Trainer Gisdol: "Ich suche immer nach Lösungen"

Trainer Markus Gisdol sorgt bei der TSG Hoffenheim für ein prima Arbeitsklima und belebt den Teamgedanken neu

04.07.2013 UPDATE: 04.07.2013 06:01 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden
'Ich suche immer nach Lösungen'
Von Frank Enzenauer

Westerburg. "Alles ist freier geworden, es ist eine gute Energie vorhanden." Torwarttrainer Zsolt Petry, 46, hat in seinen vier Hoffenheimer Jahren schon unter reichlich Chefs gearbeitet und stressige Höhen und Tiefen erlebt. Doch derzeit fühlt sich der Ungar wohl wie nie zuvor in seinem Job. Dank Markus Gisdol. Hoffenheims Bundesligaretter sorgte für eine Stimmungsaufhellung. Er lächelt oft, lacht gerne, spricht jeden freundlich an - auch im viertägigen Trainingslager im Westerwald. Gisdol, 43, kommt mit einer positiven, lockeren Ausstrahlung daher, wie es seiner Art entspricht. "Ich verstelle mich wirklich nicht, das würde ja sowieso nix bringen", sagt er im RNZ-Gespräch. "Wenn du den Leuten was vormachst, fliegt das eh' auf." Das weiß er einfach. Ein Führungsseminar hat Gisdol nie besucht, auch keinen Personalcoach angestellt. "Nein, nein, nix von alledem." Und wieder dieses Lachen ...

Dann denkt er ernsthaft über sich selbst nach, sagt: "Ich mag generell nicht, über negative Dinge zehn Mal hintereinander zu reden. Ich suche immer nach Lösungen - in allen Lebenslagen."

Zwischen Ballbehandlungen am Vormittag, Taktikerklärungen und Athletikübungen im Fitnesszelt achten die Hoffenheimer auf Vergnügliches zur Abwechslung. So wurden die Sieger eines Kleinfeld-Turniers mit einem Eis belohnt, so durften die Spieler unten am Ufer zwei Flöße bauen und anschließend auf dem Wiesensee unter lautem Gejohle um die Wette paddeln und am Ziel ein Erfrischungsbad nehmen, so wurde am verregneten Mittwochnachmittag ein "TSG-Triathlon" mit Radfahren, Laufen und Zielschießen organisiert. "Alles muss Spaß machen", erklärt Gisdol, "wenn man mit Freude zur Arbeit geht, bringt das mehr." Doch prompt fügt er hinzu: "Auf dem Fußballplatz gibt's bei mir keine Kompromisse. Disziplin ist natürlich wichtig."

Durchgreifen kann er, tat er gleich zu Beginn seines Wirkens bei den Krisenkraichgauern, als er im April in schier aussichtsloser Situation, neun Punkte hinter dem späteren Absteiger Fortuna Düsseldorf, radikale Kaderveränderungen vornahm und verstärkt auf Spieler aus dem Hoffenheimer Talentschuppen setzte. Und unmittelbar vor der Abreise ins Trainingslager nach Westerburg setzte Gisdol seine konsequente Linie fort, indem er teure Transferirrtümer aus der Vorsaison, Tim Wiese, Eren Derdiyok, Matthieu Delpierre, sowie Tobias Weis aufgrund wiederholter Verfehlung separat in Sinsheim trainieren ließ und zum Verkauf freigab - und dadurch, ganz nebenbei, den gewaltigen Einfluss von Spielerberater Roger Wittmann stoppte.

Zwei nicht verhandelbare Grundtugenden verlangt Markus Gisdol von seinen Fußballern: "Die Bereitschaft, sich auf neue Dinge einzulassen. Und der Teamgedanken." Zufrieden fuhr er gestern Abend vom Westerwald zurück nach Hoffenheim. "Wir haben der Mannschaft ein erstes Gefühl vermittelt, was wir erreichen wollen. Wir können jetzt die Spieler noch besser einschätzen."

Weitere Profis gesellen sich noch dazu. Neuzugang Tarik Elyounoussi (Rosenborg Trondheim) wird morgen (10 Uhr) beim öffentlichen Training in Zuzenhausen begrüßt, am Montag kehren die Länderspiel-Teilnehmer Sejad Salihovic, Fabian Johnson, Kevin Volland, Eugen Polanski, Stefan Thesker und Sebastian Rudy aus dem Urlaub zurück, und bis zur Anreise ins zweite Trainingslager Mitte Juli in Leogang soll obendrein ein neuer, torgefährlicher Offensivakteur an Bord sein. Gisdol ist "optimistisch", dass die Verstärkung eintrifft, damit sein Nahziel erreicht werden kann: "Eine sorgenfreie Saison!" Natürlich optimistisch ist er.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.