Sandhausens Torjäger Kevin Behrens. Foto: dpa
Von Claus Weber
Sandhausen. Das Wichtigste zuerst: Nicht nur Aleksandr Zhirov, sondern auch Kevin Behrens werden weiter für den SV Sandhausen spielen. "Die Tür ist zu, wir rechnen zu 100 Prozent damit, dass beide bei uns bleiben werden", stellte Mikayil Kabaca klar. Den Sportlichen Leiter des Zweitligisten hatten in den letzten Wochen mehrere Anfragen erreicht. Zuerst hatte Zweitliga-Konkurrent Hannover 96 Interesse am russischen Innenverteidiger des SVS angemeldet.
Und in dieser Woche war bekannt geworden, dass Union Berlin versucht hat, den torgefährlichsten Spieler der letzten Saison (14 Treffer, sieben Vorlagen) vom Hardtwald loszueisen. Der Bundesligist hatte zwei Angebote für Behrens abgegeben, die allerdings weit unter der "Schmerzgrenze" lagen. "Beide sind unverkäuflich", sagte Kabaca. Das passt auch zu den gestiegenen Ansprüchen. Der Liga-Zwerg will nicht weiter gegen den Abstieg, sondern um einen einstelligen Tabellenplatz spielen – was sich am Ende der Runde ja auch in deutlich mehr TV-Einnahmen auszahlen würde.
Es wäre auch zu schade gewesen, wenn Behrens von Bord gegangen wäre. Denn mit ihm und Daniel Keita-Ruel, der beim 3:2-Auftaktsieg über Darmstadt alle drei Tore erzielte, sowie Aziz Bouhaddouz als Back-up verfügt der SV Sandhausen über hohe Qualität im Angriff. Stürmische Zeiten könnten damit anbrechen am Hardtwald, zumal mit Julius Biada ein weiterer torgefährlicher Spieler im zentralen Mittelfeld lauert, der für ungewöhnliche Abschlüsse gut ist.
Als Kabaca den Verbleib des besten Torjägers unterstrich, lächelte Uwe Koschinat. Der Trainer hatte zuvor leicht genervt auf die Frage nach einem möglichen Wechsel reagiert, auch wenn er versicherte, dass er das zunehmende Interesse großer Klubs an Sandhäuser Spielern als Auszeichnung betrachte. Er sagte aber auch: "Kevin wäre nur schwer zu ersetzen."
Deshalb dürfte der Trainer den 29-jährigen gebürtigen Bremer im ersten Auswärtsspiel am Sonntag (13.30 Uhr) beim 1. FC Nürnberg wohl wieder in seine Startelf berufen, nachdem er im Pokal und zum Liga-Auftakt noch wegen einer Muskelverletzung ausgesetzt hatte. "Er hat vollumfänglich trainiert, er steht bereit", sagte Koschinat.
Die Franken wollen am Sonntag mit einem Heimsieg Aufbruchstimmung erzeugen – nach einer katastrophalen Vorsaison, in der erst in letzter Sekunde der Abstieg in der Relegation abgewendet wurde. Übrigens durch ein Tor von Fabian Schleusener. Der ehemalige Sandhäuser dürfte am Sonntag gegen seinen Ex-Klub stürmen. Zumal Neuzugang Manuel Schäffler, der letzte Saison 19 Tore für Wehen Wiesbaden erzielt hat, wegen einer Kniereizung weiter fehlen wird. Den Ausfall könne man kompensieren, sagte der neue Club-Coach Robert Klauß, man habe vorne viele Optionen. Beispielsweise Pascal Köpke von Hertha BSC, der zweite prominente Neuzugang.
Klauß, der mit einem 1:1 in Regensburg nicht optimal gestartet ist und schon etwas Druck spürt, warnt vor Sandhausen: Den SVS dürfe man nicht als graue Maus der Liga abtun. Die Kurpfälzer seien "ein richtiges Brett". Das weiß auch der neue Nürnberger Sportvorstand Dieter Hecking, der als Trainer des Hamburger SV am letzten Spieltag der vergangenen Runde mit dem 1:5 gegen Sandhausen sein persönliches Waterloo erlebte und die Bundesliga-Rückkehr verpasste.
Unterstützung wird Nürnberg von vielen Zuschauern erhalten. 9700 sind zugelassen, mit rund 7000 wird gerechnet. "Wir freuen uns auf eine gute Atmosphäre, auch wenn die Fans die anderen anfeuern", sagte Koschinat, der auf Mario Engels verzichten muss. Der Angreifer hat eine Muskelverletzung im Oberschenkel, dürfte aber schon nächste Woche wieder ins Training einsteigen.
Dafür kehrt ja Kevin Behrens zurück.
So könnte Sandhausen spielen: Fraisl – Nauber, Kister, Zhirov – Diekmeier, Linsmayer, Nartey, Contento – Biada – Behrens, Keita-Ruel.