Platzverweis: Der aufgebrachte SVW-Trainer Bernhard Trares (l.) bekommt von Schiedsrichter Robert Kempter die Rote Karte gezeigt. Foto: PIX
Von Michael Wilkening
Ingolstadt. Der Frust und die Wut waren allen anzusehen, die in einer Funktion beim SV Waldhof Mannheim stehen. Einzeln tröpfelten die Akteure, die Trainer und die Leute aus dem Funktionsteam der Fußball-Drittligisten aus dem Bauch des Audi-Sportparks und hatten eine bitterböse Miene auf dem Weg zum Bus aufgesetzt. Das 0:2 beim FC Ingolstadt und vor allem die Art und Weise, wie sie entstand, hatte die Blau-Schwarzen ins Mark getroffen. "Ich hatte mir die Rückkehr mit einem anderen Schiedsrichter erhofft", sagte Max Christiansen. Mehr wollte der Mittelfeldspieler, der dreieinhalb Jahre beim FCI unter Vertrag stand, nicht sagen. Der Zorn von Christiansen und den anderen Mannheimern richtete sich gegen Robert Kempter, der zwei eklatante Fehlentscheidungen gegen den SVW getroffen hatte.
Bernhard Trares stand in den Katakomben der Arena in Ingolstadt und um kurz vor 23 Uhr schimmerten seine Augen etwas feucht. "Ich bin unendlich traurig", sagte der Trainer des SV Waldhof. Für den 54-Jährigen war klar, dass der Aufstiegstraum der Mannheimer durch die Niederlage beim FCI geplatzt war, auch wenn die Blau-Schwarzen weiterhin rechnerische Chancen haben, den direkten Durchmarsch von der Regionalliga in die Zweite Liga zu schaffen. Realistisch ist das aber nach der Pleite bei einem direkten Konkurrenten nicht mehr. Besonders bitter war diese Erkenntnis für Trares, weil er sich ungerecht behandelt fühlte. "So etwas habe ich in meiner ganzen Karriere noch nicht erlebt, und ich habe vielleicht 1000 Spiele gemacht", sagte der Fußballlehrer.
Die besten Bilder von Ingolstadt gegen MannheimAus Sicht von Trares, die von den TV-Bildern gestützt wurde, hatten zwei Fehlentscheidungen zum Ende des Aufstiegshoffnungen geführt. Exakt 30 Sekunden lang hatten sich die Blau-Schwarzen in der 26. Minute über eine 1:0-Führung gefreut, ehe Robert Kempter dem Tor, das er zunächst gegeben hatte, die Anerkennung verweigerte. Nach einem Freistoß war FCI-Keeper Fabijan Buntic von einem Mitspieler unterlaufen worden, hatte dadurch die Kontrolle über sich und den Ball verloren, so dass Kevin Koffi aus kurzer Distanz abstauben konnte. Mit einiger Verspätung und Rücksprache mit seinem Assistenten entschied Kempter plötzlich auf eine Abseitsstellung Koffis bei der Torerzielung, obwohl der Ball aus den Händen von Buntic und damit vom Gegner kam. "Das war ein regulärer Treffer", räumte Ingolstadts Stürmer Stefan Kutschke ein.
Kutschke war 15 Minuten später an der zweiten umstrittenen Entscheidung des Schiedsrichters beteiligt. Waldhof-Mittelfeldspieler Florian Flick hatte im eigenen Strafraum den Fuß gefährlich hoch, Fatih Kaya köpfte den Ball und sank anschließend schreiend zu Boden. Kempter entschied auf Elfmeter, obwohl es keine Berührung gegeben und der Unparteiische beste Sicht auf das Geschehen hatte. "Das war eher kein Elfer", sagte Kutschke. Laut Regelwerk wäre ein indirekter Freistoß für den FCI die richtige Entscheidung gewesen. Kutsche musste es egal sein, er schoss den Ball zum 1:0 für Ingolstadt ins Tor. "Die Unparteiischen waren heute parteiisch", sagte Trares später.
Die Tore der Ingolstädter – Maximilian Thalhammer erzielte in der 70. Minute das 2:0 – sah der Waldhof-Trainer von der Tribüne aus, denn er hatte von Kempter nach dem aberkannten Waldhof-Tor die Rote Karte gesehen, weil er wutentbrannt einen Ball weggedroschen hatte. "Das war nicht gut von mir", sagte Trares später. Sein Zorn über den Schiedsrichter war da aber noch nicht verraucht: "Bei einem Sieg wären wir zu 100 Prozent bis zum Schluss im Aufstiegsrennen dabei gewesen." Trares war sich sicher: "Wenn wir hier in Führung gehen, gewinnen wir das Spiel."
Noch in Rage hatte der Coach unmittelbar nach dem Abpfiff im TV-Interview Anschuldigungen an den Unparteiischen und den Verband gerichtet. "Ich weiß nicht, ob es etwas mit dem DFB zu tun hat, weil wir als Waldhof immer klagen", sagte Trares: "Und der Koch hier aus Bayern ist, ob es da Sympathien gibt." Dr. Rainer Koch ist als DFB-Vizepräsident und Präsident des Bayerischen Landesverbandes spätestens seit dem Prozess um das abgebrochene Relegationsspiel gegen Uerdingen im Mai 2018 ein Streitobjekt im Umfeld des SVW.