Ein Hauch von Champions League (v.l.): Dominik Martinovic, Marcel Costly und Anton Donkor feiern das Traumtor zur 2:1-Führung für den SV Waldhof in Köln. Auch Marco Schuster (r.) gehört zum kleinen Party-Kreis in der Karnevals-Hochburg. Foto: Pix
Von Daniel Hund
Köln. Es lief die 70. Minute, als plötzlich ein Hauch von Champions League durch den altehrwürdigen Sportpark Höhenberg wehte: Ballgewinn Joseph Boyamba, Steckpass auf Anton Donkor, Slalomlauf bis zur Strafraum-Kante, Doppelpass mit Dominik Martinovic, kurzer Blick, satter Schuss: Tor für den SV Waldhof. Es war die Entscheidung bei Viktoria Köln, der 2:1 (0:1)-Siegtreffer durch Donkor in einem umkämpften Drittliga-Duell.
Als Belohnung gab’s drei Punkte. Und die sind Gold wert: Die Blau-Schwarzen schoben sich auf den zehnten Tabellenplatz, haben 27 Zähler auf dem Konto, und ganz wichtig: Sie bleiben auch im fünften Spiel im Jahr 2021 ungeschlagen.
Als alles vorbei war, lagen sich die "Buwe" im eigenen Sechzehner in den Armen, feierten den Dreier in der Karnevals-Hochburg. Mittendrin statt nur dabei: Patrick Glöckner. Der Ex-Trainer der Viktoria und jetzige Waldhof-Lehrmeister befand sich im Dauergrins-Modus. Stolz war er und so erleichtert: "Dass wir uns hier noch mit dem 2:1-Siegtreffer belohnt haben, ist natürlich eine Super-Sache", sagte er, "gerade für die Jungs freut mich das sehr."
Gute Laune, von der Glöckner zunächst weit entfernt war. Nachdenklich stapfte er vor der eigenen Bank auf und ab. Die Stirn in Falten, die Mundwinkel in Richtung Rasen. Das vierte Auswärtsspiel in zehn Tagen begann zäh aus Mannheimer Sicht: Wenig Ballbesitz, viele Fehlpässe, kaum Entlastung. Und dann noch dieses Gegentor, eins der Kategorie zum Schwarzärgern: Nach einer eigenen Ecke, die fast zum 1:0 geführt hätte, kassierte man einen Konter. Das 0:1 durch Simon Handle war die letzte Aktion vor der Pause. "So kurz vor der Halbzeit", seufzte Glöckner, "das tut natürlich richtig weh."
Aber nur kurz: Kaum wieder da, schlug der SVW zurück. Flanke Marcel Costly, Volley-Knaller Rafael Garcia (47.). Der war zu diesem Zeitpunkt noch keine zwei Minuten auf dem Platz. Glöckner hatte den richtigen Riecher.
Und die richtigen Ideen. Fortan war der Waldhof bissiger, mutiger, passsicherer und ehe man sich so langsam mit dem dritten Remis in Folge anfreunden konnte, funkte der Königsklassen-Spielzug dazwischen. Hauptakteur war Donkor, der Hochgeschwindigkeits-Fußballer vom linken Flügel.
Klar, dass der danach richtig gut drauf war. Sein Tor, seine Worte: "Da ging eine sehr gute Teamleistung voraus. Wir haben super gepresst und dann, ja dann musste ich den einfach nur noch reinhauen, ne!"
Wenn er am Dienstag, ab 19 Uhr, wieder einfach einen so reinhauen würde, Glöckner hätte sicher nichts dagegen. Dann heißt der Gegner Dynamo Dresden, Zweitliga-Absteiger und aktueller Drittliga-Tabellenführer. Ein dicker Brocken, aber auch der kann aus dem Weg geräumt werden. Das Hinspiel endete 1:1. Waldhof war dem Sieg näher.
Diesmal hat man Heimrecht. Ja, richtig gelesen, das ist kein Schreibfehler. Denn auch, wenn es viele nach dem jüngsten Auswärts-Marathon vergessen haben sollten: Auch der SV Waldhof hat eine Heimspielstätte. Sie heißt Carl-Benz-Stadion.
Dort hat man in dieser Saison schon ein paar rauschende Fußball-Feste gefeiert.
Köln: Mielitz - Koronkiewicz, Rossmann , Hajrovic (75. Risse), Stellwagen - Lorch (46. Fritz), Klefisch (46. Klingenburg), Wunderlich, Cueto, Handle - Bunjaku (66. Thiele).
Waldhof: Königsmann - Gottschling, Gohlke, Seegert, Donkor - Schuster, Saghiri, Osei Kwadwo (46. Garcia), Gouaida (66. Boyamba), Costly (92. Hofrath) - Martinovic (84. Just).
Tore: 1:0 Handle (45.), 1:1 Garcia (47.), 1:2 Donkor (70.); Schiedsrichter: Braun (Wuppertal).