das war es vor Australien auch nicht", sagte Zverev mit Blick auf das erste Grand-Slam-Turnier zu Beginn des Jahres. "Vor Melbourne musste ich auch aus dem United Cup rausziehen und konnte erst zwei Tage vor dem Turnier wieder aufschlagen. Und dann habe ich das Finale erreicht."

Damit das auch in Paris gelingt, muss er hundertprozentig fit sein. Schließlich meinte es auch die Auslosung nicht besonders gut mit dem Olympiasieger von 2021. In der ersten Runde bekommt es Zverev frühestens am Montag mit dem Amerikaner Learner Tien zu tun, gegen den er das bislang einzige Duell in diesem Jahr in Acapulco verloren hat.

Schwere Gegner

Im Achtelfinale könnte dann Zverevs aktueller Angstgegner Francisco Cerundolo aus Argentinien warten, ehe im Viertelfinale ein Duell mit Novak Djokovic bevorstehen könnte. In einem möglichen Halbfinale könnte dann der Weltrangliste-Erste Jannik Sinner der Gegner sein. Alles Zukunftsmusik, aber nichts, was große Hoffnungen darauf macht, dass Zverev endlich seinen ersten Grand-Slam-Titel gewinnt.

Zumal sich der dreimalige Grand-Slam-Finalist selbst immer mehr Druck macht. Für den 14-maligen Paris-Champion Rafael Nadal ist dies der Hauptgrund dafür, dass es bislang mit dem ganz großen Coup noch nicht geklappt hat. "Ich glaube leider, dass es an seinem Kopf liegt. Denn wenn man sein Tennis-Niveau sieht, hätte er schon einen gewinnen müssen", sagte der 38 Jahre alte Ex-Profi in einem Interview der französischen Sportzeitung "L'Équipe".

Im vergangenen Jahr verlor Nadal gegen Zverev in der ersten Runde. Inzwischen hat er seine Karriere beendet. Am Sonntag wird der Mallorquiner in einer besonderen Zeremonie noch einmal für seine 14 Titel in Paris geehrt.

Becker mahnt und hofft

Zverev wäre schon froh, wenn er den Coupe des Mousquetaires einmal in die Höhe stemmen dürfte. Und vielleicht tut es ihm ja ganz gut, dass nicht alle Augen auf ihn gerichtet sind, sondern besonders auf Sinner und Alcaraz. Becker wünscht sich von Zverev mehr Gelassenheit. "Wenn du es als Bürde empfindest, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, dann wirst du nie eins schaffen", sagte Becker in Hamburg. "Es muss dir eine Ehre sein, ein Privileg, ins Finale zu kommen."

Trotz der vielen Fragezeichen schreibt Becker Zverev aber nicht ab. "Ich traue ihm alles zu, auch den Turniersieg", sagte der dreimalige Wimbledonsieger in einer Medienrunde von Eurosport. "Er muss dafür sein bestes Tennis spielen." Ob Zverev dazu in der Lage ist, werden die nächsten Tage zeigen.

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