Trainer Jens Keller sucht eine Wohnung
"Ein Spiel für die Tabelle": Der SVS könnte mit einem Sieg in Essen etliche Plätze gutmachen.

Von Claus Weber
Sandhausen. Als alle Fragen beantwortet waren und Medienchef Kim Rileit die Pressekonferenz gerade beenden wollte, meldete sich nochmal Jens Keller zu Wort. Er wolle etwas in eigener Sache sagen, erklärte der Trainer des SV Sandhausen und schmunzelte: "Ich suche eine Wohnung!" Zwei bis drei Zimmer sollten es sein, in der Umgebung, möglichst neu mit wenig Renovierungsbedarf.
Das Engagement am Hardtwald soll für den 53-jährigen Schwaben keine Kurzzeit-Beschäftigung bleiben. Dazu gibt es auch gar keinen Anlass. Seit der ehemalige Champions League-Coach Ende Oktober übernommen hat, ging’s beim Fußball-Drittligisten aufwärts. Zwei Siege und zwei Unentschieden in der Liga, die achtbare DFB-Pokalniederlage gegen Leverkusen, der Erfolg im badischen Pokal über Liga-Rivale SV Waldhof – die Bilanz kann sich sehen lassen.
Er habe keine Mannschaft vorgefunden, die am Boden lag oder bei der es nicht gestimmt habe, sagte Keller, allenfalls das Selbstvertrauen habe nach ein paar sieglosen Spielen gefehlt. Das haben sich die Kurpfälzer in den letzten Wochen erarbeitet – auch wenn noch nicht alles gut ist. "Mit der zweiten Halbzeit gegen Duisburg war ich nicht zufrieden", sieht der Coach Verbesserungsbedarf, wenn sein Team am Samstag (14 Uhr/MagentaSport) bei Rot-Weiss Essen antritt.
Die Mannschaft aus dem Ruhrpott hat eine erstaunliche Entwicklung hinter sich. In der letzten Saison rettete sie sich als Fünfzehnter ins Ziel, nun ist sie nach einem Zwischenhoch mit fünf Siegen in Folge Tabellenvierter. Eine knappe 1:2-Niederlage am vergangenen Samstag in Ingolstadt beendete die Serie. "Die Essener hatten letztes Jahr Probleme, aber sie haben sich gut verstärkt", sagt Keller über den Gegner, mit dem der SV Sandhausen noch nie die Klingen gekreuzt hat, "das ist eine kompakte Truppe."
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Fast 16 500 Zuschauer kamen zum letzten Heimspiel ins Stadion an der Hafenstraße. "Dort ist immer volles Haus und gute Stimmung", sagt Keller und warnt vor allem vor der Geschwindigkeit, die Rot-Weiss über die Außenbahnen ins Spiel bringt. "Ich will große Lauf- und Leidensbereitschaft meiner Mannschaft sehen", sagt der Coach.
Allerdings fällt mit Rouwen Hennings der bislang fleißigste Torjäger vermutlich die nächsten beiden Spiele wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade aus. Sehr zu Kellers Bedauern. "Jeder Spieler ist zu ersetzen", sagt der Coach zwar, "aber Rouwen ist enorm torgefährlich, er fehlt uns." Dass mit Tim Knipping, Dennis Diekmeier und Alexander Fuchs weitere wichtige Spieler nicht dabei sind, sei sehr ärgerlich. Diekmeier, Knipping und Hennings trugen bereits die Binde, deshalb wird wohl Alexander Mühling die Mannschaft aufs Feld führen.
Auf ihm lastet große Verantwortung. Denn mit einem Erfolg könnte Sandhausen etliche Plätze gut machen. "Das ist ein Spiel für die Tabelle", sagt der Trainer. Nur drei Punkte trennen den Vierten Essen (27 Punkte) vom SV Sandhausen auf Rang neun. "Wenn wir was reißen können, sind wir im oberen Bereich dick dabei." Dresden (37) und Regensburg (34) sind zwar enteilt, aber vom Relegationsplatz trennen nur drei Pünktchen. Der Aufstieg ist auch im Nachsitzen möglich. Jens Keller will sich schon mal auf eine längere Bleibe einrichten.
So könnte Sandhausen beginnen: Rehnen – Ehlich, Göttlicher, Geschwill, Weik – Mühling, Ben Balla – Stolze, El Zein, Burcu – Otto.