Ex-Torwart Klaus Funk

"Die Goldmedaille liegt im Safe"

Dass er mit Eintracht Frankfurt vor 42 Jahren Uefa-Cup-Sieger wurde, bedeutet Klaus Funk immer noch viel.

16.05.2022 UPDATE: 17.05.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 53 Sekunden
Fast auf den Tag genau vor 42 Jahren: Bruno Pezzey (Mitte) und Eintracht Frankfurt bejubeln den Triumph im Uefa-Cup. Foto: dpa
Interview
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Klaus Funk (68)
Der ehemalige Profi-Torwart aus Bad Rappenau gehörte 1979/80 der Mannschaft von Eintracht Frankfurt an, die mit dem Finalsieg gegen Borussia Mönchengladbach (2:3/1:0) den Uefa-Cup holte.

Von Eric Schmidt

Bad Rappenau. Die "Adler", sie fliegen jetzt nach Spanien. In Sevilla bestreitet Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt am Mittwoch, 21 Uhr, das Europa-League-Finale gegen die Glasgow Rangers. Wie es ist, mit der Eintracht Europapokalsieger zu werden, weiß Klaus Funk. Der ehemalige Profi-Torwart aus Bad Rappenau gehörte 1979/80 jener Mannschaft an, die mit dem Finalsieg gegen Borussia Mönchengladbach (2:3/1:0) den Uefa-Cup holte – Funk bestritt in dieser Saison acht von zwölf Europapokalspielen, unter anderem das Halbfinal-Hinspiel gegen den FC Bayern München. "Bei mir kommen jetzt viele Erinnerungen hoch", sagt der 68-Jährige im Gespräch mit der RNZ.

Herr Funk, wo schauen Sie sich am Mittwochabend das Europa-League-Finale an?

In Sevilla.

Sie fliegen hin?

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Auf Einladung von Eintracht Frankfurt, ja. Heute gegen 11 Uhr geht es los. Auch die anderen aus der Mannschaft, die 1979/80 Uefa-Pokalsieger geworden sind, sind dabei.

Das komplette Team wird nicht mit von der Partie sein können.

Fünf Spieler von damals leben leider nicht mehr: Bruno Pezzey, Helmut Müller, unser rechter Verteidiger, Bernd Nickel, Jürgen Grabowski und Fred Schaub. Freddy hat damals im Final-Rückspiel gegen Gladbach kurz nach seiner Einwechslung das entscheidende Tor zum 1:0 gemacht. Auch unser Trainer Friedel Rausch und unser Manager Udo Klug sind tot. Soweit ich weiß werden auch noch ein paar andere fehlen – unter anderem Jürgen Pahl. Jürgen lebt in Paraguay.

Das heißt: Jürgen Pahl nimmt Ihnen dieses Mal nicht den Platz weg wie in den Uefa-Cup-Endspielen 1980.

Genau. Er nimmt mir dieses Mal nicht den Platz weg (lacht). Ich muss ihn vertreten am Mittwoch.

Es muss Sie damals doch geärgert haben, dass er in den beiden Finals gegen Gladbach im Tor stand – und nicht Sie?

Was heißt geärgert? Ich habe von den zwölf Spielen im Europapokal der Saison 1979/80 acht gemacht, Jürgen Pahl vier. Ich stand unter anderem gegen Aberdeen, gegen Rotterdam, gegen Brünn und im Halbfinal-Hinspiel gegen die Bayern im Tor. Ich war immer jemand, der die Mannschaft im Vordergrund sah – nicht mich, sondern das Kollektiv. Natürlich warst du ein bisschen neidisch. Aber wenn du zu zwei Dritteln dazu beigetragen hast, dass deine Mannschaft Europapokalsieger geworden ist, entschädigt das dafür, das Finale nicht gespielt zu haben.

Es war ziemlich knapp im Mai 1980: 2:3 im Hinspiel in Gladbach, 1:0 im Rückspiel in Frankfurt.

In Gladbach hätten wir auch höher verlieren können. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Jürgen Pahl hatte großen Anteil daran, dass es nur 2:3 ausging – er hat riesig gehalten. Das muss man neidlos anerkennen. Umgekehrt hat auch Jürgen Pahl irgendwo einmal gesagt: "Ohne die Glanzparaden in den Spielen zuvor von Klaus Funk wäre ich gar nicht erst ins Endspiel gekommen." Und es stimmt schon: Obwohl das erste Jahr in Frankfurt für mich schwierig war – in den Europokalspielen habe ich immer gut gehalten, immer über dem Durchschnitt.

