Ein Präsident in den bundesweiten Schlagzeilen
Nach der 1:2-Niederlage gegen Ulm soll Sandhausens Präsident Jürgen Machmeier die Schiedsrichter körperlich attackiert haben.

SVS-Präsident Jürgen Machmeier. Foto: vaf
Von Claus Weber
Sandhausen. Am Sonntagmittag schaffte es der SV Sandhausen im Nachrichtenüberblick der Deutschen Presseagentur mit einer Meldung, noch vor der verpassten Playoff-Teilnahme Lionel Messis in den USA zu stehen. Der Anlass ist unerfreulich. Jürgen Machmeier soll nach der 1:2 (1:0)-Niederlage am Freitagabend gegen den SSV Ulm das Schiedsrichter-Gespann von Florian Exner körperlich attackiert haben.
Der SVS-Präsident habe, heißt es in einer Mitteilung des DFB, den Unparteiischen auf dem Weg in die Kabine mit der Brust nach hinten gestoßen. Auch der Assistent habe anschließend einen Stoß gegen den Oberkörper erhalten.
"Schlimm genug, dass Schiedsrichter immer wieder von Zuschauern beleidigt, diffamiert, bedroht und angegriffen werden", wurde DFB-Schiedsrichter-Chef Lutz Fröhlich in einer Mitteilung zitiert, "wenn nun aber sogar ein Vereinspräsident den Unparteiischen und seinen Assistenten körperlich attackiert, ist eine neue Dimension erreicht." Zuvor hatte Sandhausens Sportdirektor Matthias Imhof Schiedsrichter Exner verbal angegriffen. Dafür sah er die Rote Karte.
Auf Anfrage der RNZ wollte sich der SV Sandhausen am Sonntag nicht zu den Vorwürfen äußern. Dafür hatte Jürgen Machmeier am Freitagabend Redebedarf. Der Präsident warf Florian Exner Vorsatz vor. "Das Spiel war schon vorher entschieden, so weit gehe ich", schimpfte Machmeier, "was der Schiedsrichter abgeliefert hat, da wurde eine rote Linie überschritten. Er hat für mich heute das Spiel klar entschieden." Mehr noch: Machmeier wollte gesehen haben, dass Exner SVS-Sportdirektor Imhof auf dem Weg in die Kabine auf den Fuß getreten und angegrinst habe.
Was den SVS-Chef so in Rage und die Situation zum Eskalieren gebracht hatte, war die Gelb-Rote Karte gegen Felix Göttlicher in der 9. Spielminute: "Die zweite Gelbe Karte war ja gerechtfertigt, aber die erste nach fünf Minuten muss man nicht geben, da hatte er kein Fingerspitzengefühl." Selbst ein Schiedsrichter-Beobachter, so der SVS-Chef, habe das moniert. Trainer Danny Galm stimmte zu: "Die erste Gelbe Karte gibt man nicht, die zweite hat das ganze Spiel verändert."
Sandhausen ging trotz Unterzahl in der 12. Minute durch David Otto in Führung, danach entwickelte sich die Partie aber zu einer Abwehrschlacht. Intensiv, kampfbetont und hochemotional. Von der hitzigen Stimmung ließen sich die Zuschauer anstecken. Sie pfiffen, riefen "Schieber", Ordner mussten die Schiedsrichter später in die Kabine eskortierten, während erboste Fans aufs Dach des Spielertunnels klopften und traten. Wilde Szenen am Hardtwald.
Der – völlig überzogene – Groll auf Florian Exner und die Enttäuschung über die Niederlage waren deshalb so groß, weil sich die Kurpfälzer mit Leidenschaft und Willen bis zuletzt dagegen stemmten – und mit etwas Glück sogar hätten gewinnen können. Fast eine Stunde verteidigten sie den knappen Vorsprung. Dann fälschte Max Geschwill einen Schuss von Dennis Chessa unhaltbar in den Torwinkel ab (67.). Und in der 90. Minute setzte Tobias Rühle aus kurzer Distanz den Lucky Punch.
"Wir sind überglücklich", freute sich Ulms Trainer Thomas Wörle über den Last-Minute-Sieg, "Sandhausen war ein sehr starker Gegner mit unglaublicher Power. Wir haben uns sehr schwergetan und selbst nach unserer 2:1-Führung blieb es gefährlich." Denn Livan Burcu knallte einen Freistoß in der dritten Minute der Nachspielzeit ins Kreuzeck, den Ulms Torwart Christian Ortag mit einer Glanzparade abwehrte und Rouwen Hennings und David Otto scheiterten bei überfallartigen Kontern.
Der Trainer sprach zwar von einer ganz bitteren Niederlage. Die allerdings werfe seine Mannschaft nicht zurück, sondern bringe sie einen weiteren Schritt voran: "So etwas schweißt uns zusammen." Mit Wut im Bauch gehe man nun in die nächsten Spiele am Samstag in Unterhaching und eine Woche drauf gegen den SC Verl.
Vorher allerdings dürfte sich das Sportgericht mit den Vorfällen beschäftigen. Für mangelnden Schutz des Schiedsrichters, Beleidigungen oder gar Tätlichkeiten gegen die Unparteiischen sieht die Rechtsordnung des DFB empfindliche Geldstrafen und Sperren vor.