Von Daniel Hund
Mannheim. Ball gestoppt, abgeschirmt, zwei, drei Wackler, kurze Drehung. Schuss. Drin das Ding. Kevin Koffi, 33, machte am Samstag die Fans des SV Waldhof froh. Sein 1:0 (38.) war der Anfang vom Ende für den VfR Mannheim im Stadtderby, im Viertelfinale des Badischen Pokals, das letztlich mit einem 3:0 (1:0)-Sieg für den Favoriten endete.
Danach war Koffi-Alarm. Die Fans lieben ihn, vergöttern den Ivorer. Alle wollten zu ihm, wollten ihm gratulieren, feierten den Sturmtank, der in der Liga noch gar nicht getroffen hat, für sein erstes Tor seit einer halben Ewigkeit. Auch Valmir Sulejmani, die verletzte Tormaschine der Blau-Schwarzen, stimmte da mit ein. Ein paar Meter vor dem Kabinengang im Rhein-Neckar-Stadion jubelte er dem Publikumsliebling zu und ballte grinsend die Fäuste: "Yeah, Kevin." Hinterher gab es noch einen aufmunternden Klaps auf die Schulter.
Und Koffi? Dem schien das alles fast ein wenig unangenehm zu sein. "Es ist wirklich unglaublich, dass mich die Fans so anfeuern. Sie pushen mich immer, da muss ich einfach mein Bestes geben", zuckte er mit den Schultern.
Ein Duell auf Augenhöhe ist es schon lange nicht mehr, wenn sich der VfR und der SVW auf dem Rasen-Rechteck begegnen. Aber eines mit Tradition, mit unvergesslichen Momenten, mit einer Rivalität, die schon die Großväter gelebt haben. Los ging’s dann auch mit Verspätung: Der Andrang war so groß, dass es nicht alle rechtzeitig durch die engen Stadiontore schafften. Letztlich waren es 4197 Zuschauer, die sich das erste Nachbarschaftsduell der beiden Mannheimer Fußball-Dinos seit acht Jahren nicht entgehen lassen wollten. Und darunter waren auch bekannte Mannheimer Fußball-Größen: Günter Sebert, Reiner Hollich, Steps Groß oder Kenan Kocak fieberten auf der Tribüne mit.
Die Waldhof-Buben kreuzten schon rund 90 Minuten vor Spielbeginn im Rhein-Neckar-Stadion auf. Entspannt sahen sie aus. Marcel Seegert und Co. versammelten sich am Mittelkreis. Gehüllt in schwarze Jogginghosen und graue Hoodys. Fotos wurden geschossen, Späße gemacht. Irgendwie sah es nach einer Betriebsfahrt aus, nach einer Gaudi beim kleinen Nachbarn.
Ein Spaziergang wurde es dann aber nicht. Im Gegenteil: Die Rasenspieler hielten dagegen, machten die Räume eng, um ab und an auch mal gefährlich auszuschwärmen. Der Drittligist, bei dem diesmal auch ganz bewusst Spieler aus der zweiten Reihe in die Startelf rückten, probierte es mehrfach aus der Distanz, zielte aber meist drüber. "Eigentlich wollten wir ja ein frühes Tor vorlegen", grübelte Gianluca Korte, "aber es hat dann doch etwas länger gedauert."
Edeltechniker Korte, 29, zeigte übrigens selbst, dass es auch schnell gehen kann: Kaum zurück aus der Pause, stand er goldrichtig, nahm Maß und zwirbelte den Ball aus 15 Metern in den rechten Winkel: 2:0 (48.). Ein sehenswertes Tor. Unhaltbar. Und natürlich die Vorentscheidung. Den Schlusspunkt zum 3:0 setzte der eingewechselte Mounir Bouziane (87.).
Hört sich alles sehr deutlich an - und das war es auch. Dennoch hat der VfR ein gutes Spiel abgeliefert. Umso mehr überrascht es, dass diese Mannschaft momentan nur auf dem neunten Platz in der Verbandsliga steht. Bernhard Trares hatte vor der Partie eindringlich gewarnt: "Wir wussten, dass in diesem Spiel eine hoch konzentrierte Leistung her musste und die haben wir gezeigt", sagte der Waldhof-Trainer. Uli Brecht, sein Trainer-Kollege vom VfR, sah es ähnlich: "Das war ein auch in dieser Höhe verdienter Sieg des SV Waldhof."
Apropos Höhe, es gab ein paar Anhänger der Gäste, die sich ein wenig enttäuscht auf den Nachhauseweg machten. Sie grummelten auf dem Weg zum Parkplatz vor sich hin. Für all die hat Trares nun das Schlusswort: "In solchen Spielen geht es nicht um Glanz, da geht es ums Ergebnis und das haben wir erzielt!"
VfR Mannheim: Lentz - Denefleh, Roumeliotis, Kirschner, Schwall - Gessel (68. Huller), Glückschalt (78. Dogan), Schneider, Giordano (46. Herm), Haag - Aygünes (80. Sabah).
SV Waldhof: Varvodic - Marx, Seegert, Schultz, Celik - Flick, Christiansen (72. Schuster) - Weik (61. Schwarz), G. Korte (89. Hocker), Ferati - Koffi (76. Bouziane).
Tore: 0:1 Koffi (39.), 0:2 Korte (48.), 0:3 Bouziane (87.); Schiedsrichter: Nikolai Kimmeyer (Mainz); Zuschauer: 4197.