0:0 gegen Frankfurt: 1899 Hoffenheim bleibt ungeschlagen

Die Tabellennachbarn Eintracht Frankfurt und die TSG 1899 Hoffenheim liefern sich ein hitziges Duell.

09.12.2016 UPDATE: 10.12.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden

Reichlich Diskussionen, viel Geschubse: Hoffenheims Torjäger Sandro Wagner und Frankfurts "Rotsünder" Timothy Chandler im Nahkampf. Foto: APF

Von Achim Wittich

Frankfurt. Mark Uth saß am Freitagabend beim Gastauftritt von 1899 Hoffenheim bei der Frankfurter Eintracht zunächst nur auf der Bank. Er hatte nach dem letzten Auswärtsspiel der Kraichgauer in Mönchengladbach (1:1) die Erwartungen gedämpft: "Irgendwann passiert es, man kann nicht 34 Spieltage lang nicht verlieren."

Im WM-Stadion am Stadtwald war es aber immer noch nicht soweit. Nach 13 ungeschlagenen Bundesliga-Partien hat es "Hoffe" wieder nicht erwischt, beim torlosen Remis blieb die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann auch bei der Multi-Kulti-Truppe aus der Bankenmetropole in Ligaspiel Nummer 14 ungeschlagen.

Hintergrund

Baumann: Starke Paraden gegen Mascarell und Meier. Häufig im Mittelpunkt und Getümmel.

Kaderabek: Probierte es zunächst stetig über rechts. Baute dann sukzessive ab.

Süle: Überragte die TSG-Defensive wie der

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Baumann: Starke Paraden gegen Mascarell und Meier. Häufig im Mittelpunkt und Getümmel.

Kaderabek: Probierte es zunächst stetig über rechts. Baute dann sukzessive ab.

Süle: Überragte die TSG-Defensive wie der Commerzbank Tower die Frankfurter Skyline. Tadellose Vorstellung des Ex-Frankfurter Buben.

Vogt: Ließ sich von der allgemeinen Hektik nicht anstecken. Ruhepol. Ein Leichtsinnsfehler gegen Meier, den er gleich wieder ausbügelte.

Hübner: Kopfballtreffer (45.), wegen Abseitsstellung nicht anerkannt. Voll beschäftigt, vor allem gegen den eingewechselten Rebic.

Toljan: Eine gute Szene nach einem Chipball von Rupp. Eher unauffällig.

Polanski: Kämpferischer Kapitän. Rieb sich vor der Hoffenheimer Defensivkette auf.

Rupp: Häufig am Ball, emsig, laufstark. Auch kompromisslos.

Amiri: Der Techniker als Arbeiter. Viele Sprints im Mittelfeld.

Wagner: Sündenbock der Eintracht-Fans. Täter und Opfer, beispielsweise von Abraham. Hoffenheims Torjäger bekam in der zweiten Hälfte immer weniger Bälle.

Kramaric: Ohne Bindung und Torgefahr. Deshalb von Nagelsmann rausgenommen.

Uth: Wenig Akzente vom Zockertyp. Zoff mit Oczipka.

Zuber: Kam für Kaderabek.

Schwegler: Comeback nach Verletzungspause in der Schlussphase. jog

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Nagelsmann musste diesmal auf Sebastian Rudy (Rippenprellung) verzichten, für ihn durfte der Heidelberger Lukas Rupp von Beginn an ran. Das Duell des Tabellenfünften gegen den Rangvierten begann mit giftigen Zweikämpfen.

Von Beginn an das absolute Feindbild der Eintracht-Anhänger: Sandro Wagner. Hoffenheims Nummer 14, der sich jüngst in gewohnt kesser Form gleich mal zum "mit Abstand besten deutschen Angreifer" ernannt hatte, wurde bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen. Kein Wunder, ist Wagner doch nicht nur ein Mann großer Worte, sondern auch brandgefährlich (sieben Saisontore) und vor allem ein Ex-Darmstädter.

