TSG Hoffenheim

Wenn der Torwart der beste Mann ist

Das spricht das zwar für Kapitän Oliver Baumann, aber nicht für die TSG Hoffenheim

28.11.2023 UPDATE: 28.11.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden
Hellwach: TSG-Keeper und Kapitän Oliver Baumann war am Sonntag gegen Mainz mal wieder bester Hoffenheimer. Foto: Pix

Von Nikolas Beck

Sinsheim. Herzlichen Glückwunsch! Pellegrino Matarazzo wird an diesem Dienstag 46 Jahre alt. Wünsche wollte der Trainer der TSG Hoffenheim im Vorfeld aber keine äußern. Stattdessen verriet "Rino", was er mit seiner Mannschaft bis zur Winterpause vorhabe: "Vollgas geben. Wir haben noch fünf Spiele, das sind fünf Riesenchancen, unsere Leistungen konstant zu bestätigen", sagte Matarazzo in der vergangenen Woche.

Wenige Tage später, als "Hoffe" im ersten der fünf Spiele (Matarazzo: "Für mich ist das eine Schlüsselphase") mit viel Mühe und ein bisschen Glück ein 1:1 im eigenen Stadion gegen Kellerkind Mainz 05 erzittert hatte, musste konstatiert werden: Der unausgesprochene Wunsch blieb unerfüllt.

Über weite Strecken sah das Hoffenheimer Spiel am Sonntagabend nach angezogener Handbremse statt Vollgas aus. Nur zu Beginn der zweiten Hälfte war’s temporeich, aber auf beiden Seiten, und vor allem von den Hausherren, viel zu fehlerlastig. "Es war ein zähes Spiel und wir können froh sein, dass wir einen Punkt mitgenommen haben", räumte Anton Stach ein.

Der defensive Mittelfeldspieler hatte an den ersten beiden Spieltagen noch das Trikot des Gegners getragen. Beim Wiedersehen staunte er nicht schlecht über die ehemaligen Teamkollegen: "Mainz war in manchen Situationen schneller, war einen Tick wacher. Wir haben viel zu viele Fehler gemacht, haben sie eingeladen zu Kontern und hatten keine gute Restverteidigung."

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Kurzum: Erneut präsentierte sich die TSG – nach wie vor auf Tabellenplatz sechs – vor ihren Fans ganz und gar nicht wie ein Europapokal-Anwärter. Dass es im sechsten Heimspiel der Saison nicht die fünfte Niederlage setzte, sondern am Ende immerhin ein Unentschieden raussprang, hatten die Kraichgauer einmal mehr ihrem Kapitän im Kasten, Torwart Oliver Baumann zu verdanken.

Nach etwas mehr als einer Stunde schlug zum erneuten Mal die große Stunde des Nationalkeepers, der zwar bereits häufiger eingeladen war, auf sein erstes Länderspiel aber noch wartet. Im Duell Mann gegen Mann aus elf Metern behielt Baumann gegen den Mainzer Aymen Barkok die Oberhand. Dreimal trat in dieser Spielzeit ein Schütze zum Strafstoß gegen Oli an – dreimal scheiterte er. Wie sich die Zeiten ändern ...

Rückblick: Vor dreieinhalb Jahren, als nicht nur die Fußballer von Corona ausgebremst wurden, jährte sich die Einführung des Elfmeterschießens zum 50. Mal. Die RNZ bat Baumann zum Gespräch – sehr zur Überraschung des 1899-Keepers. Er sei schließlich alles andere als ein Elfmeter-Killer, wenngleich er seine Statistik nicht im Kopf hatte. Damals klärten wir auf: Von 56 Elfern hatte er elf parieren können. Seither kamen wettbewerbsübergreifend bärenstarke neun Paraden von 22 Versuchen hinzu.

Die letzte eben am Sonntag gegen Barkok. Auch deswegen wählten die Kollegen der Bild den 33-Jährigen in die Elf des Tages. Freuen konnte sich Baumann, der erst kürzlich seinen Vertrag beim Dorfklub vorzeitig bis 2026 verlängert hat, darüber nur bedingt. Viel zu oft musste sich der Schlussmann von seinen Mitspielern im Stich gelassen fühlen. "Wir brauchen mehr Kontrolle und Stabilität, müssen es defensiv schleunigst besser machen", haderte "Hoffes" Nummer eins.

Denn es mag eine alte Fußball-Weisheit sein. Aber sie trifft nun mal zu: Wenn der Torwart der beste Mann ist, spricht das nicht unbedingt für dessen Mannschaft. Auch Matarazzo konnte an der Formstärke seines Spielführers nicht allzu viel Beruhigendes finden. "Beruhigender wäre es", entgegnete "Rino" einer entsprechenden Frage der RNZ, "wenn wir keine Elfmeter gegen uns bekommen würden."

Und wenn seine Elf endlich mal wieder zu Null spielen würde. In den 14 Pflichtspielen gelang das bislang nur einmal (Ende September beim 2:0 in Berlin). Nicht nur Anton Stach würde sich eine Wiederholung wünschen – "auch für Oli, der uns wieder mal im Spiel gehalten hat".

Ob beim Dorfklub Wünsche in Erfüllung gehen, wenn man sie ausspricht? Jubilar Matarazzo würde sich über ein derartiges Geburtstagsgeschenk sicher auch noch mit Verspätung freuen.

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