Der SVS verliert in Hamburg 2:4
Einmal mehr standen die Sandhäuser am Ende mit leeren Händen da. Präsident Jürgen Machmeier interessiert die Tabelle jedoch nicht: "Die Mannschaft ist intakt."

Von Christoph Offner
Hamburg. Das Beste nach den ersten 45 Minuten im Volksparkstadion? Dass es nur 0:1 stand. Der SV Sandhausen hatte dem Hamburger SV am Samstagmittag in Halbzeit eins nur wenig entgegenzusetzen. Von Beginn übernahm die Mannschaft des gebürtigen Bruchsalers Tim Walter das Kommando.
Allein Tom Trybull, der von Alois Schwartz als zentraler Innenverteidiger der Dreierkette aufgeboten wurde, klärte dreimal in allerhöchster Not: Der Mann mit der Nummer 28 spitzelte den Ball vor dem einschussbereiten Jean-Luc Dompé weg (4. Minute), hielt den Kopf hin, als László Bénes abzog (5.) und schmiss sich in einen Dompé-Schuss (15.). Dazwischen verzog Miro Muheim aus 16 Metern (7.), und Robert Glatzel köpfte drüber (13.).
Vom SVS war wenig zu sehen. Ahmed Kutucu, der erstmals seit dem sechsten Spieltag wieder in der Startelf stand, hatte die beiden einzigen Sandhäuser Chancen. Zuerst versuchte der Deutsch-Türke den weit vor seinem Tor stehenden Daniel Heuer Fernandes aus 50 Metern zu düpieren (15.), dann prüfte er den HSV-Keeper mit einem Kopfball (22.). Mehr war nicht, weil der HSV den SVS unter Dauerdruck setzte.
Und unter dem brach die Sandhausen-Defensive in der 27. Minute zusammen: Muheim schickte mit einem starken langen Ball Dompé auf die Reise. Der schnelle Franzose kam vor Immanuel Höhn an den Ball und bediente in der Mitte Glatzel. Der Torjäger umkurvte Nikolai Rehnen, der erneut Patrick Drewes vertrat, weil dessen Wade wieder Probleme bereitete, und schob ein.
Es hatte sich abgezeichnet. Weil Aleksandr Zhirov den Trybull machte und sich mit allem, was er hat, in einen Schuss von Sonny Kittel schmiss (40.), ging es mit dem knappen 0:1-Rückstand in die Kabine.
Aus der kamen die Sandhäuser dann mutiger. "Wir sind ein bisschen schläfrig aus der Pause gekommen", monierte HSV-Trainer Walter. Bashkim Ajdini steckte auf rechts für Kutucu durch, der in der Mitte Cebio Soukou suchte. Ransford Königsdörffer war zwar eigentlich vor dem SVS-Angreifer am Ball, ließ ihn sich von Soukou aber wieder abluchsen. Der Rest war Formsache – 1:1 (50.).
Den Schock hatte der HSV allerdings schnell verdaut. "Wir haben uns geschüttelt und weitergespielt", sagte Walter. David Kinsombi verlor in der Vorwärtsbewegung den Ball an Muheim. Der Schweizer zog eine Flanke in die Mitte, wo Reis heranrauschte und zum 2:1 einnickte (56.).
Dass Licht und Schatten beim HSV-Außenverteidiger nahe bei einander liegen, bewies er zwölf Minuten später. Bei einem Befreiungsschlag duellierten sich Kutucu und Sebastian Schonlau griechisch-römisch, vom Rücken des Letzteren sprang der Ball dann zu Muheim. Der wollte einen Rückpass auf Heuer Fernandes spielen, was allerdings völlig misslang. Christian Kinsombi spritzte dazwischen, marschierte auf den Keeper zu und blieb im Eins-gegen-Eins cool (68.). Sandhausen glich zum 2:2 aus.
Sechs Minuten später jedoch der Schock: Der starke Dompé zog unwiderstehlich an Ajdini vorbei, Zhirov versuchte dessen Flanke zu klären und köpfte dabei ins eigene Netz (74.). Es war bereits das fünfte Eigentor des Russen, keinem anderen aktiven Zweitliga-Profi unterliefen mehr.
Wieder sechs Minuten später hebelte dann Bénes mit einem wunderbaren langen Ball die aufgerückte SVS-Defensive aus, Glatzel umkurvt erneut Rehnen und schob zum 4:2 ein (80.).
Einmal mehr standen die Sandhäuser am Ende mit leeren Händen da. "Nach dem 2:3 hat es der HSV gut heruntergespielt. Die Niederlage geht in Ordnung", seufzte Schwartz.
Das Beste an den zweiten 45 Minuten im Volksparkstadion? Dass "die Mannschaft nicht aufgibt, immer wieder versucht zurückzukommen", sagte Jürgen Machmeier: "Die Mannschaft ist intakt."
Hamburg: Heuer Fernandes - Muheim, Schonlau, David, Königsdörffer (85. Zumberi) - Meffert, Reis, Bénes (81. Suhonen) - Dompé (90. Amaechi), Glatzel, Kittel (90. Bilbija).
Sandhausen: Rehnen - Höhn, Trybull (84. Ritzmaier), Zhirov - Ajdini, D. Kinsombi (84. Bachmann), Papela, C. Kinsombi, Ochs - Soukou, Kutucu (84. Ademi).
Schiedsrichter: Frank Willenborg (Osnabrück)
Zuschauer: 55.246
Tore: 1:0 Glatzel (27.), 1:1 Soukou (50.), 2:1 Reis (56.), 2:2 C. Kinsombi (68.), 3:2 Zhirov (74.), 4:2 Glatzel (80.)
Update: Samstag, 12. November 2022, 16.40 Uhr
Sandhausen verliert in Hamburg und überwintert auf Platz 16
Hamburg/Sandhausen. (dpa) Die Mannschaft von Trainer Tim Walter bezwang im Volksparkstadion den SV Sandhausen mit 4:2 (1:0) und bleibt damit vor dem 1. FC Heidenheim, der den Relegationsplatz einnimmt. Die Sandhäuser verharren auf Platz 16, und können am Sonntag vom 1. FC Nürnberg und Arminia Bielefeld weiter nach unten gereicht werden.
Robert Glatzel mit seinem zehnten und elften Saisontreffer (27. Minute, 80.), Ludovit Reis (56.) sowie Alexander Schirow mit einem Eigentor (74.) trafen vor 55.246 Zuschauern für die Hamburger. Cebio Soukou (50.) und Christian Kinsombi (68.) waren für die Gäste erfolgreich.
Nach dem schwachen Spiel und der Niederlage bei Greuther Fürth (0:1) drei Tage zuvor zeigten die Gastgeber zunächst eine deutliche Steigerung. Coach Walter hatte wegen der sich häufenden frühen Gegentore mehr Haltung gefordert. Diesmal entfachten seine Profis mit Anpfiff einen enormen Druck, sodass die Sandhäuser in Nöte gerieten.
Nach der Führung blieb der HSV spielbestimmend, war aber vor dem Tor der Kurpfälzer nicht präzise genug. Das Team hätte eigentlich mit einer klareren Führung in die Halbzeitpause gehen müssen. Stattdessen fiel nach lässigem Beginn der Hamburger in der zweiten Hälfte der überraschende Ausgleich. Auch das zweite Gegentor der SVS entsprang einem eklatanten Abwehrfehler. Die größere Klasse der Gastgeber setzte sich aber durch.