Zündeln für den Klassenerhalt
Abstiegskandidat Bielefeld will Hoffenheim die Lust am Spiel nehmen. Der Bielefelder Verteidiger Cédric Brunner ist "zuversichtlich", dass seine Mannschaft gegen die TSG einen "dreckigen Sieg" holen kann.

Von Andreas Morbach
Bielefeld. Cédric Brunner ist gelernter Verteidiger, die beherrschende Bielefelder DNA in der laufenden Runde löst bei dem 27-Jährigen deshalb durchaus Wohlgefallen aus. "Es stimmt mich positiv, dass wir in der Bundesliga gegen Mannschaften mit Top-Spielern schon zehn Mal zu null spielen konnten", hat Arminias Mann für die rechte Abwehrseite nachgezählt. Zugleich ist Brunner bewusst, dass es bei den Ostwestfalen am anderen Ende des Feldes sehr häufig weniger gut bestellt ist. Dennoch gehört der Aufsteiger auch zwei Spieltage vor Schluss noch zu den Klassenkämpfern – womit zu Saisonbeginn nicht unbedingt zu rechnen war.
Da galten die Bielefelder als Abstiegskandidat Nummer eins, Sport-Geschäftsführer Sami Arabi erklärte vor dem ersten Punktspiel in Frankfurt mit viel Realitätssinn: "Mit unseren finanziellen Möglichkeiten bilden wir das absolute Schlusslicht." Acht Monate später ist die jahrzehntelange Liga-Institution Schalke 04 längst sang- und klanglos abgestiegen. Und auch den 1. FC Köln, ein Jahr vor der Arminia ins Fußball-Oberhaus zurückgekehrt, halten die Underdogs bislang zwei Punkte auf Distanz.
Mit Hoffenheim, an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) in Bielefeld zu Gast, und der Partie in Stuttgart am Pfingstwochenende bilden zwei Klubs aus dem Niemandsland der Liga das Abschlussprogramm für den wackeren Neuling. In der Theorie stehen die Chancen, zumindest den aktuellen Relegationsplatz halten zu können, also gut. In der Praxis könnte es bei weiteren Zu-Null-Spielen – in dem Fall aus Sicht von Arminias Offensive – allerdings eng werden mit dem Ligaverbleib.
Und vor dem gegnerischen Tor herrscht noch öfter Flaute als vor dem eigenen – in 32 Spielen blieben die Bielefelder, die ihr Quarantäne-Trainingslager am Mittwoch im Hotel "Klosterpforte" im beschaulichen Marienfeld bei Gütersloh bezogen, 15 Mal ohne eigenen Treffer. Der Trend hat sich unter dem Anfang März als Nachfolger von Uwe Neuhaus inthronisierten Cheftrainer Frank Kramer, der Wochenendgegner Hoffenheim im Dezember 2012 interimsweise betreute (zwei Niederlagen, 1:5 Tore) und davor und danach knapp zwei Jahre die zweite Mannschaft der TSG trainierte, vorne wie hinten nochmals verstärkt: Allein zwei der letzten vier Begegnungen der Arminia endeten 0:0.
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"Uns ist klar, dass wir immer wieder zündeln, Hoffenheim ein bisschen die Lust am Spiel nehmen müssen", sagt Kramer. Und wenig verwunderlich ist, dass die notorische Bielefelder Magerkost gerade jetzt die Gedanken von Brunner bestimmt. "Wir schießen nicht allzu viele Tore, haben nicht allzu viele Chancen – und müssen daher immer ein bisschen hoffen, dass wir aus wenigen Möglichkeiten viel herausholen", analysiert der im Kanton Zürich geborene Schweizer.
Die immerhin schon fünf 1:0-Siege in dieser Saison unterstützen die Hoffnungen des Eidgenossen auf jeden Fall – weswegen Brunner nun ganz schlicht auf das Erreichen des halben Dutzends setzt. "Ich glaube, wir müssen auf jeden Fall noch ein Spiel gewinnen, um die Klasse zu halten", sinniert der frühere Schweizer Juniorennationalspieler und malt sich schon mal das eine oder andere vertraute Szenario aus: "Vorne ist teilweise ein bisschen Zufall oder eine Standardsituation dabei, damit mal einer reinrutscht. Von daher bin ich zuversichtlich, dass wir in den letzten Spielen noch einmal so ein dreckiges 1:0 oder überhaupt einen Sieg einfahren können."