Mit Humor und Selbstironie nimmt Nagelsmann den Hype zur Kenntnis

Ein Abschied aus Hoffenheim ist für den Trainer der 1899 Hoffenheim-Profis derzeit kein Thema

06.02.2017 UPDATE: 07.02.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 46 Sekunden

Zum Anfassen: TSG-Trainer Julian Nagelsmann in der Sinsheimer Fankurve. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Im Fall von Erfolg oder Misserfolg suchen Bundesliga-Verantwortliche, Medienschaffende und Fans immer nach Gründen. Bei der TSG 1899 Hoffenheim ist es momentan ganz einfach: Der entscheidende Faktor ist Julian Nagelsmann. In der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins kicker ist ein Porträtfoto des Fußballlehrers auf der Titelseite gelandet. "Der Junior-Chef", so lautet die dazugehörige Schlagzeile. Auf fast sechs Seiten lässt das traditionsreiche Blatt den 29-Jährigen in einem Interview zu Wort kommen. Die kicker-Chefredaktion bezeichnet Nagelsmann als "heißeste Aktie auf dem deutschen Trainermarkt". Der Profifußball ist bekanntlich ein schnelllebiges, überhitztes Geschäft. Die Pendelausschläge fallen extrem aus, die Bewertungszeiträume der Spieler und Trainer werden immer kürzer - da ist es für die Protagonisten nicht einfach, mit dem Hype vernünftig umzugehen.

Nagelsmann reagiert, wenn ihm das Ballyhoo oder Tamtam einen Tick zu weit geht, mit Humor oder Selbstironie. "Ich finde das ganz lustig. Alle schreiben mich hier weg. Alle wollen, dass ich hier weggehe. Außerdem sind bei Bayern oder anderen Klubs so viele Trainer im Gespräch. Ich habe keine Lust, mir mit vier Kollegen eine Trainerstelle zu teilen", sagt er im kicker zu den hartnäckigen Gerüchten, er werde Carlo Ancelotti beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München beerben. Und weiter: "Wenn wir mal einige Spiele verlieren, wird es in eine andere Richtung gehen. Dann werde ich nicht mehr mit Bayern in Verbindung gebracht, sondern mit dem SV Ohlstadt." An Schlagfertigkeit mangelt es Nagelsmann gewiss nicht, ebenso wenig wie an Selbstbewusstsein und Fingerspitzengefühl. Ein Abschied aus Hoffenheim ist für den Ehrgeizling aus Oberbayern momentan kein Thema. Warum auch? Sein Vertrag ist beim Kraichgauklub bis 2019 datiert, Verlängerung nicht ausgeschlossen. Ob er die TSG-Fans beruhigen könne, dass er nächste Saison noch in Hoffenheim sei, wurde Nagelsmann gefragt. "Davon gehe ich aus, ja", antwortete er, "die können beruhigt sein."

Am kommenden Samstag darf Nagelsmann sein einjähriges Bundesliga-Trainerjubiläum bei "Hoffe" feiern, tags darauf treten Rudy und Co. beim VfL Wolfsburg (Sonntag, 15.30 Uhr) an.

Wirklich bemerkenswert, wie schnell er sich als Novize mit seinem Kollektiv und seinen Vorstellungen von attraktivem Fußball emanzipiert und etabliert hat. Er hänge "emotional an diesem Verein und dieser Mannschaft". Beim 4:0 am Wochenende gegen Mainz 05 bekamen diejenigen, die im Sinsheimer Stadion waren, eine Vorstellung vom unter Adrenalin stehenden Animateur und Motivator Nagelsmann. "Die Gier nach Erfolg steckt einfach in meinem Charakter", sagte er nach der Partie im Presseraum. Spitzbübisch grinsend erzählte Nagelsmann, wie er sich auf das Heimspiel gegen Mainz vorbereitet habe. "Im Fußballtennis habe ich meinen Videoanalysten vom Feld geklatscht", so Nagelsmann in für ihn typischer Ausdrucksweise. Fußballtennis-"Opfer" Benjamin Glück hat das Ergebnis vermutlich gefasst aufgenommen.

Unstrittig ist: Dieser "Junior-Chef" will immer gewinnen, ganz egal bei welchem Spiel. Irgendwann soll es eben der nächste Titel sein - wie 2014 mit der Hoffenheimer U 19 bereits geschehen ...

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