Erster Aufreger war das rustikale Einsteigen von Marco Fabian, der TSG-Torwart Oliver Baumann beim Abschlagen in die Parade fuhr - und dafür nicht einmal die Gelbe Karte von Schiedsrichter Christian Dingert vor die Nase behalten kam (9. Minute).

Die Hessen machten mächtig Dampf, attackierten ihren Gegner früh in dessen eigener Hälfte. Meier (16.) und Mascarell (24.) hatten die ersten Chancen, dazwischen raufte sich Hoffenheims Benjamin Hübner nach seinem Kopfball die Haare (18.).

Richtig giftig ging’s auf dem Rasen zur Sache, mehr lagen sie, als sie standen. Umso überraschender, dass Dingert die weiche Welle wählte und bis zur Halbzeit keine einzige Verwarnung verteilte. Auch nicht als der frühere Hoffenheimer David Abraham gegen Wagner den Ellenbogen ausfuhr (33.). Unglaublich.

Herrlich, wie dann Rupp auf Jeremy Toljan lupfte, doch der Olympia-Silbermedaillengewinner mit der U23 zielte daneben (36.). Marco Fabian wollte nun sportlich auf sich aufmerksam machen, hämmerte aber fünf Minuten vor der Pause drüber (40.). Dann parierte Baumann glänzend gegen Frankfurts "Fußballgott" Alex Meier (42.).

Nagelsmann ließ zum Wiederanpfiff zunächst alles beim Alten, auch sein Kollege Niko Kovac, der gerade bis 2019 in "Mainhattan" verlängert hat, brachte noch keine frischen Kräfte. Die 22 Profis standen ja auch noch voll im Saft. Nase an Nase duellierten sich Amiri und Haris Seferovic (49.), es ging sofort emotional weiter. Dann war es soweit. Dingert zückte in der 52. Minute den gelben Karton gegen Fabian. Überfällig.

Spielerisch richtig besser aber wurde der Vergleich der Tabellennachbarn nicht. Fehlpässe und Ungenauigkeiten waren am kalten Freitagabend an der Tagesordnung. Nach knapp 60 Minuten durfte Uth mitmischen, für ihn musste der schwache Kramaric raus. Die Formkrise des Kroaten hält weiter an.

Die SG-Adler bekamen noch einmal Höhenluft, erhöhten den Druck. Rebic schlenzte am linken Toreck vorbei (71.). Zu diesem Zeitpunkt lautete das Eckenergebnis 10:2 für die Eintracht. Beinahe wäre Uth durch gewesen, doch Chandler stoppte ihn unsanft. Jetzt war Dingert konsequenter, zückte Gelb (74.). Süle klärte klasse den Schuss von Fabian (79.). Wieder eine Rudelbildung gab’s in der 82. Minute. Jetzt wurde Dingert kompromisslos. Chandler flog vom Platz.

"Neun Punkte in den letzten drei Spielen vor der Winterpause wären Weltklasse", hatte Nagelsmann am Mittwoch gesagt. Die kann 1899 nicht mehr holen. "Mit sieben wäre ich auch zufrieden", so Nagelsmann weiter. In den beiden Heimspielen am nächsten Freitag gegen Borussia Dortmund und am 21. Dezember gegen Werder Bremen kann sein Team ihm diesen Wunsch aber noch erfüllen.

Frankfurt: Hradecky - Abraham, Hasebe, Vallejo - Mascarell, Huszti (85. Hector) - Chandler, Oczipka - Fabian (90.+3 Gacinovic) - Seferovic (61. Rebic), Meier. Hoffenheim: Baumann - Süle, Vogt, Hübner - Polanski (84. Schwegler) - Kaderabek (73. Zuber), Rupp, Amiri, Toljan - Wagner, Kramaric (60. Uth). Schiedsrichter: Dingert (Lebecksmühle) - Zuschauer: 47.000 - Rote Karte: Chandler nach einer Tätlichkeit (82.) - Gelbe Karten: Fabian (6), Chandler (3), Mascarell (6), Oczipka (3), Rebic (2) / Polanski, Uth (3), Wagner (3).

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