Rhein-Neckar Löwen gegen THW Kiel

Zauberer Andy Schmid geht unter Tränen

Beim letzten Löwen-Heimspiel wurde Andy Schmid verabschiedet. Es gab eine 26:33-Niederlage gegen Kiel.

08.06.2022 UPDATE: 08.06.2022 22:10 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden
Andy Schmid musste schon direkt nach Abpfiff mit den Tränen kämpfen. Foto: dpa

Von Tillmann Bauer

Mannheim. Levi und Lio machten große Augen. Die beiden Buben standen auf der abgedunkelten Spielfläche der SAP Arena und legten ihre Köpfe in den Nacken.

Gerade wurde ein großes, gelbes Banner mit dem Namen ihres Vaters unter die Hallendecke gezogen. Über 11.000 Menschen standen und klatschten, weil sie emotional berührt waren, viele von ihnen kämpften mit den Tränen – und in einem einsamen Lichtkegel stand der Mann, dem diese ganze Zeremonie gewidmet war, der den Handballsport in den vergangenen Jahren geprägt hat wie kein anderer, der fünfmal in Serie zum besten Spieler der Liga gewählt wurde, der die Rhein-Neckar Löwen zu allen Titeln der bisherigen Klubgeschichte führte und nun diesen besondern Lebensabschnitt für immer beendet hat. Andy Schmid schluchzte.

Die Bundesliga verliert einen genialen Spieler, einen Zauberer und vor allem einen großartigen Menschen. Schmid wird bald in seiner Schweizer Heimat in Luzern spielen, bei den Löwen eine große Lücke hinterlassen und dennoch immer mit seinem Herzensklub verbunden sein.

Das Banner mit der Nummer "2" gesellt sich nun in einen elitären Kreis. Nach Gedeon Guardiola, Alexander Petersson, Meister-Trainer Nikolaj Jacobsen, Bjarte Myrhol und Uwe Gensheimer ist Schmid der sechste Mensch, der sich über diese Geste freuen darf. Geschäftsführerin Jennifer Kettemann hatte die anspruchsvolle Aufgabe, für diese unbeschreibliche Ära passende Worte zu finden. Sie sagte: "Du bist als Talent gekommen und gehst als absolute Legende. Die ganze Handball-Welt verneigt sich."

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Der Abend war emotional. Und so, wie es sich der Schweizer erträumt hatte. Erstmals seit der Pandemie war die SAP Arena bei einem Handballspiel wieder fast ausverkauft. Der Fanblock würdigte Schmid mit einer eigenen Choreografie, Sohn Levi hüpfte als Spezial-Einlaufkind mit Papa Schmid in die Halle.

In den Schlusssekunden standen dann Spieler und Trainer beider Klubs Spalier, Schmid umarmte jeden einzelnen, die Fans skandierten minutenlang seinen Namen – er grüßte ins Publikum und kämpfte schon da mit den Tränen. Dass am gleichen Abend auch Mait Patrail (Klub ungewiss), Ilija Abutovic (Chartres Metropole), Nikolas Katsigiannis (Lübbecke) und Cheftrainer Ljubomir Vranjes verabschiedet wurden, ging logischerweise etwas unter.

Genauso dass Handball gespielt wurde. Die Löwen verloren eine unterhaltsame Bundesliga-Begegnung gegen den THW Kiel mit 26:33 (15:14). Dabei gab’s passenderweise eine der besten Saisonleistungen (vor allem im ersten Abschnitt) zu sehen. Hauptakteur Schmid sorgte dabei für mehrere sportliche Highlights: Gleich zu Beginn setzte er Jannik Kohlbacher mit einem Sahnepass in Szene (4. Minute), wenig später brachte er mit drei Toren innerhalb von zwei Minuten die Arena zum Ausflippen (18.). Als sich aber in einem Spiel mit zwei starken Torhütern (Mikael Appelgren für die Löwen mit 32 Prozent/Niklas Landin 40 Prozent) der Rekordmeister Mitte des zweiten Abschnitts deutlich absetzen konnte (22:26/47.), wurde der Traum von einem Favoriten-Sturz immer unwahrscheinlicher. So richtig gestört hat die Niederlage aber niemanden.

Der Asphalt draußen, vor der Arena, war feucht. Es hatte ordentlich geregnet. Auch der Wettergott konnte seine Tränen nicht unterdrücken.

Löwen: Kohlbacher 5, Lagergren 4, Helander 4, Kirkelokke 2, Groetzki 5, Schmid 4, Knorr 1, Horzen 1.

Kiel: Zarabec 2, Reinkind 5, Horak 2, Duvnjak 4, Wiencek 5, Bilyk 5, Ekberg 6/1, M. Landin 3/1.

Strafminuten: Abutovic 4, Patrail 2 – M. Landin 2, Horak 2.

Stenogramm: 3:3 (5.), 7:6 (10.), 8:7 (15.), 11:10 (20.), 13:12 (25.), 15:14 (Halbzeit), 18:18 (35.), 18:19 (40.), 22:24 (45.), 23:27 (50.), 24:29 (55.), 26:33 (Ende).

Zuschauer: 11 453.

Würdiger Abschied: Andy Schmid konnte das letzte Löwen-Heimspiel zwar nicht gewinnen, der Mann des Abends war er trotzdem. Foto: vaf
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