Gibt es ein Spiel, das Sie besonders in Erinnerung haben?

Mein erstes gegen den FC Aberdeen. Alex Ferguson war der Trainer dort, der hat damals gesagt, dass er dem jungen Torwart Funk eine solche Leistung nicht zugetraut hätte. Auch das Spiel in Rotterdam war etwas Besonderes. 65.000 Zuschauer, Hexenkessel. Ich wurde mit Feuerzeugen, mit Klopapierrollen und Eiern beworfen – das war unvorstellbar. Aber da bist du dann in einem Tunnel drin, so fokussiert, so konzentriert. Je mehr hinter dir am Tor los ist, umso besser ist die Leistung.

Bei der jetzigen Eintracht hat man den Eindruck, dass sie sich in einen Europokal-Rausch gespielt hat. War das bei Ihnen auch so?

Ganz klar. Für mich ist das eine Parallele zu uns. Wir waren in der Saison 1979/80 am Anfang richtig gut drauf. Jürgen Grabowski wollte deutscher Meister werden, und wir waren in der Vorrunde lange unter den ersten vier der Tabelle. Als dann aber die Uefa-Pokal-Spiele gekommen sind, hat man gemerkt, dass die Konzentration auf den Europapokal größer gewesen ist als auf die Bundesliga. So sehe ich es momentan auch bei der Eintracht. Sobald das Flutlicht angeht, spielt sie sich in einen Rausch. Man sieht die Freude, die Leidenschaft, die Unbekümmertheit.

Sehen Sie auch Unterschiede?

Die Mannschaft heute kommt eher übers Kollektiv. Bei uns war es so: Wir hatten Jürgen Grabowski, einen Weltmeister. Der war für Frankfurt das, was Beckenbauer für München ist. Wir hatten Bernd Hölzenbein, ebenfalls Weltmeister. Wir hatten viele Nationalspieler und Bum-Kun Cha, einen Weltklassespieler. Friedel Rausch war ein sehr guter Trainer und angenehmer Mensch. Aber er hatte hin und wieder mal Zoff mit den Stars und wollte den ein oder anderen runterholen vom Sockel.

Und wie ist Ihr Verhältnis heute zu Jürgen Pahl?

Das Verhältnis ist heute besser, als es damals war. Wir telefonieren hin und wieder mal, schreiben uns gelegentlich eine Whatsapp. Die Rivalität zwischen uns war schon groß, das war nicht einfach.

Was erwartet Sie in Sevilla?

Eine schöne Stadt. Ich war mit dem VfB Stuttgart schon mal dort, als wir gegen Betis Sevilla gespielt haben. Unser Programm heute und morgen ist durchgetaktet. Heute sind wir in der Frankfurter Botschaft eingeladen und sollen auf der Bühne etwas zu unserem Europapokalsieg 1980 sagen. Am Mittwoch treten wir um 14.30 Uhr bei einem Fanfest auf.

Vielleicht sollen Sie auch die Eintracht-Glücksbringer spielen.

Ja, vielleicht. Und wenn es wirklich so ist, freu’ ich mich umso mehr.

Was glauben Sie: Wie geht’s aus?

2:1 für die Eintracht.

Dabei wird es auch auf den Torwart ankommen. Was sagt der Ex-Torwart Klaus Funk zum Jetzt-Torwart Kevin Trapp?

Er wird entscheidend sein, weil es ein enges Spiel wird. Da bin ich der Meinung, dass seine Erfahrung und Ruhe der Mannschaft gut tun werden. Für mich ist Kevin Trapp einer der besten Torhüter in Europa. Er ist weltklasse. Er ist ausgeglichen, stark beim Rauslaufen und auf der Linie. Sein Eins-gegen-Eins ist überragend. Er steht lange, er wartet und reagiert. Du siehst: Er ist frei. Er hat keinen Druck, er hat Spaß. Auch in einem Elfmeterschießen würde ich mir keine Sorgen machen.

Haben Sie eigentlich noch ein Souvenir vom Uefa-Cup-Sieg 1980?

Ja, klar – die Goldmedaille mit der Signatur "Uefa". Die liegt im Safe. Gold hat ja heutzutage einen gewissen Wert. Die wunderschöne Omega-Uhr, die wir damals vom Eintracht-Sponsor geschenkt bekommen haben, ist mir vor zehn, 15 Jahren leider gestohlen worden. Aber man verschmerzt das alles. Man hat Erinnerungen, und die gehen nicht verloren. Die kommen jetzt angesichts dieses Finales besonders hoch.

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