Kenan Kocak: Sandhausen steigt nicht ab, doch Schützenhilfe gibt es nicht. Foto: dpa
Von Wolfgang Brück
Sandhausen. Kenan Kocak, der am Dienstag 40 wird, spielt am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) mit Hannover 96 gegen seinen Ex-Verein SV Sandhausen. Der Mannheimer pendelt seit über einem Jahr zwischen Hannover, wo er ein kleines Haus bezogen hat, und Ilvesheim wo seine Familie – die Söhne Ensar (10) und Eymen (6) sowie seine Frau Demet – leben. ´
> Kenan Kocak, Sie können am Sonntag König von Hannover werden, wenn Sie es nicht schon sind?
Schöne Aussichten. Aber weshalb?
> Weil der zweimalige deutsche Meister Hannover 96 noch nie gegen den kleinen SV Sandhausen gewonnen hat und Sie das jetzt ändern können.
Stimmt. Bei zwei der drei Unentschieden war ich noch Trainer in Sandhausen.
> Und bei der 1:3-Niederlage Ende Mai bereits Chef in Hannover. Wie eng sind die Kontakte noch?
Der SV Sandhausen wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. Es ist ja auch noch "mein" Trainerteam. Dirk Stelly, und Phil Weimer habe ich verpflichtet, Torwart-Trainer Daniel Ischdonat zurückgeholt.
> Das Ende im Oktober 2018 war weniger schön.
Ich habe hoch erhobenen Hauptes den Hardtwald verlassen. Ich habe mit bescheidenen Mitteln die beste Platzierung in der Zweitliga-Geschichte erreicht. Die Transfers von Philipp Förster, Lucas Höler und Marco Knaller haben Sandhausen über fünf Millionen Euro beschert.
> Um so besorgter müssen Sie sein, dass jetzt Ihr Erbe bedroht ist. Ihr Ex-Klub hat von den letzten elf Pflichtspielen nur eines gewonnen, ist mit einem namhaft besetzten Kader auf den drittletzten Platz abgerutscht. Überrascht?
Aus der Ferne kann ich schlecht urteilen. Eigentlich haben Jürgen Machmeier und Mikayil Kabaca den Kader gut zusammengestellt. Ich bin sicher, dass es sich nur um eine schwächere Phase handelt und Sandhausen nicht absteigen wird.
> Nach dem letzten Spiel standen Sie Nase an Nase mit Ihrem Nachfolger Uwe Koschinat. Freundschaftlich sah das nicht aus.
Uwe hat eine Äußerung von mir über die Rolle von Dennis Diekmeier missverstanden. Wir haben deswegen auch noch mal telefoniert. Das ist ausgeräumt.
> Wir vermuteten, dass Ihnen das lautstarke Auftreten des Kollegen missfallen hat. Damit muss man beim neuen Trainer Michael Schiele nicht rechnen.
Viel weiß ich nicht von ihm. Ich habe den Eindruck, er ist ein angenehmer Mensch.
> Bei 96 gibt es mehrere Spieler und Mitarbeiter aus unserer Region.
(lacht) Die Kurpfalz-Connection macht mir Freude. Der frühere Hoffenheimer Dominik Kaiser ist mein Kapitän, Phi-lipp Ochs auf einem guten Weg. Das gleiche gilt für Valmir Sulejmani, der vom SV Waldhof zurück ist. Der Sprung war groß, aber gegen Bochum hat er sein erstes Tor für uns geschossen. Auch mein Torwarttrainer Rolf Mossmann ist ein ehemaliger Waldhöfer und dass Valentin Herr, der sechs Jahre Chefscout in Sandhausen war, ein ausgezeichneter Mann ist, weiß jeder.
> Kriegt die Kurpfalz-Connection Verstärkung? Sie wollten im Sommer Aleksandr Zhirov haben, sind jetzt auf der Suche nach einem Offensiv-Spieler. Ist Kevin Behrens ein Kandidat?
Das Thema Zhirov ist abgehakt. Ansonsten gilt: An Spekulationen beteilige ich mich grundsätzlich nicht.
> Auch in Hannover liegen sich nicht alle glückstrahlend in den Armen. Sie haben die erste Serie mit 17 Punkten auf dem zwölften Platz abgeschlossen. Der Anspruch war aufzusteigen.
Hannover 96 ist ein großer Verein. Ein Traditions-Klub. Da gehst du in jede Saison mit hohen Erwartungen. Wir haben einige Spieler an Bundesligisten abgeben müssen, aus finanziellen Gründen konnten wir nicht alle Wünsche realisieren. Der Umbruch war groß. Ich brauche ein bisschen Zeit. Das war bei allen meinen Stationen so, beim VfR Mannheim, dem SV Waldhof und in Sandhausen. Aber wir kommen langsam ins Rollen.
> Der Rückstand zu den Aufstiegsplätzen ist mit sechs Punkten überschaubar. Hannover gehört zu den besten Heimmannschaften. Sandhausen hat die drittschwächste Auswärtsbilanz. Das ist – wie der Österreicher zu sagen pflegt – eine gmahde Wiesn.
In der Zweiten Liga ist jedes Spiel schwer. Aber klar ist, wir wollen gewinnen.