Waldhof-Fans und ihre Mannschaft. Foto: vaf
Mannheim. (rodi) Es knistert bereits an allen Ecken und Enden, das als Hochrisikospiel deklarierte Derby des 1. FC Kaiserslautern gegen den SV Waldhof steht an. Am Sonntag um 13 Uhr treffen die beiden Kontrahenten aufeinander. "Das wird noch mal eine ganz andere Nummer als kürzlich das DFB-Pokalspiel gegen Mainz 05", meinte ein Polizeisprecher im Vorfeld. Man richtet sich also ein.
Hintergrund für die bis heute gelebte Rivalität, bei manchen Anhängern auch Feindschaft, ist der Umzug des SV Waldhof Mannheim nach Ludwigshafen 1983 nach dem Bundesliga-Aufstieg. Weil in Mannheim keine taugliche Spielstätte vorhanden war, suchte der SVW ein Ausweichplatz und wurde mit dem Südwest-Stadion fündig. Der damalige Präsident der Lauterer Udo Sopp, ein Kirchenrat, predigte zwar Nächstenliebe von der Kanzel, für den Umzug Waldhofs in die Pfalz hatte er jedoch kein Verständnis. "Wenn man uns fragt, ob wir dafür sind, werden wir nein sagen", lautete seine unmissverständliche Ansage damals.
Die Angst der Pfälzer war groß, Fußballfans an den Mannheimer Klub zu verlieren. Dies bestätigte sich zumindest im ersten Bundesligajahr von Waldhof, denn da hatte tatsächlich der Bundesliganeuling einen höheren Zuschauerschnitt. Noch heute ist Ludwigshafen übrigens zweigeteilt. Die eine Hälfte besteht aus eingefleischten FCK-Anhängern, die andere Hälfte unterstützt seit dieser Zeit den SV Waldhof.
Über 35.000 Zuschauer werden am Sonntag auf dem Betzenberg erwartet, darunter etwa 5000 Gästefans. Das letzte Prestigeduell gab es im November 2001 im DFB-Pokal und endete mit 3:2 für den FCK. Die Polizei ist vorbereitet, aufkommende Randale sollen schon im Keim erstickt werden. Wie viele Einsatzkräfte vor Ort sind, darüber hüllt man sich in Schweigen. Es dürften aber rund 1000 Beamtinnen und Beamte sein.
Waldhof-Trainer Bernhard Trares ficht das ganze Drumherum nicht übermäßig an: "Es ist das heißeste Derby, dass Mannheim spielen kann. Da ist Brisanz drin, aber von der Vorbereitung her gibt es da keinen Unterschied und wir sind fokussiert auf das Spiel", sagt er. Für ihn zählt in erster Linie das Sportliche. Bislang lief die Saison für den Mannheimer Aufsteiger überaus erfolgreich. Drei Unentschieden folgten drei Siege. Neben dem FC Ingolstadt ist nur noch Waldhof in dieser Saison ungeschlagen.
Der jüngste 4:3-Sieg über den MSV Duisburg, der aufgrund seiner spektakulären Art und Weise bundesweit für Beachtung sorgte, war jedoch teuer erkauft, denn Stammtorwart Markus Scholz erlitt einen Kreuzbandriss und wird etwa sieben Monate ausfallen. Für ihn wird Timo Königsmann zwischen die Pfosten rücken.
"Timo hat nach seiner Einwechslung eine gute Partie gemacht und wird spielen", legte sich der Coach bereits fest. Ob kurzfristig bis zum Ende der Transferperiode am Wochenende ein Ersatz für Scholz verpflichtet wird, ist noch offen. Ab Montag kann der Klub aber noch jederzeit einen arbeitslosen Profi nach verpflichten. "Mit nur zwei Torhüter wollen wir nicht die Saison bestreiten", betont Trares.
Auf allen weiteren Positionen wird der Bensheimer wohl der Startelf aus dem MSV-Spiel vertrauen. So auch auf Maurice Deville. Für Waldhofs luxemburgischen Nationalspieler ist es eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte, doch außer dem Zeugwart und Torwarttrainer kennt er aus der aktuellen Mannschaft dort keinen mehr.
"Es ist schon ein besonderes Spiel für mich, aber ich bin jetzt über zwei Jahre bei Waldhof und habe hier die beste Zeit als Fußballer, die ich je hatte", schlägt sein Herz längst blauschwarz. "Er hat seine Zeit gebraucht, um seine Position zu finden, aber jetzt macht er einen fantastischen Job. Er hat innerlich die Ruhe gefunden, die Bälle klar und sauber zu spielen", lobt der Coach seinen Schützling.
Respekt zollt er auch zwei Akteuren des Gegners. "Timmy Thiele und Florian Pick sind schon zwei herausragende Spieler beim FCK. Ich kenne sie persönlich aus der Zeit bei Schalke 04." Beide waren auch maßgeblich am 5:3-Erfolg am letzten Montag beim FSV Zwickau beteiligt, mit dem sich der FCK von einem Abstiegsplatz ins Mittelfeld verbesserte. "Sie kommen fast in jedem Spiel auch mal ins Wackeln.
Ihren Kern und ihre Stabilität haben sie noch nicht so gefunden, aber ob wir das nutzen können, weiß ich natürlich nicht. Sie haben auch immer wieder Momente, die besonders sind", sieht Trares seine Elf nicht zwingend in der Favoritenrolle. Dass er im Gegensatz zu den Pfälzern ein besser eingespieltes Team auf das Feld schicken kann, könnte am Sonntag den Ausschlag geben.
Update: Freitag, 30. August 2019, 17.29 Uhr