Der Weg von Bernhard Trares ist noch unklar
"Wie in einer Ehe" - Noch keine Angebote anderer Clubs

Von Ronny Ding
Braunschweig. Nach dem Abpfiff begann für die Braunschweiger Spieler das mehrminütige Bangen. Auf der Videoleinwand wurden die letzten Minuten des Spiels vom MSV Duisburg übertragen, der nicht hätte gewinnen dürfen, damit die Eintracht aufsteigt. Als der MSV mit dem Schlusspfiff noch den Ausgleich kassierte, kannte der Jubel in Braunschweig keine Grenzen mehr und die ersten der schnell organisierten Kaltgetränke wurden konsumiert. Auch einige Waldhof-Spieler schauten kurz auf die Leinwand, um sich dann in die Kabine zu begeben, aber nicht ohne noch vorher wütend gegen eine Werbebande zu treten.
Die unverdiente 2:3-Niederlage war ein weiterer Nackenschlag in diesen turbulenten Tagen beim SV Waldhof Mannheim, denn mit einem Sieg wäre man noch "im Geschäft" um den Aufstieg gewesen, wenn auch nur mit geringen Chancen. Es war nur noch eine Randnotiz, denn schon tags zuvor drehte sich fast alles nur noch um Waldhof-Cheftrainer Bernhard Trares, der der Mannschaft seine Entscheidung mitteilte, zum Saisonende einen Schlussstrich zu ziehen. Gründe für den Abschied nach zweieinhalb Jahren als Chefcoach nannte Trares weder unmittelbar nach dem Spiel noch am Tag danach: "Ich werde nicht nachkarten und grolle nicht. Klar, irgendwas muss ja passiert sein, aber das behalte ich bei mir. " Er ließ Spielraum für Spekulationen.
Ein Angebot eines anderen Klubs hat der 54-Jährige nicht, wie er sagt. Sein Ablehnen eines neuen Vertrages beim SVW kann heißen, dass ihm die Personalplanung von Sportchef Jochen Kientz nicht ganz geheuer ist.
Trares hätte gerne mit dem Großteil der Aufstiegshelden weitergearbeitet und bescheinigt dem gesamten Kader eine große Sozialkompetenz. Doch nun muss wohl in der Sommervorbereitung eine Mannschaft mit vielen Neuzugängen eingespielt werden, denn von den 15 auslaufenden Verträgen wurden bis heute gerade mal zwei (Markus Scholz und Jan Just) verlängert. Kevin Conrad, Michael Schultz und Jonas Weik stehen bereist als Abgänge fest. Mit Valmir Sulejmani und Maurice Deville stehen zudem weitere Stützen des Teams vor dem Absprung. Auch der Verbleib von Gianluca Korte, Kevin Koffi und Mounir Bouziane ist noch nicht geklärt. Neuzugänge sind noch keine bekannt, Interesse soll am Uerdinger Selim Gündüz bestehen. Der Außenstürmer kam seit November nicht mehr zum Einsatz. In der 2. Bundesliga spielte Gündüz schon für den VfL Bochum und erzielte vier Tore in 51 Spielen.
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Der künftige Waldhof-Coach muss in kurzer Zeit neu aufbauen, doch wer eignet sich dafür? Ins Spiel gebracht wurde Marco Pezzaiouli, doch Jochen Kientz dementierte umgehend. Der Sportliche Leiter versucht, professionell mit der Situation umzugehen. "Das ist wie in einer Ehe. Da kriselt es in zweieinhalb Jahren auch einmal", will er Meinungsverschiedenheiten mit Trares nicht zu hoch hängen. Doch sie sind nun mal da und jetzt muss Kientz mit der Trainersuche eine zusätzliche Baustelle bearbeiten.
Und was wird nun aus Trares? "Wir wollen als Trainerteam weitermachen", kann sich der Bensheimer ein künftiges Engagement bei einem Verein nur zusammen mit seinem Co-Trainer Benjamin Sachs vorstellen. "Wir haben uns hier beim Waldhof erst kennengelernt und verstehen uns gut", sagte er. Trares gibt es also künftig nur im "Doppelpack".
Bei den Entscheidungsträgern des SV Waldhof Mannheim wird man – so ist zu befürchten – irgendwann noch merken, was man an diesem besonderen Trainerduo verloren hat.