Emotionaler Abschied von Dongus und Tufekovic
Selina Cerci sicherte sich mit lupenreinem Hattrick beim 4:0 gegen Carl Zeiss Jena die Torjägerinnenkrone.

Von Michael Rappe
Sinsheim. Selina Cerci hatte nach dem Schlusspfiff der Bundesliga-Partie zwischen der TSG Hoffenheim und Carl Zeiss Jena viel zu tun. Die 24-jährige Nationalstürmerin war umlagert von jugendlichen Autogrammjägern, musste Trikots und Poster unterschreiben und für unzählige Selfies zur Verfügung stehen. Sie tat dies bester Laune. Mit einem lupenreinen Hattrick katapultierte sie sich am letzten Spieltag noch auf Platz eins der Torschützinnenliste, gemeinsam mit der Wolfsburgerin Lineth Beerensteyn hat sie 16 Treffer erzielt. Cerci ist in der Form ihres Lebens und mit Münchens Lea Schüller zusammen derzeit wohl beste deutsche Stürmerin. Sie dürfte ihren Platz im EM-Kader von Bundestrainer Christian Wück sicher haben.
Hoffenheims Trainer Theodoros Dedes hatte sein Team auf sieben Positionen geändert. Torfrau Martina Tufekovic war rechtzeitig für einen letzten Einsatz im TSG-Trikot fit geworden, doch es wurden nur 25 Minuten. Die Muskelverletzung im Oberschenkel brach wieder auf, so dass ihre Nachfolgerin Laura Dick ins Spiel musste. Mit riesigem Applaus wurde Tufekovic nach 16 Jahren bei der TSG verabschiedet. Sie wechselt wie auch der Sportliche Leiter Stephan Lerch nach Wolfsburg. "Das hatte ich mir natürlich anders vorgestellt", meinte sie traurig.
Emotionaler Höhepunkt der Partie war die 66. Minute, als Kapitänin Fabienne Dongus ein letztes Mal den Platz verließ. Das ganze Stadion stand, tief bewegt winkte die Hoffenheimer Rekordspielerin nach zwölf Jahren ins Publikum. An ihrem 31. Geburtstag hatte sie noch einmal ihre kämpferischen Qualitäten gezeigt. Wie Tufekovic und Dongus wurden auch Jana Feldkamp, Ereleta Memeti und Marta Cazalla vor der Partie mit Blumen und Geschenken verabschiedet. Sie alle werden weiter Fußball spielen, doch für Isabella Hartig ist das vorbei. Eine schwere Knieverletzung, die sie bereits zwei Jahre pausieren ließ, lässt Hochleistungssport im Alter von nur 27 Jahren nicht mehr zu. Auch die torgefährliche Mittelfeldspielerin hat Hoffenheim in zehn Jahren geprägt.
Der Spielfilm ist schnell erzählt. Jena hatte Hoffenheims Angriffswirbel nur wenig entgegenzusetzen. Mit sieben Toren haben die Minimalistinnen aus Thüringen zehn Punkte geholt und den Klassenerhalt geschafft. Aber auch nur, weil es durch die Aufstockung der Liga nur einen Absteiger (Turbine Potsdam) gab. Mit Bundesliganiveau hat die Offensive bei Jena rein überhaupt nichts zu tun.
Doch eine Selina Cerci wächst eben nicht auf den Bäumen. Nach zwei Abstaubern machte sie mit einem schönen Schlenzer ihren Hattrick perfekt. Die Mitspielerinnen taten alles, um ihr weitere Tore aufzulegen, die alleinige Torjägerinnenkanone schaffte sie nicht mehr. Den vierten Treffer erzielte nach einem ihrer unnachahmlichen Dribblings Ereleta Memeti, auch für sie ein schöner Abschied. Fast wäre Hoffenheim noch der Sprung auf Platz fünf gelungen, doch Freiburg gewann in der 87. Minute mit 3:2 gegen Werder Bremen. So ist es Platz sechs für die TSG-Frauen, mit zwei Punkten mehr als im Vorjahr, mehr geschossenen Toren und weniger kassierten Treffern. Es folgt ein weiterer großer Umbruch, am ersten Septemberwochenende beginnt die neue Saison mit dann 14 Vereinen. Wie die Männer ist auch der Hamburger SV künftig wieder erstklassig.
TSG Hoffenheim: Tufekovic (25. Dick) – Rankin, Ritter (25. Hahn), Cazalla, Janssens – Memeti, Dongus (67. Weiß), Feldkamp, Hickelsberger (46. Steiner) – Alber (59. Delacauw), Cerci.
FC Carl Zeiss Jena: El Sherif – Gora (70. Juckel), Ihlenburg, Heuschkel, Sträßer – Gora, Gaißer, Julevic, Bonsu (83. Fischer) – Reuter (70. Birkholz), Jaron (58. Reske), Gentile (58. Margraf).
Zuschauer: 1015.
Tore: 1:0 Cerci (7., 14., 45. +3.), 4:0 Memeti (77.).