Tom Starke, sind die Giftspinnen eingepackt?
Der ehemalige Hoffenheimer Publikumsliebling sagt, weshalb seine Bayern gewinnen werden

Der ehemalige Hoffenheimer Publikumsliebling sagt, weshalb seine Bayern gewinnen werden
Tom Starke war Publikumsliebling bei der TSG 1899 Hoffenheim. Jetzt schwärmen die Bayern-Bosse vom ehemaligen Torhüter des Kraichgauer Bundesligisten. "Tom ist ein guter Typ. Er passt zu uns", sagt Karl-Heinz Rummenigge über den Vertreter von Manuel Neuer, der in vier Pflichtspielen ohne Gegentor blieb. "Tom ist bei den Bayern ein noch besserer Torwart geworden", glaubt sein Trainer Jupp Heynckes.
Der 32-jährige Muster-Profi steht vor einem Höhepunkt seiner Karriere. Am Samstag kann der Sachse in London Champions League-Sieger werden. Vor dem Finale des FC Bayern München gegen Borussia Dortmund gab Starke der Rhein-Neckar-Zeitung ein Exklusiv-Interview – für seine vielen Freunde in der Metropolregion.
Hallo Doktor No, sind die Giftspinnen schon eingepackt, die Raketen in Stellung gebracht?
Wie bitte?
Jürgen Klopp sieht Borussia Dortmund in der Rolle von James Bond und die Bayern als dessen Gegenspieler.
Ein netter Versuch, Sympathisanten zu gewinnen.
Dabei drücken – laut einer Umfrage – schon jetzt 60 Prozent dem BVB die Daumen.
Wir Bayern polarisieren. Man kann auch sagen: Viel Feind, viel Ehr.
Die Beliebtheit hat durch die Verpflichtung von Mario Götze nicht zugenommen.
Wer sich darüber empört, heuchelt. Es ist doch legitim, die besten Spieler zu holen, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Das würde jeder andere Verein der Welt auch tun. Wäre es besser, wenn Götze nach Madrid geht und die Bayern schauen zu?
Im Gegensatz zu Borussia Dortmund ist Ihrer Mannschaft die Generalprobe mit einem 4:3-Sieg in Mönchengladbach geglückt. Ein Vorteil?
Eine Heimniederlage im letzten Saisonspiel wie das Dortmunder 1:2 gegen Hoffenheim ist ein Negativerlebnis. Das könnte in den Köpfen hängen bleiben. Zumal es ein besonderes Spiel war, die Dortmunder im Abstiegskampf das Zünglein an der Waage gespielt haben. Wir haben uns vorgenommen, bis zum Schluss nicht locker zu lassen. Jedes Erfolgserlebnis macht uns stärker.
Dortmund hat ausgerechnet gegen Ihren Ex-Klub Hoffenheim verloren.
Ich habe mich wahnsinnig für meine ehemaligen Kollegen und natürlich auch für die Fans gefreut. Einige Leute im Kraichgau haben von mir auch schon eine SMS bekommen.
25 Punkte Vorsprung in der Bundesliga, herausragende Spiele in den letzten Wochen – was soll da schief gehen am Samstag im Wembley-Stadion?
Klar, wir sind Favorit. Und ich bin auch überzeugt davon, dass wir die besseren Spieler, die bessere Mannschaft haben. Doch in einem Spiel ist alles möglich.
Zum Beispiel eine Rote Karte wie vor sieben Jahren für Ihren Kollegen Jens Lehmann im Champions League-Finale zwischen Arsenal und Barcelona. Dann stünden plötzlich Sie im Rampenlicht.
Richtig. Ich bin einer, der vor Spielen alle möglichen Szenarien im Kopf durchgeht. Auch daran habe ich gedacht, obwohl ich uns das natürlich nicht wünsche. Das Gute ist: Wir können damit umgehen, dass wir Favorit sind. Denn das sind wir nahezu in jedem Spiel. Unter Druck haben wir Bayern unsere besten Spiele gemacht.
Und die beiden verlorenen Champions League-Finals?
Werfen uns nicht um. Beim FC Bayern ist eine Mentalität und die heißt: Jetzt erst recht. Das habe ich vom ersten Tag an in München gespürt.
Fliegt die Familie mit nach London?
Klar, meine Frau Melanie und meine beiden Kinder sind dabei. Sie sind auch beim Bankett eingeladen. Ich hatte jedenfalls keine Probleme, mein Kartenkontingent unter die Leute zu bringen. Ich komme aus einer sportlichen Familie. Mein Papa war im Handball ein erstklassiger Rückraumspieler. Mein Bruder spielt beim Regionalligisten Meuselwitz Fußball. Ja, und dann hast du plötzlich auch noch Freunde, die kennst du gar nicht.
Es ist schon witzig, dass Sie auch mit Bayer Leverkusen sowohl im Champions League-Finale als auch im Pokal-Endspiel standen.
Richtig. Aber das war die Zeit von Vizekusen. Jetzt bin ich bei den Bayern, was mir zeigt, dass ich in meiner Karriere so viel nicht falsch gemacht habe. Diesmal will ich den Pokal nicht nur von Weitem sehen. Ich will das gute Stück in den Händen halten.