Fassungslos: Gegen den SC Verl hatte der SV Waldhof schon den Sieg vor Augen, musste sich am Ende aber mit einem 2:2 begnügen. F: Pix
Von Daniel Hund
Mannheim. Es war eine seltsame, fast schon gespenstische Stimmung am späten Freitagabend im Carl-Benz-Stadion. Leise rieselte der Schneeregen vom Himmel, der altehrwürdige Mannheimer Fußball-Tempel glich einer Tiefkühl-Truhe. Auf dem Rasen standen die Spieler des SV Waldhof. Ratlos wirkten sie, als ob sie nicht wussten, ob sie sich freuen oder ärgern sollten. Schuld war das Ergebnis. Dieses verflixte 2:2 (2:0)-Unentschieden gegen den SC Verl. Der erste Punktgewinn nach zuvor dreier teils heftiger Pleiten.
Es waren zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten. Eine erste, in der die Blau-Schwarzen dominierten und teilweise wirbelten wie zu besten Zeiten, mutig nach vorne spielten. Der Lohn: zwei Tore. Hamza Saghiri (25.) und Arianit Ferati (42.) schlugen zu.
Das Problem nach dem Wechsel: Aus den Himmelsstürmern wurden Maurermeister. Der SVW versuchte hinten Beton anzumischen. Und das mit einer Besetzung, in der viele der besten Defensiv-Kräfte verletzungsbedingt fehlten. Eigentlich konnte das nur schief gehen. Der Trainer sah das Unheil kommen. Patrick Glöckner, der Nachdenkliche: "Ab der 65. Minute waren wir zu passiv, teilweise auch zu weit weg von den Männern."
Seine Enttäuschung konnte der 44-Jährige nicht verbergen. Auch wenn er es versuchte. Mit Sätzen, die Mut machen sollten. Der hier zum Beispiel: "Der Punkt tut uns nach drei Niederlagen in Folge gut." Oder: "Es war eine sehr gute kämpferische Leistung, jeder hat sich in alles rein geschmissen."
Widersprechen kann man ihm da nicht. Trotzdem bleiben nach dieser Partie vor allem zwei Dinge hängen: Wieder nicht gewonnen, wieder zwei Tore kassiert.
Verhindern sollte die diesmal Timo Königsmann, 23. Er rückte überraschend für Jan-Christoph Bartels zwischen die Pfosten – und zeigte eine gute Leistung. Wenngleich der Anschlusstreffer, ein Distanzschuss von Kasim Rabihic (69.), nicht unhaltbar schien (siehe nebenstehendes Interview).
So richtig glücklich war der Rückkehrer nach dem Spiel nicht. Königsmann sagte: "Natürlich ist es sehr, sehr ärgerlich, wenn du eine 2:0-Führung nicht über die Zeit bringst."
Auch seine Kollegen hatten am verpassten Befreiungsschlag noch eine Weile zu knabbern. Ganz im Keller war die Stimmung nach RNZ-Infos aber nicht. Beim gemeinsamen Essen danach wurden auch versöhnliche Töne angestimmt, vor allem die erste Halbzeit stimmte positiv. Die war zwar ebenfalls noch nicht perfekt, machte aber Mut, zeigte, über welch enorme Qualitäten der SVW in der Offensive verfügt.
Die Defensive bleibt das Sorgenkind. Auch vor der Pause wackelte man teilweise bedenklich. Immer wieder gab’s Riesen-Räume zwischen Dreierkette und Mittelfeld. Löcher, die gestopft werden müssen. Zwei, die das können, standen nicht im Kader: Marco Schuster und Max Christiansen. Beide werden schmerzlich vermisst. Bei Schuster, 25, dürfte das Warten bald ein Ende haben. Seit mittlerweile einer Woche befindet er sich voll im Mannschaftstraining. Schon am Mittwoch in Lübeck, Anpfiff 19 Uhr, könnte er nach RNZ-Infos wieder im Kader stehen. Christiansen, 24, befand sich zuletzt hingegen noch in der Reha.
Auch Innenverteidiger Jesper Verlaat, 24, ist einer, der sofort helfen könnte. Der Niederländer wird in dieser Woche im Mannschaftstraining zurückerwartet.
Sonntags war am Alsenweg trainingsfrei, am Montag wird trainiert, am Dienstag steht ab 9.30 Uhr noch eine Übungseinheit an, ehe es mittags per Mannschaftsbus in Richtung Lübeck geht.