Kaum zu stoppen: Wenn Dribbel-König Onur Ünlücifci am Ball ist, schauen die Gegenspieler oft nur hinterher. Hier packt Neuenheims David Kiefer die Grätsche aus. Foto: Imago
Von Daniel Hund
Heidelberg. Onur Ünlücifci. So heißt er, der neue Mittelfeld-Wirbelwind des SV Waldhof. Kein einfacher Name. Einer, der eigentlich prädestiniert dafür ist, ihn mal falsch zu schreiben. Hektisches Spiel, schneller Spielbericht – da kann schon mal was verrutschen. Doch die ersten Eindrücke des Neuen haben gezeigt: Diesen Namen sollte man sich merken, denn schwindelig wird es einem nicht nur beim Schreiben. Nein, vor allem dann, wenn der 23-Jährige den Turbo zündet, mit dem Ball tanzt, ihn blind zu beherrschen scheint.
Ihm zu folgen? Mit zwei Augen, ohne technische Hilfsmittel? Ganz schwierig. Übersteiger, Finten, der gute alte Hackentrick – und all das so schnell, dass ohne eine Super-Super-Slow-Motion eigentlich nichts geht. Sie wissen schon, diese Zeitlupen, die selbst einen Gepard zur Schnecke machen.
Jochen Kientz, der Sportliche Leiter des SV Waldhof, sagt es so: "Onur ist ein technisch sehr versierter Spieler." Die RNZ so: Ünlücifci ist einer, der die Lizenz zum Tricksen hat, der seinen Gegnern selbst in einer Telefonzelle Knoten in die Beine spielen kann.
Sympathisch ist er noch dazu. Er lacht viel, wenn er erzählt, wenn er über früher spricht. Über seine Anfänge mit dem Ball an den Füßen. "Ich konnte kaum laufen, da habe ich schon Fußball gespielt", grinst er. Der Platz war die Straße. Oft hat er mit Größeren gekickt und gelernt, sich durchzusetzen. Tricks sind da hilfreich, Aktionen, mit denen er auch mal zwei, drei Spieler gleichzeitig stehen lassen kann. Übung macht da den Meister und natürlich auch das eine oder andere Videostudium: Messi und Co. hat er gerne im Internet über die Schultern geschaut, um dann so lange zu üben, bis auch er die Moves beherrschte. "Ein echtes Vorbild hatte ich aber nie. Ich habe mich von vielen inspirieren lassen."
Eine weitere Kostprobe seines Könnens soll es am Samstag geben. Dann geht’s um viel: Im Dietmar-Hopp-Stadion steigt das badische Pokal-Finale der Vorsaison. Die Eintrittskarte für den DFB-Pokal steht auf dem Spiel. Und ab 16.45 Uhr kann es nur einen geben: Waldhof oder Nöttingen. Dritte Liga gegen Oberliga. Eigentlich eine klare Sache, aber der Pokal hat seine eigenen Gesetze. "Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht so viel über den Gegner", gesteht der Mann, der im Sommer von Großaspach zum Waldhof gewechselt ist. "Es soll eine eingespielte Mannschaft sein, die wir natürlich nicht unterschätzen werden."
Eingespielt – das wäre der SVW auch gerne. Doch der Umbruch ist in vollem Gange. Die Kennenlernphase läuft. "Dass jetzt noch nicht alles klappen kann, ist normal", sagt der Dribbel-König vom Alsenweg und lächelt: "Aber spielerisch haben wir sehr gute Leute im Kader."
Ünlücifci hat das Leben aus dem Koffer mittlerweile hinter sich. Vom Hotel ging es in die eigene Bude. In der Nähe vom Mannheimer Hauptbahnhof hat er eine Wohnung gefunden. "Zuerst", verrät er, "zuerst hatte ich mir überlegt immer aus meiner Heimatstadt Frankfurt nach Mannheim zu pendeln, doch das wäre zu stressig geworden."
Außerdem ist der Deutsch-Türke gekommen um zu bleiben. Aufgewachsen in Frankfurt, geformt beim dortigen FSV, gereift bei den Würzburger Kickers – und durchgestartet beim SV Waldhof. Ünlücifci hätte nichts dagegen. Er will das Vertrauen, das die Blau-Schwarzen in ihn setzen, zurückzahlen. Mit blitzgescheiten Pässen und Toren wie zuletzt im Pokal in Neuenheim.
Onur Ünlücifci. Ein Name, den man sich merken sollte.