Blamage gegen Tabellenletzten beim 29:26 verhindert
Die Löwen liegen lange gegen das Schlusslicht zurück, gewinnen aber letztendlich doch.

Von Tillmann Bauer
Mannheim. Juri Knorr, Ivan Martinovic, Sebastian Heymann und Halil Jaganjac (zusammen über 270 Saison-Tore) – allesamt entweder verletzt oder sichtlich körperlich angeschlagen?
Jetzt muss schon Patrick Groetzki im Rückraum ran!
Not macht eben erfinderisch. Der Rekordspieler und Spielführer der Rhein-Neckar Löwen – eigentlich seit Jahren auf der Außenbahn heimisch und einst nur als Jugendlicher im Rückraum – tauchte am Donnerstagabend für einige Minuten völlig unerwartet auf der halbrechten Position auf. "Johnny" wackelte gekonnt die Gegenspieler aus und steuerte sogar zwei Rückraum-Treffer bei.
Ein echter Kraftakt
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Die Zuschauer waren begeistert und klatschten. Aber nur kurz. Schließlich gab es an diesem Abend sonst nur wenig Positives zu bestaunen: Die gerade im Rückraum spärlich besetzten Rhein-Neckar Löwen haben sich gegen den Tabellen-Letzten 1. VfL Potsdam extrem schwer getan und durften sich nur wegen eines beeindruckenden Schlussspurts in den letzten Spielminuten noch über zwei Punkte freuen.
Der 29:26 (11:11)-Erfolg gegen das schwächste Team der Liga war der 16. Saison-Sieg – und ein echter Kraftakt!
Noch acht Minuten vor dem Ende lag die Mannschaft von Trainer Sebastian Hinze mit drei Toren hinten (21:24/52.). Es bahnte sich eine Überraschung an – ja sogar eine Blamage.
Die wurde in den Schlussminuten verhindert. Zwischen den Pfosten parierte der Schwede Mikael Appelgren (4 Paraden/40 Prozent gehaltene Bälle) wichtige Würfe. Im Angriff wurde konsequent die richtige Chance gesucht.
Die Fans skandierten mehrfach: "Kämpfen Löwen, kämpfen." Schließlich merkten auch sie, wie schwer sich ihre Vorbilder taten. Dass dieses furiose Finale überhaupt wieder notwendig war, lag an einer insgesamt ganz schwachen Angriffsleistung. Schon in den ersten Minuten gab’s einen echten Stolper-Start mit unerklärlichen Offensivfehlern und dadurch einen Vier-Tore-Rückstand (3:7/12. Minute). Generell lag der Außenseiter nicht nur in der ersten Halbzeit (11:11/30.), sondern auch im zweiten Durchgang häufig vorne (14:15/37.).
Vor allem im Angriff machen sich die personellen Ausfälle bemerkbar. Bis zur Pause gelangen nur elf Treffer. Jon Lindenchrone, Gustav Davidsson und Olle Forsell Schefvert sollten als verbleibende, gesunde Rückraum-Reihe viele Spielanteile bekommen. Letztendlich musste aber dann doch der mit einer Leisten-Verletzung angeschlagene Juri Knorr fast die gesamte Verantwortung schultern.
Seine Rückraum-Kollegen aus Skandinavien hatten – wie so oft – mehr schlechte als gute Momente: Über 5000 Zuschauer in der nur halb-vollen SAP Arena zitterten lange mit. Der Aufsteiger (erst 4 Punkte in 27 Spielen) schaffte es nach der Drei-Tore-Führung der Löwen (27:24/58.) kurz vor Schluss nicht mehr, noch mal zurückzukommen – und konnte sich für eine starke Leistung nicht mit Punkten belohnen.
Coach Hinze hatte noch vor seinem viertletzten Heimspiel als Löwen-Trainer (es geht noch gegen den VfL Gummersbach, den TV Bittenfeld Stuttgart und die Füchse Berlin) gesagt: "Potsdam ist eine Mannschaft, die wir daheim schlagen wollen – und auch müssen. Wenn wir das seriös angehen, ist es auch die Aufgabe, das zu lösen."
Der Löwen-Auftritt war die meiste Zeit dieser Begegnung nicht gerade seriös – lediglich die Einstellung in der Schlussphase.
Löwen: Lindenchrone 10, Kohlbacher 3, Móré 2, Groetzki 5, Michalski 1, Knorr 5, Schefvert 2, Nothdurft 1.
Potsdam: Akakpo 4, Kraus 5, Simic 5, Klein 2, Günther 1/1, Kofler 2, Fuhrmann 4/4, Orlov 2.
Strafminuten: Lindenchrone 2, Späth 2 – Akakpo 2, Fuhrmann 2.
Stenogramm: 0:3 (5.), 2:6 (10.), 5:7 (15.), 8:8 (20.), 9:9 (25.), 11:11 (30.), 13:15 (35.), 18:17 (40.), 20:23 (45.), 24:24 (50.), 25:24 (55.), 29:26 (60.).
Zuschauer: 5102