SV Sandhausen

So kurios war die Verpflichtung von Gerrit Nauber

Die Verpflichtung des Innenverteidigers war kurios, heute kehrt Gerrit Nauber beim Spiel in Osnabrück in seine Heimat zurück

28.01.2020 UPDATE: 29.01.2020 06:00 Uhr 2 Minuten
„Verantwortungsbewusst, verlässlich und überlegt“ – so charakterisiert Sandhausens Trainer Uwe Koschinat seinen Innenverteidiger Gerrit Nauber (r.). Foto: vaf

Von Wolfgang Brück

Heidelberg. Uwe Koschinat (48) meint, dass es eine kuriose Situation gewesen sei, damals Anfang Juli. Lukas Gugganig (24) stellte sich beim SV Sandhausen vor und machte zwei Trainings-Einheiten zur Probe mit. Zeitgleich begann Gerrit Nauber (27) beim VfL Osnabrück mit der Vorbereitung auf die Saison. Doch wenn am heutigen Mittwoch (20.30 Uhr/Sky) Osnabrück und Sandhausen aufeinander treffen, trägt Gugganig das lila Trikot der Gastgeber, Nauber ist Sandhäuser.

Mit Götze in einem Team

Ein paar Zentimeter hätten gefehlt, so heißt es, sonst hätte Gerrit Nauber, der im gerade mal 15 Kilometer von Osnabrück entfernten Bad Iburg aufwuchs, einen Vertrag in der Heimat unterschrieben. Nauber misst 1.85 Meter, Gugganig 1.91 Meter. Das fehlende Gardemaß wurde zum Glücksfall für den SV Sandhausen. Nauber ist am Hardtwald unumstrittener Stammspieler. Leistungsträger. Er stand in der ersten Serie in sämtlichen Spielen von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz. Der Österreicher Gugganig hatte Probleme mit Knie und Knöchel. Er machte bisher nur neun Spiele mit.

Würden lokalpatriotische Gründe eine größere Rolle spielen im Profifußball, hätte der VfL Osnabrück Nauber verpflichten müssen. Mit 16 wechselte er aus der Nachbarstadt an die Bremer Brücke, auch wenn er bereits ein Jahr später ins Nachwuchs-Leistungszentrum von Bayer Leverkusen weiterzog. Er wurde mit der deutschen U 17-Auswahl Europameister. Seine Mitspieler waren Mario Götze und Marc-André ter Stegen. Warum aus den einen Nationalspieler wurden und der andere in der Regionalliga landete, hat nicht nur mit Leistung zu tun. Champions League-Teilnehmer Leverkusen war eine Nummer zu groß für den Berufsanfänger.

Nauber entschied sich für eine Ausbildung zum Sport- und Fitness-Kaufmann, begann danach ein Studium der Betriebswirtschaft. Mit den Sportfreunden Lotte stieg er in die Dritte Liga auf – das 2:0 auf dem Waldhof haben die Mannheimer inzwischen verschmerzt.

In 197 Spielen für den Osnabrücker Lokalrivalen erregte der bissige Innenverteidiger schon damals die Aufmerksamkeit von Uwe Koschinat. Nachdem Gugganig den Anruf aus Osnabrück erhalten hatte, er könne dort einen Vertrag unterschreiben, ging alles schnell. "Am Abend habe ich mit Gerrit telefoniert, am nächsten Nachmittag hat unser Sportlicher Leiter Mikayil Kabaca schon alles klar gemacht", erinnert sich Koschinat.

Der Fußballlehrer gerät ins Schwärmen, wenn er über einen seiner Musterschüler redet. Dann fallen Begriffe wie "verantwortungsbewusst, verlässlich und überlegt". Der Niedersachse weiß, was er will. Hinter der hohen Stirn ist ein wacher Geist. Sportlich, aber auch menschlich war er bisher für jeden seiner Vereine ein Gewinn. Trug die Kapitänsbinde sowohl in Lotte als später auch beim Zweitligisten Duisburg, wo er mit 25 schließlich doch den Schritt in den Profibereich wagte.

Mit seiner Salome hat Gerrit Nauber eine eineinhalbjährige Tochter, er fühlt sich wohl in der Kurpfalz. Dass er am Hardtwald mit Marlon Frey, Erik Zenga, Aziz Bouhaddouz und Leart Paqarada vier ehemalige Leverkusener traf, hat ihm die Eingewöhnung erleichtert.

Unterstützung wird der Innenverteidiger auch heute Abend erhalten. Von Bad Iburg, wo Freunde und Verwandte zuhause sind, ist es nur ein Katzensprung bis zur Bremer Brücke. Zumindest der Verteidiger hat ein Heimspiel. Vielleicht ist das ein gutes Omen für die Kurpfälzer, die bei erst einem Sieg in fremden Stadien auswärts bisher noch nicht überzeugen konnten.

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