Hoffenheim ohne Wiese - Das Ende eines großen Missverständnisses

Der Bundesligist und der Ex-Nationaltorhüter Tim Wiese lösen Vertrag auf

22.01.2014 UPDATE: 22.01.2014 13:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden
Nicht mehr im Einzeltraining: Torhüter Tim Wiese einigte sich mit Hoffenheim, die schwierige Beziehung zu beenden. Foto: APF
Von Frank Enzenauer

Zuzenhausen. Das Possenspiel ist beendet, jetzt darf der Fußball ungestört rollen: Gestern Abend, drei Tage vor dem Bundesliga-Rückrundenauftakt, teilte die TSG 1899 Hoffenheim in einer Medien-Information mit, dass sich der Klub und Ex-Nationaltorhüter Tim Wiese, 32, auf eine vorzeitige Vertragsauflösung geeinigt haben. Endlich. Der "Fall Wiese" hatte Hoffenheim bundesweit in die Negativ-Schlagzeilen gehievt und war Stoff für Spötter in der Szene. Nach diversen Fehlflügen im Strafraum, Stammplatzverlust, Zoff mit Torwarttrainer Zsolt Petry und einigen Eskapaden außerhalb des Spielfeldes wurde der Keeper von Hoffenheim-Trainer Markus Gisdol zu Saisonbeginn in die sonderbare "Trainingsgruppe 2" abgeschoben; zuletzt nahm er "Einzelunterricht" bei TSG-Scout Lutz Pfannenstiel. Größtverdiener Wiese, sein Jahresgehalt soll rund 3,5 Millionen Euro betragen haben, hatte noch einen Vertrag bis Juni 2016. Sein letztes Spiel für "Hoffe" machte Wiese am 26. Januar 2013, bei der 1:2-Niederlage bei Eintracht Frankfurt.

Nach der Fußball-EM in Polen und der Ukraine im Sommer 2012 war Wiese mit großen Erwartungen und vollmundigen Europapokal-Zielen von Werder Bremen nach Hoffenheim gewechselt - ablösefrei, jedoch mit einem kostspieligen Vierjahresvertrag ausgestattet. Sein Berater Roger Wittmann war Nutznießer bester Kontakte zu Klubgesellschafter Dietmar Hopp, wie es im Umfeld der TSG hieß.

Monatelang, seit April vergangenen Jahres, hatte der neue Hoffenheimer Profifußball-Leiter Alexander Rosen vergebens versucht, Wiese zum Weggang zu bewegen. Angebote aus der Liga blieben aus, einen Wechsel ins Ausland lehnte Wiese kategorisch ab. Nun die Einigung.

Über Details der getroffenen Vereinbarung wollte die TSG 1899 "aus rechtlichen Gründen keine Auskunft geben", wie der Verein am Dienstag erklärte. Wahrscheinlich ist, dass "Hoffe" zu einer satten Abfindung bereit war. Angenommen wird ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag.

Die Verhandlungsgespräche seien "von beiden Seiten stets mit dem Ziel und klaren Willen geführt worden, eine vernünftige Lösung für alle Beteiligten zu finden", hieß es in der Pressemitteilung. "Wir sind sehr erleichtert, dass uns dies gelungen ist und wir ein weiteres schwieriges Thema zufriedenstellend gelöst haben", sagte Peter Rettig, Vorsitzender der Geschäftsführung der TSG 1899 Hoffenheim. Auch Tim Wiese wurde zufrieden zitiert - die sofortige Trennung sei "eine Grundlage", die ihm "neue Optionen und Perspektiven" eröffneten. Der gebürtige Bergisch Gladbacher will den vertragslosen Zustand nutzen, "nach einer für mich und meine Familie nicht gerade leichten Zeit, den Blick nach vorne zu richten und meine Zukunft in aller Ruhe zu überdenken."

Zum Abschied erhielt Wiese nette Worte. Vorstand Rettig ließ verlauten, er habe "Tim als stets fairen Sportsmann kennengelernt" und er wünsche ihm "alles Gute für die bevorstehenden Aufgaben." Dass Wiese seine Karriere (sechs Länderspiele, 269 Bundesliga- und 55 Europacup-Partien) fortsetzen wird, gilt als unwahrscheinlich. Gleichwohl traut sich der 100-Kilo-Mann unvermindert Herkulestaten zu. "Ich bin immer noch gut im Saft und topfit", verriet er in der zurückliegenden Woche seinen Vertrauensleuten auf dem Boulevard und behauptete in einem Interview: "Ich gehöre immer noch zu den besten Torhütern in Deutschland."

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