Von Claus Weber
Sandhausen. Die Schießbude der Liga haben die beiden Interimstrainer Gerhard Kleppinger und Stefan Kulovits geschlossen. Unter ihrem Vorgänger Michael Schiele kassierte der SV Sandhausen viel zu viele Gegentore. Gegen den FC Erzgebirge Aue, bei dem man am Samstag (13 Uhr/Sky) zum Rückspiel gastiert, gab’s Ende November beim Schiele-Debüt eine 1:4-Pleite. Weitere Niederlagen in dieser Größenordnung folgten, ehe Schiele Mitte Februar schon wieder gehen musste.
Seitdem halten die Sandhäuser hinten dicht. Nur einen Treffer kassierten sie in den vergangenen drei Partien – zuletzt allerdings auch nur, weil Torwart Stefanos Kapino einen Sahnetag erwischte und beim 0:0 gegen Düsseldorf ein halbes Dutzend guter Chancen zunichte machte. Aber: Die Null stand.
Dafür läuft allerdings in der Offensive derzeit nicht viel zusammen. Gegen Düsseldorf zählte Kleppinger gerade mal zwei Möglichkeiten auf, die nicht richtig zu Ende gespielt wurden. Man habe vorne oft die falschen Entscheidungen getroffen, klagt "Kleppo". Daran habe man in dieser Trainingswoche gearbeitet.
Denn: Der SV Sandhausen braucht Tore, Siege und Punkte. "Wir müssen endlich auch auswärts etwas Zählbares holen", sagt Kleppinger vor der Fahrt ins Erzgebirge, wo endlich der zweite Sieg auf fremdem Platz in dieser Saison gelingen soll. Noch können die Sandhäuser den Klassenverbleib schaffen, noch beträgt der Rückstand auf den 15. Tabellenplatz, der am Ende reichen würde, drei Punkte. Aber: Die Spiele werden weniger und die Gegner stärker. Zum Saisonende treffen die Kurpfälzer fast ausschließlich auf die Spitzenteams. Punkten müssen sie am Samstag beim Tabellenzehnten in Aue und am Ostersonntag daheim gegen Schlusslicht Würzburg.
Immerhin kann Kleppinger wieder fast aus dem Vollen schöpfen. Tim Kister, Aleksandr Zhirov, Diego Contento und Denis Linsmayer haben ihre Sperren abgesessen. Damit stehen dem Coach vier Defensiv-Routiniers wieder zur Verfügung. Die schlechte Nachricht: Mit Kevin Behrens fällt dagegen der beste Stürmer aus. Der achtfache Torschütze ist für die Partie in Sachsen gesperrt. Für ihn wird Daniel Keita-Ruel stürmen. Darauf hat sich Kleppinger festgelegt. "Er bekommt seine Chance, sich zu beweisen", erklärt der Trainer, "ich bin mir sicher, dass er es ordentlich machen wird, er ist fit und willig." Zuletzt stand Keita-Ruel, der mit sieben Saisontreffern zweitbester Sandhäuser Schütze ist, am 5. Februar in der Startformation. "Kleppo" und "Kulo" hatten bislang eher das Sturm-Duo Kevin Behrens und Alexander Esswein vorgezogen. "Die beiden haben gut harmoniert", erklärt Kleppinger.
Der 63-Jährige ist schon acht Jahre in Sandhausen und hat gegen Aue mehr Niederlagen als Siege erlebt. Der letzte Erfolg liegt zweieinhalb Jahre zurück. "Serien sind da, um auch mal durchbrochen zu werden", sagt er. Hoffnung macht, dass die Sachsen schwächeln. Nur ein Sieg glückte in den letzten sieben Spielen. Und nun kommen noch Personalsorgen dazu. Drei Spieler sind verletzt, einer gesperrt, drei in Quarantäne, und der Einsatz von Abwehrchef Gonther ist fraglich. "Wir hatten in dieser Woche Probleme, überhaupt 15 oder 16 Feldspieler zum Training begrüßen zu dürfen", klagte Coach Dirk Schuster.
Hohe Qualität haben die Auer dennoch. Martin Männel ist ein überragender Torwart, Pascal Testroet und Florian Krüger (beide zehn Tore) sind hervorragende Schützen und Vorbereiter.
So könnte Sandhausen spielen: Kapino - Nauber, Kister, Zhirov - Diekmeier, Bachmann, Linsmayer, Contento - Halimi, Biada - Keita-Ruel.
Update: Donnerstag, 18. März 2021, 18.45 Uhr
Keita-Ruel vertritt den besten Torschützen Behrens in Aue
Sandhausen. (dpa) Stürmer Daniel Keita-Ruel wird den Gelb-gesperrten Kevin Behrens im Auswärtsspiel des SV Sandhausen beim FC Erzgebirge Aue ersetzen. Trainer Gerhard Kleppinger machte kein Geheimnis daraus, dass der Angreifer am Samstag (13 Uhr/Sky) für den mit bislang acht Treffern besten SVS-Torschützen und zum ersten Mal seit dem 5. Februar wieder in der Anfangsformation stehen wird.
"Er bekommt die Chance, sich zu beweisen", sagte Kleppinger am Donnerstag. "Zuletzt haben Kevin Behrens und Alexander Esswein vorne ganz gut harmoniert, aber das Paar wird jetzt auseinandergerissen. Ich bin mir sicher, dass Keita-Ruel es ordentlich machen wird. Er ist fit und willig."
Aufatmen kann der stark abstiegsbedrohte SVS derweil im Defensivbereich. Die zuletzt Gelb-gesperrten Tim Kister, Diego Contento und Denis Linsmayer sowie Aleksandr Zhirov nach seiner Roten Karte sind wieder spielberechtigt und können mithelfen, den zweiten Auswärtssieg der Saison zu holen. Für Kleppinger steht fest, dass der Plan nur aufgehen wird, wenn die Null erneut steht: "Wir dürfen nicht viel zulassen, müssen aber gleichzeitig vorne die richtigen Entscheidungen treffen, um endlich wieder etwas Zählbares mit nach Hause zu nehmen."