Mannheim. (dpa/lsw) Der SV Waldhof Mannheim geht zuversichtlich ins Erstrundenduell im DFB-Pokal mit dem Bundesligisten SC Freiburg. Der Drittliga-Neunte der abgelaufenen Saison möchte gegen den Favoriten überraschen. "Die Jungs sind heiß", sagte der neue Trainer Patrick Glöckner am Freitag. "Wir freuen uns, wissen aber, dass wir klarer Außenseiter sind."
Im Tor wird Jan-Christoph Bartels stehen, der sich im internen Konkurrenzkampf gegen Timo Königsmann und Markus Scholz durchsetzte. Verletzungsbedingt fehlen werden neben Scholz auch Mittelfeldspieler Marco Schuster und Verteidiger Gerrit Gohlke, Jesper Verlaat ist angeschlagen. Das Spiel wird entsprechend der aktuellen Corona-Verordnung in Baden-Württemberg vor 460 Zuschauern ausgetragen.
Der SC Freiburg muss vermutlich auf die Abwehrspieler Dominique Heintz und Keven Schlotterbeck verzichten. Ein Einsatz von Heintz ist aufgrund von muskulären Problemen fraglich, der zuletzt angeschlagene Schlotterbeck ist erst vor kurzem ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. "Aber wir gehen jetzt eher davon aus, dass er nicht dabei ist", sagte Trainer Christian Streich am Freitag. Sicher fehlen wird Neuzugang Guus Til, der sich aktuell noch im Lauftraining befindet.
Der 55-jährige Streich erwartet ein intensives Duell mit dem Drittligisten. "Natürlich erwarten wir ein sehr umkämpftes Spiel in Mannheim, wo Waldhof alles in die Waagschale werfen wird, um gegen uns gut auszusehen", sagte Streich.
Update: Freitag, 11. September 2020, 13.28 Uhr
Von Christoph Ruf
Mannheim. Freiburg hat viele Stammspieler abgegeben und präsentiert sich dennoch in starker Frühform. Wenn der Spruch, wonach einer verhagelten Generalprobe eine brillante Premiere folgt, auch im Umkehrschluss stimmt, müsste dem SC Freiburg vor dem DFB-Pokalspiel beim SV Waldhof am Sonntag (18.30 Uhr) eigentlich Angst und Bange sein.
Schließlich überzeugten die Erstligaprofis in allen Testspiele der Vorbereitung. Zumindest, wenn man einmal vom durchwachsenen Auftakt beim 1:1 gegen den KSC und dem 1:1 gegen Sandhausen am Sonntag absieht, bei dem nur Jugend- und Ersatzspieler zum Einsatz kamen. Bei den Härtetests gegen den polnischen Tabellenführer Gornik Zabrze (4:1) und den Schweizer Topklub FC St. Gallen (3:1) gelangen ebenso deutliche Siege wie gegen den FC Dornbirn (8:1).
Dass der Tabellenachte der vergangenen Saison in der Vorbereitung auch taktisch und fußballerisch zu überzeugen wusste, ist umso überraschender, als er einen Aderlass sondergleichen hinter sich hat. Drei Stammspieler sowie Mannschaftskapitän Mike Frantz haben dem Verein den Rücken gekehrt, mit Janik Haberer könnte bald eine weitere Stammkraft folgen. 37 Millionen Euro haben die Breisgauer bisher an Transfereinnahmen erzielt. Dabei erbrachten die beiden Nationalspieler Luca Waldschmidt (15 Millionen Euro, Benfica Lissabon) und Robin Koch (13 Mio., Leeds United) den Löwenanteil, der langjährige Stammkeeper Alexander Schwolow (sieben Mio., Hertha BSC Berlin), Jerôme Gondorf (0,5 Mio., KSC) und Pascal Stenzel (1,3 Mio.,VfB Stuttgart) brachten auch Geld in die Kasse, aus der bislang nur die Leihgebühr für den niederländischen Mittelfeldmann Guus Til (Spartak Moskau /900.000 Euro) und die Ablöse für Stürmer Ermedin Demirovic (Dep. Alavés/4 Mio.) abflossen.
Vor allem in der Mittelfeldzentrale muss der SC dringend nachlegen, Sportdirektor Klemens Hartenbach hat mehrere Kandidaten im Visier, ist aber nicht bereit, die teils als utopisch empfundenen Ablöseforderungen mancher Vereine zu erfüllen, die natürlich mitbekommen haben, dass Freiburg viel Geld eingenommen hat. Unabhängig von möglichen Verpflichtungen dürfte Nicolas Höfler seinen Stammplatz auf der Sechser-Position sicher haben. Auch Nachwuchsmann Janik Keitel werden gute Einsatz-Chancen eingeräumt.
Wie die neue Mannschaft aussehen könnte, lässt sich allerdings trotz der Baustellen erahnen. Zunächst einmal deutet alles auf ein 4-4-2 als künftige Standardformation hin. Demirovic ist ein klassischer Neuner, der neben Nils Petersen oder Luca Höler die Sturmspitze bilden könnte. Im Mittelfeld sind Höfler und wohl auch Vincenzo Grifo gesetzt. In der Defensive hat Jonathan Schmid seinen Platz ebenso sicher wie der neue Kapitän, Christian Günter, auf der linken Abwehrseite.
In der Zentrale scheint derweil der österreichische Nationalspieler Philipp Lienhart die besten Karten zu haben, während sich Dominique Heintz und Keven Schlotterbeck um die linke Innenverteidigerposition duellieren und Manuel Gulde eher als Ersatz vorgesehen zu sein scheint. Verlassen sollen den Verein noch Marco Terrazzino und Florian Kath, die bei Streich keine Perspektive mehr haben.