Hannovers Patrick Twumasi (M) jubelt nach seinem Tor zum 2:0. Foto: picture alliance/dpa | Swen Pförtner
Von Claus Weber
Hannover/Sandhausen. Das neue Jahr beginnt für den SV Sandhausen so unerfreulich wie das alte aufgehört hat: Elf Tage nach der 0:4-Pokalpleite in Wolfsburg verlor der Fußball-Zweitligist auch in Hannover mit 0:4. Die Niederlage war – auch in der Höhe – verdient. Der Re-Start 2021 ist gründlich daneben gegangen, die Enttäuschung riesengroß.
"Wir haben viele Fehler gemacht", gab Jürgen Machmeier zu, "die führen bei uns momentan leider automatisch zu Gegentoren." Der Präsident ist ratlos, wo man den Hebel ansetzen könnte. "Es fehlt von allem ein bisschen, um erfolgreich zu sein", sagte er, "auch die geistige Frische, um so ein Spiel vielleicht noch zu drehen."
Dennis Diekmeier wurde noch deutlicher. "Es kann so nicht weitergehen", forderte der Kapitän, "wir müssen gewisse Dinge ansprechen, müssen die Gegentore analysieren."
Die Defensive ist allerdings bei weitem nicht die einzige Schwachstelle. Das neue Jahr ist da, die alten Probleme sind geblieben: Sandhausen ist in der Abwehr zu fehlerhaft, im Mittelfeld wenig kreativ und im Sturm völlig harmlos.
Die Zahlen belegen das: In den bisherigen 14 Saisonpartien erzielten die Nordbadener nur zwölf Tore. So wenig wie kein anderer Zweitligist. Der letzte Treffer liegt schon vier Wochen zurück.
Die Zahl der Gegentore dagegen wächst und wächst und wächst. Rechnet man die Pokalpartie in Wolfsburg dazu, kassierte der SV in den letzten fünf Spielen 17 Treffer. 31 sind es insgesamt – in erst 14 Saisonpartien. Damit nähert sich Sandhausen dem Negativrekord von 66 Gegentreffern aus dem ersten Zweitliga-Jahr an, in dem man abgestiegen wäre, wäre Duisburg nicht die Lizenz verweigert worden.
Diesmal könnten die Kurpfälzer erneut Glück im Unglück haben. Weil nämlich – und das ist die gute Nachricht vom Wochenende – auch die anderen drei Kellerkinder verloren. Immer mehr bahnt sich ein Vierkampf um den rettenden 15. Tabellenplatz an, den derzeit Eintracht Braunschweig (1:3 in Aue) belegt. Sandhausen liegt weiterhin einen Punkt hinter den Niedersachsen und drei bzw. sieben Zähler vor St. Pauli (1:2 in Fürth) und Würzburg (2:4 in Karlsruhe), die aber am Mittwoch im Nachholspiel Boden gutmachen können.
In Hannover sahen die Kurpfälzer nur in der Anfangsphase und in der Mitte der zweiten Halbzeit gut aus. Alexander Esswein vergab in den ersten Minuten zwei Halbchancen, danach sah man 70 Minuten nichts mehr.
Hannover drängte dagegen auf den ersten Erfolg im vierten Aufeinandertreffen und verleitete Sandhausen zu Fehlern. Das 0:1 durch Ducksch (23.) wurde durch Nachlässigkeiten von Kevin Behrens und Esswein begünstigt, vor dem 0:2 durch Twumasi (48.) ging ein Lupfer von Nikolas Nartey daneben. Und beim 0:3 durch Ducksch (52.) nach einem Eckball kam Alexander Rossipal einen Schritt zu spät.
Erst danach setzte Sandhausen Akzente, hatte durch Daniel Keita-Ruel eine Doppelchance (75.). "In dieser Phase hat die Mannschaft gezeigt, welche Qualität sie hat", sagte der Sportliche Leiter Mikayil Kabaca. Allerdings war das Spiel da schon längst gelaufen. Beim 4:0 wurde Rick Wulle durch einen Schuss von Twumasi ins kurze Eck überrascht (89.).
Vor dem Heimspiel gegen Heidenheim am Freitag (18.30 Uhr) sieht die Bilanz von Michael Schiele mit sechs Niederlagen und nur einem Sieg aus sieben Spielen düster aus. Dennoch ist sich der Coach der Unterstützung sicher: "Ich spüre hier großes Vertrauen." Eine Einschätzung, die Mikayil Kabaca bestätigt. "Wir sind von unserem neuen Trainer überzeugt wie am ersten Tag."
Hannover: Esser – Muroya, Franke, Hübers, Hult (64. Falette) – Bijol (58. Basdas) – Kaiser (88. Tarnat), Haraguchi (87. Muslija) – Schindler, Sulejmani (46. Twumasi) - Ducksch.
Sandhausen: Wulle – Diekmeier, Kister, Zhirov, Rossipal – Linsmayer (46. Paurevic), Nartey (79. Halimi) – Ouahim (46. Keita-Ruel), Esswein, Biada – Behrens (67. Pena Zauner).
Schiedsrichter: Kampka (Mainz)
Tore: 1:0 Ducksch (23.), 2:0 Twumasi (48.), 3:0 Ducksch (52.), 4:0 Twumasi (89.)